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Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery

Titel: Das Lächeln der Toten • Ein Merrily-Watkins-Mystery
Autoren: Phil Rickman
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an.
    «Andy …» Steve war wieder zu Atem gekommen. «Willst du zu deiner Mutter?»
    «Ja, bin gerade auf dem Weg.» Seine Mutter? «Ist was passiert? Ist was passiert, Steve?»
    Das klang alles andere als unerschütterlich.
    Er registrierte, dass er große Angst hatte, dass er vollkommen ungeschützt dastand, die Straßen drehten sich um ihn.
    «Ja», sagte Steve. «Es ist was passiert.»
     
    Er ging mit Steve Britton zum Schloss zurück.
    Ausgerechnet das Schloss.
    Es war eine Ruine, aber ziemlich groß, es war noch viel übrig. Von dieser Seite aus sah man nicht viel, aber wenn man am anderen Ufer des Flusses stand, war es immer noch riesig und beeindruckend.
    Mumford war in seinem ganzen Leben nur zweimal drin gewesen und in den letzten zwanzig Jahren überhaupt nicht.
    Aber Robbie wohnte praktisch hier, wenn er bei seinen Großeltern war, und das war fast in allen Ferien der Fall, seit Robbies Mutter zu diesem Nichtsnutz gezogen war. Robbie, der Geschichtsfreak. Ein ruhiger, liebenswerter Junge, der den Zustand seiner Oma bemäntelte, jeden Tag aufs Neue.
    Gott, bitte nicht Robbie. Das würde sie umbringen.
    Aber es konnte sowieso nicht sein. Das ergab gar keinen Sinn.
    «Wie ist der Junge denn da reingekommen, Steve?»
    «Wir vermuten, dass er einfach dringeblieben ist. Hat sich irgendwo versteckt, als sie das Schloss abends geschlossen haben. Es gibt hundert Verstecke hier … in diesen kleinen Gängen, den Türmen … es ist wie in einer Honigwabe.»
    Es sah im Abendlicht tatsächlich aus wie eine Honigwabe, so gelb und orange. Das Haupttor stand weit offen, ein junger Typ in Uniform, den Mumford nicht kannte, bewachte den Eingang.
    Man vergaß leicht, wie groß dieses Schloss war. Hinter der Wallmauer befand sich eine Grünfläche, von der ein steinerner Steg über den Graben führte, der inzwischen ganz ausgetrocknet war. Dahinter lag die Hauptfestung mit ihrem riesigen Torhausturm, dem normannischen … Burgfried? Hieß das so?
    Robbie hätte es gewusst.
    Es konnte nicht sein. Ein Vierzehnjähriger sah doch genauso aus wie der andere – Turnschuhe, Baseballkappe. Sicher war es das Kind von irgendeinem Touristen.
    Mumford hatte sich schon wieder aufs Beobachten verlegt, als wäre er nicht vor zwei Tagen aus dem Dienst ausgeschieden, als wäre das immer noch sein Job. Ein Teil von ihm wusste, dass er sich überlegen musste, wie er weitermachte, wenn er nicht alles verlieren wollte, was ihm jemals etwas bedeutet hatte – aber ganz bestimmt nicht als einfacher Mann des Volkes.
    Er ging mit seinem alten Kollegen, Sergeant Steve Britton, zu einem …
    … weiteren Tatort.
    Es war einfach ein weiterer Tatort. Es hatte nichts mit ihm zu tun. Es war ein Irrtum.
    Rötliche Sonnenstrahlen fielen auf den Rettungswagen, der neben dem Steg parkte. Ein paar Sanitäter beugten sich über den ausgetrockneten Graben.
    «Besucher können bis ganz nach oben», sagte Steve. Er sprach schnell, klang ein bisschen heiser. «Gute … gute Aussicht.»
    «Robbie kennt den Weg, Steve, er würde ihn auch im Dunkeln finden.»
    Der Turm wirkte jetzt unheimlich hoch, so hoch wie ein großes Mietshaus in diesem Teil der Welt. Der Steg hatte ein Holzgeländer, und Mumford konnte sogar von seinem Standpunkt aus sehen, dass sich darauf Blut befand.
    Er schaute in den Graben, auf dessen Grund etwas lag, verdreht. Und die Tatsache, dass sie es dort hatten liegen lassen, sagte alles.
    «Muss auf dem Geländer aufgekommen und abgeprallt sein», sagte Steve.
    «Genick gebrochen?»
    «Und noch einiges andere.» Steve schluckte. «Andy, ich … ich hoffe, ich täusche mich, das wollt ich nur sagen.»
    «Bestimmt», sagte Mumford. «Bringen wir’s hinter uns.»
    «Wir haben ihn immer in der Stadt gesehen. Immer wieder ist er die Broad Street langgegangen, und die Old Street, und am Revier vorbei. Man sollte meinen, das wird irgendwann langweilig.»
    Damit wollte Steve sagen, dass er wusste, wie Robbie Walsh aussah.
    «Ihm ist nie langweilig geworden», sagte Mumford. «Er hat immer was Neues gefunden. Ihm gefällt es hier. Er ist verrückt nach Geschichte. Geht zu allen Vorträgen, zu allen Ausstellungen, auch hier im Schloss.»
    «Die Leute kennen ihn, Andy. Die Einheimischen, die Ladenbesitzer. Immer höflich. Im Gegensatz zu den meisten anderen Blagen.»
    Steve behielt seinen Plauderton bei, um den Moment hinauszuzögern. Einer der Sanitäter hatte sich jetzt wieder aufgerichtet, sprach mit einem Polizisten und schüttelte den Kopf,
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