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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Autoren: Robert Ludlum
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]ournal der Georgetown-Universität sich bereit erklärt, vierzehn Auszüge
aus seiner Doktorarbeit zu veröffentlichen. Insgesamt etwa dreißig Seiten. Sein Berater hatte das zustandegebracht, indem er eine Kopie an akademische Freunde in Georgetown gesandt hatte, die seine Arbeit für hoch interessant und beängstigend hielten. Das Journal stand auf dem gleichen Niveau wie Foreign Affairs; die einflußreichsten Leute im Land lasen es. Das mußte Folgen haben; jemand mußte etwas anbieten.
    Aber die Herausgeber des Journal hatten eine Bedingung gestellt: Angesichts der Eigenart seiner Arbeit mußte die Doktorarbeit angenommen werden, ehe sie bereit waren, das Manuskript zu veröffentlichen. Ohne dieses Prüfsiegel der Universität waren sie dazu nicht bereit.
    Und jetzt kam natürlich eine Veröffentlichung nicht mehr in Frage.
    Ursprünge eines globalen Konflikts lautete der Titel. Bei dem Konflikt handelte es sich um den Zweiten Weltkrieg, und die Ursprünge waren eine fantasievolle Interpretation der Männer und der Kräfte, die in den Katastrophenjahren von 1926 bis 1939 aufeinandergeprallt waren. Es nützte überhaupt nichts, dem Geschichtsausschuß zu erklären, daß es sich bei der Arbeit um eine interpretierende Analyse, kein juristisches Dokument handelte. Er hatte eine Kardinalssünde begangen: er hatte historischen Persönlichkeiten erfundene Dialoge unterlegt. Für die akademischen Haine von Park Forest war solcher Unsinn nicht akzeptabel.
    Aber Kastler wußte, daß seine Arbeit in den Augen des Ausschusses noch einen anderen, schwerer wiegenden Mangel aufwies. Er hatte seine Doktorarbeit voll Empörung und Erregung geschrieben, und Empörung und Erregung hatten in Dissertationen keinen Platz.
    Die Prämisse, die Giganten der Finanzwelt hätten passiv zugesehen, wie eine Bande von Psychopathen das Deutschland der Nach-Weimarer-Zeit geformt hatte, war lächerlich. Ebenso lächerlich wie offenkundig falsch. Die multinationalen Gesellschaften waren nicht imstande, das Nazi-Wolfsrudel schnell genug zu füttern; je kräftiger das Rudel, desto gieriger auch der Appetit des Marktes.
    Die Ziele und Methoden des deutschen Wolfsrudels wurden im Interesse einer ausweitenden Wirtschaft bequem verschleiert. Verschleiert, zum Teufel! Toleriert wurden sie, am Ende sogar, als die Kurven auf den Gewinn- und Verlustgrafiken schnell anstiegen, akzeptiert. Die Finanziers attestierten dem kranken Nazi-Deutschland wirtschaftliche Gesundheit. Und zu den Kolossen der internationalen
Finanz, die den Adler der Wehrmacht fütterten, gehörte eine Zahl der ehrenwertesten industriellen Adressen Amerikas.
    Da lag das Problem. Er konnte nicht vortreten und jene Firmen beim Namen nennen, weil er nicht über schlüssige Beweise verfügte. Die Leute, die ihm die Information gegeben und ihn zu anderen Quellen geführt hatten, ließen nicht zu, daß ihre Namen gebraucht wurden. Es waren verängstigte, müde, alte Männer, die von Regierungs- und Firmenpensionen lebten. Was immer in der Vergangenheit geschehen war, gehörte auch der Vergangenheit an. Sie waren nicht bereit, das Risiko einzugehen, daß die Großmut ihrer Wohltäter sich von ihnen abwandte. Sollte Kastler ihre privaten Gespräche veröffentlichen, würden sie alles ableugnen. So einfach war das.
    Aber so einfach war es in Wirklichkeit nicht. Es war geschehen. Die Geschichte war nicht berichtet worden, und Peter drängte es danach, eben dies zu tun. Es lag ihm fern, alte Männer zu vernichten, die nur Weisungen erfüllt hatten, die sie nicht begriffen hatten, und die den Hirnen anderer entsprungen waren, die in den Firmenhierarchien so weit oben angesiedelt gewesen waren, daß sie sie nur selten zu Gesicht bekommen hatten. Aber es war einfach falsch, Geschichte, die nirgends aufgezeichnet war, nicht zu registrieren.
    Also hatte Kastler die einzige Wahl getroffen, die ihm offengestanden hatte: Er hatte den Namen der Industriegiganten geändert, aber in solcher Weise, daß an ihrer Identität kein Zweifel blieb. Jeder, der eine Zeitung las, würde wissen, wer sie waren.
    Und das war der unverzeihbare Fehler, den er begangen hatte. Er hatte provozierende Fragen gestellt, die nur wenige als sinnvoll anerkennen wollten. Wenn Firmen und Stiftungen Universitäten mit Geldern bedachten, wurde die Universität von Park Forest stets mit sehr wohlwollenden Augen gesehen; Park Forest war kein gefährlicher Campus. Warum sollte dieser Zustand durch die Arbeit eines einzigen Kandidaten, der
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