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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Autoren: Robert Ludlum
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die aus einem Zufall entstanden ist. Aber Sie dürfen das nicht fortsetzen, Mr. Kastler. Wir müssen Mittel und Wege finden, um Sie aufzuhalten.
    Kastler hielt einen Augenblick inne; die Frage des alten Diplomaten war unerwartet gekommen. »Recherchen? Viel mehr, als der Ausschuß glaubt. Viel weniger, als gewisse Schlüsse gerechtfertigt hätten. Das ist so ehrlich gesprochen, wie ich nur kann.«
    »Es ist ehrlich. Sind Sie bereit, mir Einzelheiten zu nennen? Sie haben kaum Quellenangaben gemacht.«
    Plötzlich fühlte Peter sich unsicher. Was als Diskussion begonnen hatte, verwandelte sich langsam in ein Verhör. »Warum ist das wichtig? Es gibt sehr wenig Dokumentation, weil die Leute, mit denen ich sprach, das so wollten. «
    »Dann sollten Sie ihre Wünsche respektieren; unbedingt. Gebrauchen Sie keinen Namen.« Der alte Mann lächelte; sein Charme war ungewöhnlich.
    Wir brauchen keine Namen. Namen lassen sich leicht aufdekken,
sobald wir die richtigen Punkte entdeckt haben. Aber es wäre besser, keine Namen zu verfolgen, Viel besser. Das Flüstern würde sonst wieder beginnen. Es gibt bessere Mittel und Wege.
    »Also gut. Ich habe Leute interviewt, die während der Zeit von 1923 bis 1939 aktiv waren. Regierungsbeamte — in erster Linie im Außenministerium — Leute aus der Industrie und den Banken. Außerdem sprach ich mit einem runden halben Dutzend von Offizieren der Kriegsakademie und der Abwehr. Und keiner, Mr. St. Claire, kein einziger ließ zu, daß ich seinen Namen gebrauchte. «
    »Haben sie Ihnen so viel Material geliefert?«
    »Ein großer Teil lag in dem, worüber sie nicht sprechen wollten. Und dann waren da beiläufige Bemerkungen, seltsame Sätze, denen oft nichts folgte, die mich häufig weiterbrachten. Es sind jetzt alte Männer, alle — oder fast alle — in Pension. Ihre Gedanken wanderten; ebenso wie ihre Erinnerung. Eigentlich ist es eine traurige Sammlung; sie sind ...« Kastler hielt inne. Er wußte nicht, wie er weitersprechen sollte.
    St. Claire half ihm. »Im großen und ganzen verbitterte Abteilungsleiter und Bürokraten aus dem mittleren Bereich, die von unzulänglichen Pensionen leben müssen. Umstände wie diese führen häufig zu verärgerten und manchmal verzerrten Erinnerungen. «
    »Ich glaube nicht, daß das fair ist. Was ich erfuhr, was ich schrieb, ist die Wahrheit. Deshalb wird jeder, der meine Arbeit liest, wissen, welches jene Firmen waren, und wie sie operierten. «
    St. Claire tat den Satz ab, als hätte er ihn nicht gehört. »Wie sind Sie an diese Leute gekommen? Was hat Sie zu ihnen geführt? Wie bekamen Sie Zugang zu ihnen?«
    »Mein Vater hat mir am Anfang den Weg geebnet, später kamen andere dazu. Eine Art natürliche Entwicklung; Leute, die sich an andere Leute erinnerten.«
    »Ihr Vater?«
    »Er war Anfang der fünfziger Jahre Washingtoner Korrespondent des Scripps-Howard ...«
    »Ja«, unterbrach St. Claire mit leiser Stimme. »Mit seiner Unterstützung haben Sie also Ihre erste Liste zusammengestellt.«
    »Ja. Etwa ein Dutzend Namen von Männern, die im Vorkriegs-Deutschland beschäftigt waren. In der Regierung und außerhalb. Wie gesagt, diese Leute führten mich dann zu anderen. Und außerdem habe ich natürlich alles gelesen, was Trevor-Roper und
Shirer und die deutschen Autoren geschrieben haben. Das ist alles dokumentiert.«
    »Wußte Ihr Vater, was Sie suchten?«
    »Ihm genügte, daß ich hinter einem Doktortitel her war.« Kastler grinste. »Mein Vater hat nur eineinhalb Jahre eine Oberschule besucht. Das Geld war damals knapp.«
    »Wollen wir dann sagen, daß er weiß, was Sie gefunden haben? Oder zumindest glauben, gefunden zu haben.«
    »Eigentlich nicht. Ich dachte, meine Eltern würden die Arbeit dann lesen, wenn sie fertig war. Jetzt weiß ich nicht, ob sie sie lesen wollen; für sie wird das ein ziemlicher Schlag sein.« Peter lächelte. »Der ewige Student schafft es nicht.«
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, berufsmäßiger Student«, verbesserte der Diplomat.
    »Ist das etwas anderes?«
    »In der Vorgehensweise denke ich schon.« St. Claire lehnte sich schweigend vor, seine großen Augen musterten Peter. »Ich würde mir gern die Freiheit nehmen, die augenblickliche Situation so zusammenzufassen, wie ich sie sehe.«
    »Natürlich. «
    »Im Wesen verfügen Sie über das Material für eine einwandfreie theoretische Analyse. Interpretationen der Geschichte sind, seien sie nun doktrinärer oder revisionistisch, ein nie endender Stoff für
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