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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
Autoren: Phil Rickman
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gesehen.›»
    «Und auf diesem Wege nähern wir uns etwas, das der Wahrheit schon ziemlich nahekommt», sagte Siân Callaghan-Clarke.
    «Tun wir das?»
    «In neunzig Prozent der Fälle, ja.»
    «Jedenfalls», sagte Merrily, «war das der Hauptgrund, aus dem es mir schwergefallen wäre, nein zu sagen, als mir der Posten der Exorzistin – der Beraterin für spirituelle Grenzfragen – angeboten wurde.»
    «Ich kann immer noch nicht glauben, dass Sie es so lange machen durften … allein.» Siân schüttelte den Kopf. «Die Gefahr, in die Sie das gebracht hat …»
    «Wie bitte?»
    Eine der Kerzen ging aus, und Merrily fuhr mit dem Zeigefinger nervös am Rand ihres Priesterkragens entlang.
     
    Sie war naiv gewesen; sie hatte die Zeichen missdeutet.
    Huw Owen hatte ihr von Anfang an gesagt, was auf sie zukommen würde. Wenn Pfarrerinnen schon als beschönigender Verputz auf den zerbröselnden Wänden der Kirche betrachtet wurden, würde eine Exorzistin …
    «Genauso gut können Sie sich eine schöne große Zielscheibe zwischen die Titten malen», hatte Huw unvergesslicherweise gesagt.
    Ein oder zwei Monate zuvor, als der Bischof, Bernie Dunmore, gesagt hatte: «Ich bin leider schon wieder gefragt worden, was Sie bezüglich eines Beirats für spirituelle Grenzfragen zu unternehmen gedenken», hatte sie vom Thema abgelenkt.
    Okay, ihr war klar, dass es in der Diözese früher oder später eine Gruppe von Unterstützern würde geben müssen, aber es mussten schließlich die richtigen Leute sein. Wohlwollende Leute, die nicht ihre eigenen Interessen verfolgten, seien diese nun politischer oder anderer Natur.
    Nur wollten die Leute, die sie für die richtigen hielt, nichts davon wissen – Simon St. John zum Beispiel, der Pfarrer von Knight’s Frome, der in gespieltem Entsetzen zurückgewichen war und sich bekreuzigt hatte, als sie ihn fragte. Aber entscheidend war, dass er immer für sie da wäre, und das wusste sie, genau wie die weisen alten Eulen außerhalb der Diözese, Huw Owen und Llewellyn Jeavons. Es war eben bloß nicht offiziell; einige Leute machten es eben nicht offiziell.
    Leute wie Siân Callaghan-Clarke und Nigel Saltash dagegen machten es nur so und nicht anders.
    Saltash war ein guter Freund des Superintendenten und erteilte seinen professionellen Rat umsonst – der Superintendent hatte ihn einfach dem Bischof vorgestellt, und der Bischof hatte ihn Merrily vorgestellt. Wenn es um spirituelle Grenzfragen ging, musste man heutzutage einen qualifizierten Psychiater an seiner Seite haben. Und wenn er dann noch unabhängig und gratis war, galt er als Geschenk des Himmels. Danke, Gott. Vielen Dank.
     
    «Sie meinen, ich bin in spiritueller Gefahr?», sagte Merrily. «Als Frau in einer männlichen Tradition?»
    Jetzt starrte Siân sie an und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, als ob Merrily sie absichtlich reizte. Siâns Mutter war eine New-Labour-Baroness; sie trug ihre feministischen Qualifikationen wie provozierende Tattoos. In fünf Jahren würde sie entweder Bischöfin sein oder nicht mehr in der Kirche. Spirituelle Gefahr, politische Gefahr – für sie war das alles eins.
    «Ich meinte, im Sinne von … wenn Jesus selbst der erste Exorzist war», sagte Merrily lahm.
    Sie erinnerte sich an das, was ihr über ihren Vorgänger zu Ohren gekommen war, Thomas Dobbs, der zu verhindern versucht hatte, dass sie ihr Amt ausübte. Damals war sie vermutlich die erste – und mit Sicherheit die jüngste – Diözesanexorzist
in
Großbritanniens gewesen und trug den maßgeschneiderten Titel «Beraterin für spirituelle Grenzfragen». Wie sich später herausstellte, war sie vor allem ernannt worden, weil der damalige Bischof von Hereford ihr an die Soutane gewollt hatte. Siân Callaghan-Clarke an ihrer Stelle hätte die Gerüchte gehört und ihnen ein Ende gemacht.
    Rächte sich jetzt, dass sie so naiv gewesen war?
    Martin Longbeach zündete vorsichtig die Kerze wieder an. Er war pummelig und tuntig und trug eine Albe und ein übergroßes Brustkreuz, und es war bekannt, dass er wegen der im italienischen Stil erbauten Kirche ganz versessen auf die Gemeinde von Hoarwithy im Süden von Herefordshire war. Es war seine Idee gewesen, dass sie heute Abend Kerzen anzündeten, um die «Konzentration zu befördern».
    «Mit Gefahr», sagte Siân, «meinte ich die Gefahr, kompromittiert und ausgenutzt zu werden … und schnelle Entscheidungen treffen zu müssen, für die Sie vielleicht nicht …»
    … erfahren
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