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Das Lächeln der Kriegerin

Das Lächeln der Kriegerin

Titel: Das Lächeln der Kriegerin
Autoren: Pilipp Bobrowski
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Löwin. Rochon hielt ihr den Rücken frei. Magor und ich waren bei ihm. Als die Königin Naurhir entgegentrat und du ihr zur Seite standest, ließen die Kämpfe nach. Doch die Gräfin war wie eine Bestie.«
    »Was ist geschehen?«
    Selldur zeigte nach vorn. Eine größer werdende Gruppe Rimgarder versammelte sich um einen Reiter. Hochrufe drangen an Lothiels Ohr. Doch ein paar Schritte rechts von der Menge kniete ein Mann. Es war Magor. Er beugte sich über eine am Boden liegende Gestalt. Lothiel lief zu ihm.
    »Rochon!«, rief sie.
    Der Bote lächelte. »Du hast es geschafft.« Es war nur ein Flüstern.
    Magor machte ihr Platz und sie ließ sich auf die Knie fallen. »Rochon!«
    »Nun wird mich kein Kraut mehr heilen.«
    »Ihr dürft nicht sterben … Ich liebe dich.«
    »Gern hätte ich dir deinen Wunsch erfüllt.«
    Lothiel schlang ihre Arme um seinen Körper. Aus seiner Brust rann warmes Blut.
    »Ich wollte sie aufhalten, doch sie stach auf mich ein. Ich denke, sie hielt mich für einen Feind.« Rochons Hand umfasste Lothiels Arm und drückte ihn. »Bitte, lass sie in dem Glauben!«
    »Ich will dir deinen Wunsch erfüllen«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Halte noch ein bisschen durch!« Sie stand auf und wandte sich Selldur zu. »Wo ist Ostwen?«
    Selldur deutete auf den Reiter, den die Menschen umringten.
    Lothiel kämpfte sich zu ihr durch. Ostwen lächelte ihrem Volk zu. Doch Lothiel sah ihren Kummer.
    »Gräfin?«
    »Lothiel. Lasst sie zu mir!«
    Die Umarmung war innig. Lothiel spürte, dass Ostwen zitterte.
    »Es ist vorbei.« Ostwen sprach sehr leise. »Gierig suchte mein Schwert in den Eingeweiden der Mörder. Doch es fand keine Befriedigung. Nie wieder werde ich die strenge Stimme meines Vaters hören, nie wieder das sanfte Streicheln der Hände meiner Mutter spüren, nie wieder meinem kleinen Bruder Geschichten erzählen.«
    »Eure Familie wäre stolz auf Euch, Gräfin. Lasst sie in Eurer Erinnerung weiterleben.«
    »Ich danke dir. Doch nenn mich nicht Gräfin. Du sollst mir eine gute Freundin bleiben.«
    »Würdet Ihr mir dann einen Gefallen tun? Erinnert Ihr Euch an Euren Boten Rochon?«
     
    Rochon lächelte, als ihm Ostwen die Stirn küsste und leise zu ihm sprach. Lothiel drückte Selldurs Hand. Magor beug te sich zu ihr und sagte: »Ich denke, du hast ihn glücklich gemacht.«
     
    Der Frühling breitete seinen Duft über das Land. Lothiel lenkte das Fuhrwerk gemächlich über die Oststraße. Sie musste nicht suchen, um den kleinen Weg zu entdecken, der rechterhand in den Wald führte. Einen Moment hielt sie den Wagen an.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Selldur.
    »Es ist schwer.«
    »Bereust du, nicht in der Grenzfeste geblieben zu sein?«
    »Nein. Es zieht mich nach Hause. Auch wenn es nie mehr so sein wird wie früher.« Lothiel lenkte den alten Tass auf den schmalen Weg.
    Eine Weile schwiegen sie, lauschten dem Zwitschern der Vögel, dem Rumpeln des hoch beladenen Wagens und den meckernden Ziegen, die dem Fuhrwerk hinterhertrotteten.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte Gilborn, der auf Carroch folgte.
    »Wir sind gleich da.«
     
    Lothiel schaute Gilborn und Selldur eine Weile dabei zu, wie sie sich mühten, das Zelt aufzuschlagen. Dann wandte sie sich dem Grab ihrer Eltern zu.
    »Nun endlich bin ich zurück. Ich habe Gutes und Böses getan. Ich weiß, Ihr vergebt es mir. Doch ich werde mit der Schuld leben müssen.« Lothiel strich mit der Hand über das Grab. »Den ganzen Winter war ich fort. Nun baue ich Euren Hof wieder auf. Er steht dann auf Eurem Land. Der Graf gab es Euch zu eigen. Und seine Tochter, die junge Gräfin, hielt sein Versprechen. Ich habe zwei tüchtige Helfer. Schaut sie Euch an: Es wird nicht leicht. Doch wir werden es schaffen. Für Euch.«
    Gilborn rief nach ihr. »Selldur sagt, wenn wir ihm Wasser bringen, kocht er uns ein feines Abendmahl. Zeigst du mir den Weidenbach?«
    Lothiel war froh, dass Gilborn mit ihr gekommen war. Er hatte Cennan verloren und sein Vater war gefallen. Gilborns Bruder sorgte nun für die Mutter und die beiden kleineren Geschwister. Von der Wache der Grenzfeste wollte der Junge nichts mehr wissen. So hatte er Lothiel gefragt, ob er sie begleiten könne. Sie mochte ihn, sein rotes Haar und sein hübsches Gesicht mit den frechen Augen.
    »Findest du den Bach nicht allein?« Sie lachte. »Da vorn zwischen den Bäumen siehst du ihn doch.«
    »Nein. Zeig ihn mir.« Gilborn rannte in die Richtung, in die sie gedeutet hatte.
    Lothiel sprang
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