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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin
Autoren: Pilipp Bobrowski
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es mit der Ruhe vorbei. Den großen beleuchteten Platz sicherten hunderte stark bewaffneter Krieger. Auch auf der Hauptstraße, die zum Markt und von dort aus zur inneren Feste führte, marschierten fremdländische Einheiten auf und ab. Nichts erinnerte mehr an die friedliche Stadt, die Lothiel kannte. Viele der Häuser, die sie von ihrem Standpunkt aus sehen konnte, waren verbarrikadiert. Rimgarder konnte sie nirgends entdecken.
    Lothiel hockte sich hinter ein großes Fass und überlegte. Die Hauptstraße konnte sie nicht nehmen. Doch sie durfte sich auch nicht zu weit von ihr entfernen, denn sie fürchtete, sie könne sich in den engen Gassen verlaufen. Sie schlich ein Stück zurück, bis zum nächsten Weg, der von der Mauer ins Innere der Stadt führte. Er schien ihr geeignet. Die Häuser standen hier dicht beieinander und ließen nur wenig Licht vom Torplatz durch. Aber schon nach einigen Schritten stockte sie. An den Häuserwänden lehnten dunkle Gestalten. Lothiel war unschlüssig, doch dann rückte sie den Maskenhelm zurecht, streckte sich und schritt in der Mitte der engen Gasse aus, als sei sie in einem wichtigen Auftrag unterwegs. Niemand hielt sie auf. Einige grüßten, manche sogar freundlich. Lothiel nickte nur als Antwort, denn sie wollte sich nicht durch ihre Stimme oder ihre Aussprache verraten. Bisher schien alles gut zu gehen, doch sie war sehr angespannt. Auch war da wieder dieses ungute Gefühl, das sie schon bei dem Toten am Kanal beschlichen hatte. Sie glaubte in den Stimmen der Fremdländer nicht selten Freundlichkeit und Kameradschaft, aber auch Sorge und Furcht vor dem Kommenden zu entdecken. Und sie wusste, sollte ihr Plan gelingen, bedeutete das für manchen, der sie jetzt grüßte, den Tod.
     
    Ohne Zwischenfälle erreichte sie den Markt. Auch ihn fand sie von unzähligen der feindlichen Krieger besetzt. Viele schienen hier zu schlafen. Lothiel überlegte noch, wie sie den Platz umgehen sollte, als sie hinter sich Stimmen hörte. Zwei Fremdländer kamen die Gasse herauf. Ihr Zögern könnte Lothiel verraten. Es gab kein Zurück mehr. Ihre Knie zitterten bei den ersten Schritten, doch sie riss sich zusammen und marschierte quer über den großen Platz. Dabei musste sie oft dicht an den Lagernden vorbei, hier und da sogar über ihre Beine steigen. Erst als sie auf der gegenüberliegenden Seite einige hundert Schritte in einer dunklen Gasse verschwunden war, hielt sie an, lehnte sich an eine Hauswand und atmete tief durch. Dabei war ihr klar, dass ihr das Schwierigste noch bevorstand.
    Endlich erreichte sie das Tor zur inneren Feste. Natürlich wurde es bewacht. Lothiel zählte im Schein zweier Fackeln zehn Männer, die sich in unmittelbarer Nähe des Durchgangs aufhielten.
    Hier oben war es still. Lothiel befand sich ein Stück rechterhand des Tores und beobachtete die Posten von einer Häuserecke aus. Sie hörte einige Männer die Hauptstraße heraufkommen. Lothiel konnte sie erst sehen, als sie direkt auf das Tor zugingen. Die Posten hielten sie an. Die Männer wechselten ein paar Worte, einer zeigte ein Schriftstück vor, dann erst wurden sie eingelassen.
    Ich muss warten, ob es später eine Gelegenheit gibt.
    Sie schlich sich ein Stück vom Tor weg. Die Häuser, die sich an der Mauer drängten, standen offensichtlich leer. Lothiel fand eine verlassene Schmiede mit aufgebrochener Tür. Sie schlüpfte hinein, kämpfte sich im Dunkeln durch den Raum, in dem die Eroberer ein wahres Chaos hinterlassen hatten, und hockte sich an die hintere Wand.
    Nur nicht einschlafen.
     
    Sie hörte ein Geräusch. Jemand kam in die Schmiede.
    Warum habe ich mir ausgerechnet dieses Haus ausgesucht?
    Jetzt konnte sie den Eindringling sehen. Eine dunkle Gestalt.
    Komm nicht nach hier hinten!
    Lothiel schob sich weiter in die dunkle Ecke. Zog ihren Dolch unter dem Umhang. Die Gestalt näherte sich. Sie musste sie einfach sehen. Lothiel stellte sich schlafend. Die Gestalt blieb stehen. Es kam Lothiel wie eine Ewigkeit vor, bis der Eindringling sich wieder bewegte. Er bückte sich und hob etwas auf. Es schien schwer zu sein. Dann näherte er sich weiter, das schwere Etwas hoch erhoben. Ein Schmiedehammer!
    Im nächsten Moment schnellte sie nach vorn und riss dem Angreifer die Beine weg. Er war viel zu leicht. Der Hammer fiel zu Boden. Lothiel stürzte sich auf den Kerl, setzte sich obenauf und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Er trat um sich und schimpfte. Seine Stimme war die eines Jungen.
    »Wie heißt
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