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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
Autoren: Phil Rickman
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sagte ihm wahrscheinlich, was sie schon gewusst hatten.
    «Gibt es Zeugen?», fragte Mumford.
    «Ein Typ hat es von der anderen Seite des Flusses gesehen, oben in Whitcliffe. So ’n Künstlertyp. Malt Bilder vom Schloss. Hat durchs Fernglas einen Bussard beobachtet. Hat gesagt, es … ach, das willst du gar nicht wissen …»
    «Ich will alles wissen», knurrte Mumford, wohl wissend, dass er zitterte wie ein Zivilist.
     
    An diesem Abend hatte Angela, seine Schwester, Grund zu schreien.
    Die Jungs aus Hereford hatten Ange und ihren Lebensgefährten schließlich im
The Orchard Gardens
gefunden, dem Pub mit dem unzutreffendsten Namen weit und breit, draußen am Rand vom Plascarreg. Es ging schon auf Mitternacht, als sie im Krankenhaus ankamen, und Ange hatte anscheinend ordentlich was getrunken, und das erleichterte die Situation.
    In der Leichenhalle des Krankenhauses hatte Mumford sich abgewandt, trotz seiner Erfahrung mit diesen Dingen. So wie der Junge dalag – das Laken gab nur den Blick auf sein nicht allzu schlimm verletztes Gesicht frei –, sah er aus wie acht. Ange hatte nur einmal kurz hingeschaut und dann das ganze Programm abgezogen: Hände ringen und
Er ist es, er ist es …
schreien
, Scheiße, Scheiße, Scheiße, sieh doch, was sie mit ihm gemacht haben!
    Während dieser Darbietung hatte Mumford ihren Mistkerl von Lebensgefährten beobachtet, Lennox Mathiesson, der etwas vorgebeugt dastand, Hände in den Taschen, halb fasziniert mit dem Kopf nickend, sodass seine Ohrringe klimperten. Mumford wurde ganz übel, wenn er daran dachte, dass Angela von diesem Dreckskerl ein Baby erwartete. Sie war im fünften Monat.
    Am nächsten Vormittag würde die Leiche ihres ersten Kindes zur Autopsie nach Shrewsbury gebracht werden. Und an diesem Abend tat Angela vor dem Krankenhaus das, was sie schon getan hatte, als sie kaum laufen konnte: Sie verteilte großzügig die Schuld, bis für sie selbst keine mehr übrig war.
    «Diese egoistische alte Ziege, ich hoffe nur, jetzt ist sie zufrieden. Jetzt musste ich extra hierherkommen, um meinen Sohn tot da liegen zu sehen, getötet, weil sie nicht in der Lage war, sich um ihn zu kümmern. Sie hat mir … sie hat mir meinen Sohn weggenommen. Ich hoffe nur, jetzt ist sie zufrieden, verdammt.»
    Ange auf dem Parkplatz, mit verschränkten Armen und einem abgeschnittenen Oberteil, das ihren Nabel und ihren Zustand zur Schau stellte. Neununddreißig Jahre alt.
    «Ich glaube, du fährst besser nach Hause, Angela», sagte Mumford. «Ich rufe ein Taxi.»
    «Hier isser glücklicher, als er bei dir jemals war. Weißt du noch, wie Mom das gesagt hat? Und was hast du gesagt? Gar nichts, wie immer.»
    «Sie ist manchmal ein bisschen verwirrt», sagte Mumford ruhig. «Das weißt du doch.»
    Allerdings hatte Mom in diesem Fall mal vollkommen recht gehabt.
    «Sie is nicht in der Lage, sich um ein Kind zu kümmern. Und du hast nie was gesagt, ich hoffe also, du bist jetzt auch zufrieden, Mister Klugscheißer-Detective!»
    «Er ist kein Detective mehr.»
    Wissendes Grinsen von Lennox Mathiesson, zehn Jahre jünger als Angela, zweimal wegen Einbruch schuldig gesprochen, einmal wegen schweren Diebstahls, einmal wegen Körperverletzung.
    Mom mochte ja ein bisschen tattrig sein, aber einen üblen Mistkerl konnte sie noch erkennen, und deshalb hatten sie und Ange seit fast zwei Jahren nicht mehr miteinander gesprochen, seit Ange wegen Mathiesson Robbies Vater verlassen hatte – einen ganz anständigen Kerl, der in Burtons Herrenbekleidungsgeschäft arbeitete.
    Mumford holte sein Handy heraus und gab die Nummer einer Taxizentrale in Leominster ein, die er auswendig kannte. Das würde einiges kosten, aber er wollte, dass dieser Abend endlich ein Ende hatte.
    «Oh, okay, Hauptsache, ich bin weg.» Ange starrte ihn voller Verachtung an. «Hauptsache, ich bin weg, ich mach ja nur Ärger. Und diesmal machen wir echt Ärger, Mister, darauf kannst du dich verlassen. Als Erstes verklagen wir das Schloss.» Sie hatte jetzt die Hände in die Hüften gestemmt, und man sah deutlich ihren vorgewölbten Bauch. «Weil sie erlaubt haben, dass er da den ganzen Tag in diesen gefährlichen Ruinen rumrennt, die schon lange abgerissen gehören.»
    Rumrennen? Robbie? Mumford überlegte, wie oft er sie hatte sagen hören:
Manchmal frag ich mich, was das eigentlich für einer ist. Verkriecht sich immer mit seinen Büchern, hat keine richtigen Freunde. Das ist doch nicht normal, oder?
    «Angela», sagte er, «du
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