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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Autoren: Robert Ludlum
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Debatten und Untersuchungen. Geben Sie mir recht?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ja, natürlich, sonst hätten Sie das Thema ja von Anfang an nicht gewählt.« St. Claire blickte beim Sprechen zum Fenster hinaus. »Aber eine unorthodoxe Interpretation der Ereignisse — besonders, wenn es um eine Periode der jüngsten Geschichte geht — die einzig und allein auf den Schriften anderer beruht, würde doch kaum das Unorthodoxe rechtfertigen, oder? Ich meine, die Historiker hätten sich doch ganz bestimmt schon lange auf das Material gestürzt, wenn sie geglaubt hätten, etwas daraus machen zu können. Aber das konnten sie in Wirklichkeit nicht, also sind Sie über die akzeptierten Quellen hinausgegangen und haben verbitterte, alte Männer und eine Handvoll widerstrebener ehemaliger Abwehrspezialisten interviewt und ganz spezielle Meinungen aufgenommen.«
    »Ja, aber ...«
    »Ja, aber«, unterbrach St. Claire und wandte sich vom Fenster ab. »Sie selbst sagten ja, daß diese Lagebeurteilungen häufig auf >beiläufigen Bemerkungen‹ beruhten. Und Ihre Gewährsleute lehnen
es ab, genannt zu werden. Um Ihre eigenen Worte zu gebrauchen, Ihre Recherchen rechtfertigten zahlreiche Schlüsse nicht.«
    »Doch, das taten sie schon. Die Schlüsse sind gerechtfertigt.«
    »Aber man wird sie nie akzeptieren. Keine anerkannte Autorität, sei sie nun akademisch oder juristisch. Und mit Recht, so wie ich die Dinge beurteile.«
    »Dann haben Sie unrecht, Mr. St. Claire. Weil ich nämlich nicht unrecht habe. Es ist mir gleichgültig, wie viele Ausschüsse das behaupten. Die Fakten sind da. Sie ruhen unter der Oberfläche, aber niemand will über sie sprechen. Selbst heute noch nicht, vierzig Jahre später. Weil sich alles wiederholt! Eine Handvoll Firmen verdient auf der ganzen Welt Millionen, indem sie Militärregierungen unterstützen und als unsere Freunde bezeichnen, unsere >Erste Verteidigungslinie‹. Wenn sie ausnahmsweise einmal nicht Gewinn- und Verlustrechnungen studieren, ist es das, was sie beschäftigt ... schon gut, vielleicht kann ich keine Dokumentation liefern, aber ich werde nicht die Arbeit von zwei Jahren einfach wegwerfen. Ich werde nicht aufhören, weil ein Ausschuß mir sagt, daß ich akademisch nicht akzeptabel sei. Tut mir leid, aber das ist für mich nicht akzeptabel.«
    Das ist es, was wir wissen mußten. Würden Sie am Ende einen Kompromiß schließen und die Seiten wechseln? Andere hielten das für möglich, aber ich nicht. Sie wußten, daßSie recht hatten, und das ist für einen jungen Menschen eine zu große Versuchung. Jetzt müssen wir Sie entmachten.
    St. Claire blickte auf Peter herunter, ließ seine Augen nicht los. »Sie kämpfen auf dem falschen Feld. Sie haben die Zustimmung der falschen Leute gesucht. Suchen Sie sie anderswo. Wo es nicht wichtig ist, ob die Dokumentation vollständig ist.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ihre Dissertation enthält einige ausgezeichnete romanhafte Züge. Warum konzentrieren Sie sich nicht darauf?«
    » Was? «
    »Schreiben Sie einen Roman. Niemanden interessiert, ob ein Roman genau oder historisch authentisch ist. Das ist einfach nicht wichtig.« Wieder beugte St. Claire sich vor, und seine Augen ließen Kastler nicht los. »Schreiben Sie einen Roman. Mag sein, daß man Sie dann immer noch ignoriert. Aber zumindest haben Sie eine Chance, daß man Sie hört. Ihren augenblicklichen Weg weiter zu verfolgen, ist sinnlos. Sie vergeuden auf die Weise nur noch ein Jahr oder zwei oder drei. Am Ende — wofür? Schreiben
Sie einen Roman. Lassen Sie Ihren Zorn dort ab, und dann leben Sie Ihr Leben weiter.«
    Peter starrte den Diplomaten an; er war verunsichert, konnte seine eigenen Gedanken nicht mehr ordnen, und wiederholte so nur das eine Wort. »Roman?«
    »Ja. Jetzt sind wir ja, glaube ich, wieder bei diesem defekten Vergaser, obwohl die Analogie vielleicht schrecklich ist.« St. Claire lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wir waren ja übereingekommen, daß Worte für Sie keinen Schrecken enthalten. Sie haben den größten Teil Ihres Lebens Papier gesehen, das mit Worten gefüllt war. Jetzt sollen Sie Ihre Arbeit mit anderen Worten reparieren. Sie auf andere Weise angehen, eine Weise, die keine akademische Bestätigung erfordert.«
    Peter atmete langsam aus. Dann hielt er ein paar Augenblicke den Atem an, weil St. Claires Analyse ihn völlig betäubt hatte. »Einen Roman? Das ist mir nie in den Sinn gekommen ...«
    »Ich behaupte, im Unterbewußtsein schon«, warf der
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