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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Möglichkeit«, sagte Lothiel und alle Augen richteten sich auf sie.
     
    Als Lothiel geendet hatte, sah die Königin sie noch eine Weile nachdenklich an. Es war ganz still.
    »Nein«, sagte Araniel schließlich. »So verlockend dein Plan auch klingen mag, er ist zu gefährlich. Es ist unwahrscheinlich, dass einer allein ihn ausführen kann. Er wird scheitern und wir sind nicht weiter als zuvor.«
    »Wir haben aber auch nichts verloren«, sagte Lothiel.
    »Doch.« Die Königin sah sie fest an. »Selbst ein Leben ist es nicht wert, unnütz aufs Spiel gesetzt zu werden.«
    Lothiel wollte noch nicht aufgeben, doch sie sah, wie Istyar den Kopf schüttelte.
    »Wenn niemand einen anderen Vorschlag hat«, fuhr die Königin fort, »werden wir uns auf das Kriegsgerät verlassen müssen. Ich möchte, dass alle verfügbaren Kräfte daran arbeiten, denn es bleibt nicht viel Zeit.«
    Lothiel war nicht mehr bei der Sache. Sie hörte kaum noch, was gesprochen wurde. Gegen Abend entließ die Königin ihre Berater. Lothiel ging zu ihrem Zelt. Sie wurde bereits erwartet.
    »Sieh an, Magor. Da ist ja die Ausreißerin.« Rochon breitete die Arme aus und Lothiel flog ihm entgegen.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte sie.
    »Ich dich auch. Und Magor hier geht es ähnlich, auch wenn er es nie zugeben würde.«
    Lothiel lief zu dem Ritter und drückte ihn. Nach kurzem Zögern schloss er seine Arme um sie.
    »Ich glaubte schon, die neue Beraterin der Königin habe überhaupt keine Zeit mehr für uns«, sagte Rochon.
    »Ich tauge als Ratgeber wohl nicht viel«, antwortete Lothiel.
    Ein Knecht erschien und brachte ihnen ein Abendessen. Während sie gemeinsam speisten, erzählte Lothiel, was ihr widerfahren war und berichtete von der Beratung bei der Königin.
    »Wahrlich ein tollkühner Plan.« Magor lächelte anerkennend.
    »Verständlich, dass die Königin ihn abgelehnt hat«, sagte Rochon.
    Lothiel schwieg. Dann packte sie Rochon an den Schultern. »Ihr müsst mir helfen!«
    »Keiner von uns eignet sich dafür.«
    »Nein. Aber Ihr könnt der Königin sagen, sie soll noch vor dem Morgengrauen das Tor angreifen lassen.«
    »Du willst dich ihrem Befehl widersetzen?«
    »Sagen wir, ich werde heute Nacht einen Ausflug machen.«
     
    »Hier ist es.«
    In der Unterstadt war es gespenstisch ruhig. Lothiel konnte kaum etwas erkennen, doch sie hörte das Rauschen des Wassers.
    »Noch kannst du umkehren«, flüsterte Magor.
    »Ich will es versuchen.« Lothiel schob sich noch näher an den Kanal heran. Dabei stieß sie gegen einen Körper. Erschrocken fuhr sie zurück, doch nichts regte sich. Sie tastete sich wieder vorwärts.
    Der Körper war kalt. Es musste ein Fremdländer sein, denn er trug einen Maskenhelm. Lothiel verspürte ein ungutes Gefühl, doch schließlich griff sie nach dem Helm. »Er sollte mir den Weg etwas erleichtern«, flüsterte sie.
    Sie nahm Bogen und Köcher von der Schulter und reich te sie Magor. Auch den Helm ließ sie bei ihm. Dann kniete sie sich in das steinige Kanalbett und bewegte sich langsam vorwärts, bis sie die kleine Öffnung in der Mauer gefunden hatte. Von dieser Seite aus war es für sie noch schwieriger, hindurchzukommen, denn sie musste gegen die Strömung hinaufklettern. Bald schon steckte sie fest.
    »Ihr müsst schieben«, flüsterte sie Magor zu.
    Kräftige Arme packten sie an den Fußgelenken und Lothiel musste die Zähne zusammenbeißen, um die Schmerzen zu ertragen. Endlich auf der anderen Seite rieb sie sich die wunden Glieder. Dann legte sie sich bäuchlings in den Kanal. »Schiebt mir den Bogen, den Helm und die Pfeile durch.«
    Als sie alles bei sich hatte, versteckte sie Köcher und Bogen unter dem dunklen Umhang, den sie trug, und setzte den Maskenhelm auf. Er roch modrig und erschwerte die Atmung. Lothiel bedauerte die fremden Kämpfer fast, die solche Helme in der Schlacht tragen mussten. »Wünscht mir Glück«, flüsterte sie durch die Maueröffnung. Dann machte sie sich im Nachtschatten der Außenmauer auf den Weg.
     
    Sie kam nur langsam voran, wenn auch besser, als sie es gedacht hätte. Die Männer auf den Wehrgängen richteten ihre Blicke nur selten ins Innere der Stadt. Ansonsten hielt sich in der Nähe der Mauer kaum jemand auf. Nur ab und zu musste sich Lothiel verstecken. Die Dunkelheit allerdings sorgte dafür, dass sie sich weitgehend auf ihr Gehör verlassen musste. Und sie würde nicht den ganzen Weg an der Mauer entlangschleichen können.
    Als sie sich dem Haupttor näherte, war
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