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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Ostwen, von ihrem Hass getrieben. Auch Selldur ritt mit ihnen.
    Noch immer stand Araniel nicht weit von ihr, Istyar der Königin zur Seite. Beide richteten die Augen auf einen Punkt im Zentrum des Torplatzes. Lothiel folgte ihrem Blick.
    Da saß Er. Hoch aufgerichtet auf seinem schwarzen Streitross überragte er das Meer der Kämpfenden wie ein dunkler Felsen. Um ihn seine Leibwache. Er schaute in ihre Richtung. Keine Bewegung verriet seine Wut, doch der Zorn glühte in seinen Augen.
    »Deine Schlacht ist verloren«, rief ihm die Königin zu und ihre helle Stimme trug weit über den Schlachtplatz. »Ruf deine Männer zurück und sie sind frei zu gehen oder sich den Gesetzen Laindors zu beugen.«
    Stille. Fast schien es, als seien auch die Kämpfenden zur Ruhe gekommen.
    Dann lachte Naurhir. Ein Lachen, das wie ein Brüllen war. Es tönte von den Mauern und Türmen wider. »Sollen die Gemeinen tun, was sie wollen. Ich gehe nicht eher, als ich Euch ins Verderben gerissen habe!«
    Lothiel erkannte, was der Feuermeister vorhatte, als er die ausgestreckten Hände auf die Königin richtete, sein Körper sich anspannte und sich sein Blick am Glühen seiner Augen entflammte. Beinahe instinktiv hob sie den Bogen und noch während der Pfeil von der gespannten Sehne Leithians schnellte, hörte sie sich rufen: »Warum gebt Ihr nicht auf? Vergesst Euren Hass! Sie ist nicht Taraita! Seht Ihr es denn nicht?«
    Leithians Pfeil verbrannte an der Brust des Feuermeisters und wie auf ein Zeichen trieben zwei seiner Leibwächter ihre Rösser auf Lothiel zu. Aus den Augenwinkeln sah sie Istyar und zwei der königlichen Gardisten ihr zu Hilfe eilen. Doch sie selbst konnte ihren Blick nicht mehr von dem Magier abwenden. Er sah sie an. Sie spürte das Feuer seiner Augen. Seine Hände brannten. Jetzt wirkte er nicht mehr alt. Jung war er, auf der Höhe seiner Kraft.
    Er lachte noch immer, lachte sie aus. Um seine vorgestreckten Hände bildete sich ein flammender Ring. Er brachte die Luft zum Flirren. Sie musste flüchten, ausweichen, den Bogen spannen … Sein Blick hielt sie fest. Sie war unfähig sich zu bewegen.
    Lauter und lauter wurde das brüllende Lachen des Feuermeisters. Es dröhnte in ihrem Kopf, füllte ihn aus, bis er zu bersten drohte. Es klang nach Wut und Hass und unermesslichen Schmerzen, wurde zu einem Schrei, der hinter ihrer Stirn anschwoll und ihr die Luft nahm. Dann war es vorbei.
     
    Naurhir schrie noch immer. Aber sein Schrei war nun ferner. Lothiel konnte wieder atmen. Vor ihr stand einer der Gardisten in Flammen. Doch der Feuermeister schrie und wand sich. Ein Pfeil ragte aus seinem linken Auge. Ein Pfeil von der Sehne Belegs, des Bogens der Macht, hatte sein Auge erlöschen lassen. Sein linker Arm hing kraftlos herab, während der rechte ziellos Mensch und Tier verbrannte. Dann erstarb der Schrei und Naurhirs verbliebenes Auge fixierte die Königin.
    Lothiel sah Araniels quälenden Kampf. Stück für Stück hob sie den Bogen und es schienen Ewigkeiten vergangen, bis sie Beleg in die richtige Position gebracht hatte. Langsam spannte sie seine Sehne, doch sie ging in Flammen auf.
    »Leithian!«, schrie Lothiel. »Jetzt ist deine Stunde!« Sie riss den Bogen hoch. Ein kurzes Zittern, dann zielte sie ganz ruhig. Der Pfeil drang in Naurhirs rechtes Auge. Diesmal verbrannte er nicht.
     
    Mit einem Knall barst das Haupttor unter den Schlägen der Ramme. Naurhir dagegen sank still von seinem Streitross. Die Königin richtete sich auf. Müde hob sie die Hand. Mehrmals atmete sie tief ein, doch dann klang ihre Stimme erneut über den Kampfplatz: »Haltet ein! Der Feuermeister ist besiegt! Die ihm folgten, mögen Frieden mit uns schließen. Des Blutes ist genug geflossen.«
    Lothiel lief über den Torplatz. Niemand kämpfte mehr. Aus den Gassen strömten die befreiten Rimgarder und ihre Jubelrufe vermischten sich mit denen der Befreier. Jemand griff nach Lothiels Arm, ein weiterer kam ihm zu Hilfe. Sie versuchten Lothiel hochzustemmen.
    »Lasst mich runter!« Sie riss sich los, rannte weiter. Immer mehr Menschen stellten sich ihr in den Weg. Immer wieder stolperte sie über Tote und Verwundete. Endlich sah sie Selldur. Sie rief nach ihm. Er kam ihr entgegen.
    »Geht es dir gut?« Lothiel betastete seinen Körper.
    »Mir geht es gut, Lothiel, mir geht es gut.«
    Lothiel schloss ihn in die Arme. »Wo sind die anderen?«
    Selldur nahm sie bei der Hand und führte sie mit sich. »Wir waren bei der Gräfin. Sie kämpfte wie eine
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