Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
in einigen Körperlängen Abstand nach, wenn auch nicht weit genug, um die Schafe davon abzuhalten, von Zeit zu Zeit immer wieder zu erschrecken und loszurennen, mich im Schlepptau. Ich war kein Hisaf mehr, der zur anderen Seite des Grabes reisen konnte; ich war ein unfähiger einhändiger Schäfer, der stolpernd auf dem Weg nach Hause war, zurück zum Gasthaus, um Maggie gegenüberzutreten.
    Sie sagte nichts, bis es sehr spät war. Den ganzen Abend lang drängten sich Leute vom Ort im Schankraum, um die Neuigkeiten von der Invasion durchzukauen.
    »Die Wilden rühren das gemeine Volk nicht an, das sagt jeder.«
    »Trotzdem, ich werde die Zinnplatte meiner Großmutter verstecken.«
    »Versteck lieber deine hübsche Tochter, Jack.«
    »Sie rühren gemeines Volk nicht an.«
    »Sie wollen die Prinzessin. Wie es ihnen die junge Königin versprochen hat.«
    »Diese Hexe! Sie haben sie zu Recht verbrannt!«
    »Haben diesen Adligen einfach mit Feuer aus seinem Anwesen getrieben. Seine Schwester haben sie auch getötet– eine Frau!«
    »Sie wollen, dass unsere Prinzessin weitab vom Königinnenreich lebt!«
    »Das ist nicht richtig. Königinnen bleiben und herrschen; Männer verteidigen. Wilde Bastarde!«
    »Sie sind Wilde, Hal– was kann man da erwarten?«
    »Ich habe gehört, dass sie sich bei Vollmond in Wölfe verwandeln können. Unter ihren Pelzen sind sie schon Tiere.«
    »Red nicht wie ein Dummkopf! Sie tragen Felle, aber sie sind Menschen.«
    »Jeffries bringt seine Familie morgen früh fort.«
    »Jeffries war schon immer ein Feigling.«
    »Sie rühren das gemeine Volk nicht an.«
    »Peter, Maggie, mehr Bier!«
    Ich füllte die Krüge aus dem Fass und trug sie, einen nach dem anderen in meiner heilen Hand, zu den beiden Tischen hinüber. Maggie arbeitete in der Küche, wusch Krüge, setzte den Brotteig für morgen an, damit er aufgehen konnte, und schickte Jee mit jeglicher kalter Mahlzeit, die bestellt wurde, in den Schankraum hinaus. Es war spät, als der letzte Mann ging, der betrunkene alte Riverton, der aus der Tür stolperte und auf seinem Weg hinaus an den Pfosten knallte. Vielleicht hätte ich ihn nach Hause begleiten sollen, aber die Nacht war warm, und wenn er sie irgendwo schnarchend auf dem Feldweg verbrachte, wäre es nicht das erste Mal gewesen.
    Ich schloss die Fenster. Jee ging nach oben. Wenn wir keine Gäste hatten, nahm sich jeder von uns eine der drei kleinen Schlafkammern, als wären wir Adlige, die in einem großen Haus lebten. Wenn die beiden Gästezimmer belegt waren, schlief Jee auf einem Lager in Maggies Zimmer und ich im Schankraum, »um das Feuer in Gang zu halten«. Im Sommer gab es kein Feuer, und ich schlief stattdessen im Schafstall. Der Schankraum wurde von zwei Windlichtern beleuchtet, die in Halterungen an der Wand befestigt waren, und zwei dicken Kerzen auf dem Tisch. Eine Kerze war bis auf den flackernden Docht heruntergebrannt. In der Düsternis des Raumes schien ihr Geruch genauso schwer zu werden wie der erstarrende Talg.
    Als ich aufstand, um die Tür zu verriegeln, sprang der große graue Hund herein. Er leckte mir kurz die Hand und legte sich dann neben dem Kamin auf den Steinboden, als hätte er jeden Tag seines Lebens dort geschlafen.
    »He, Junge, du tänzelst einfach herein und übernimmst alles, was?«
    Der Hund wedelte mit seinem vernachlässigbaren Schwanz.
    »Ich glaube nicht, dass Maggie das gefällt.«
    Sie kam aus der Küche herein und setzte sich auf eine Bank. Den Hund hinter dem anderen Tisch bemerkte sie nicht. »Peter, setz dich. Wir müssen reden.«
    »Die Schafe…«
    »Vergiss die Schafe! Sie sind bestens im Stall untergebracht, und das weißt du. Weshalb hast du zu Jee gesagt, dass wir aus Apfelbrück fliehen?«
    »Weil wir das tun werden.« Ich machte mich bereit. In dem trüben Licht wirkte Maggies Gesicht ruhig und müde, verletzlich sogar. In einer solchen Stimmung war es schwerer, ihr etwas entgegenzusetzen, als wenn sie wütend war. Sie hatte ihre Kappe abgenommen, und ihre hellen Locken fielen über Augen, die vor Erschöpfung bläuliche Schatten hatten.
    »Aber Peter«, sagte sie vernünftig, »es ist nicht gefährlich, wenn wir hierbleiben. Du hast gehört, was alle sagen– die Armee der Wilden tut gewöhnlichen Leuten nichts. Jeder hat das gesagt.«
    »Geschwätz aus vierter Hand von der Schwägerin des Vetters von irgendjemandes Weib.«
    »Lord Carush hat es auch gesagt. Ich habe ihn gehört.«
    »Maggie, ich gehöre nicht zu den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher