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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Autoren: Robert Ludlum
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sich habilitieren wollte, gefährdet werden — selbst wenn es sich nur um eine entfernte Gefahr handelte?
    Herrgott! Zwei Jahre. Es gab natürliche Alternativen. Er konnte seine Arbeit einer anderen Universität widmen und die ›Ursprünge‹ an anderer Stelle vorlegen. Aber was dann? War es das wert? Würde er es ertragen, daß man seine Arbeit zum zweitenmal zurückwies? Eine Zurückweisung zu erfahren, die in den Schatten seiner eigenen Zweifel lag? Denn Peter war mit sich selbst ehrlich. Er hatte keine so einzigartige oder brillante Arbeit geschrieben. Er
hatte einfach einen Abschnitt in der jüngeren Geschichte gefunden, der ihn wütend machte, weil er so viele Parallelen zur Gegenwart enthielt. Nichts hatte sich geändert; die Lügen von vor vierzig Jahren existierten immer noch. Aber er wollte nicht einfach alles aufgeben; er würde das nicht alles aufgeben. Er würde das, was er sich erarbeitet hatte, auch berichten. Irgendwie.
    Doch Empörung war kein Ersatz für qualifizierte Recherchen. Sorge um lebende Gewährsleute war schwerlich eine Alternative für objektive Erkundungen. Peter mußte widerstrebend einräumen, daß die Position, die der Ausschuß bezogen hatte, nicht ungerechtfertigt war. Er war im akademischen Sinn weder Fisch noch Fleisch; das was er geliefert hatte, waren teils Fakten, teils Fantasie gewesen.
    Zwei Jahre ! Vergeudet!
    Das Telefon der Sekretärin summte, es klingelte nicht. Das Summen erinnerte Kastler an das Gerücht, man habe spezielle Einrichtungen geschaffen, die sicherstellen sollten, daß Washington Munro St. Claire zu jeder Tages- oder Nachtzeit erreichen konnte. Es hieß, diese Einrichtungen seien der einzige Punkt, in dem St. Claire von seiner selbst auferlegten Unzugänglichkeit abwich.
    »Ja, Mr. Ambassador«, sagte die Sekretärin, »ich schicke ihn hinein ... Ja, es ist schon gut. Wenn Sie mich brauchen, kann ich bleiben.« Offensichtlich wurde sie nicht gebraucht, und Peter hatte den Eindruck, daß sie darüber nicht glücklich war. Die Prätorianergarde wurde entlassen. »Sie müssen um halb sieben beim Empfang des Dekans sein«, fuhr sie fort. Einen Augenblick herrschte Schweigen; dann antwortete die Frau: »Ja, Sir. Ich rufe an und sage, daß Sie bedauern. Gute Nacht, Mr. St. Claire.«
    Sie sah Kastler an. »Sie können jetzt hineingehen«, sagte sie, und ihre Augen blickten fragend.
    »Danke.« Peter erhob sich aus dem unbequemen Stuhl mit der geraden Rückenlehne. »Ich weiß auch nicht, weshalb ich hier bin«, sagte er.
    In dem mit Eiche getäfelten Büro mit den Kathedralenfenstern erhob sich Munro St. Claire hinter dem antiken Tisch, der ihm als Schreibtisch diente. Er ist ein alter Mann, dachte Kastler, als er auf die ausgestreckte rechte Hand zuging, die der andere ihm über den Tisch hinhielt. Viel älter, als er aus der Ferne wirkte, wenn er mit festem Schritt über den Campus ging. Hier in seinem Büro schien sein hochgewachsener, schlanker Körper mit dem Raubvogelkopf und dem verblichenen blonden Haar Mühe zu haben,
sich aufrecht zu halten, und doch stand er aufrecht da, als weigerte er sich, irgendwelchen Schwächen nachzugeben. Seine Augen waren groß, zeigten aber keine erkennbare Farbe, wirkten in ihrem stetigen Blick eindringlich, aber nicht ohne Humor. Seine schmalen Lippen hatten sich unter seinem gepflegten, weißen Schnurrbart zu einem Lächeln verzogen. »Kommen Sie, kommen Sie, Mr. Kastler. Es ist mir ein Vergnügen, Sie wiederzusehen. «
    »Ich kann mich nicht erinnern, daß wir uns schon einmal begegnet wären.« «
    »Gut für Sie! Lassen Sie mir das nicht durchgehen.« St. Claire lachte und wies auf einen Stuhl vor dem Tisch.
    »Ich wollte Ihnen nicht widersprechen, ich habe nur ... « Kastler hielt inne, als er begriff, daß alles, was er sagen würde, albern klingen würde. Er setzte sich.
    »Warum nicht?« fragte St. Claire. »Wenn Sie mir widersprechen, wäre das nichts im Vergleich zu dem, was Sie einer Legion zeitgenössischer Wissenschaftler angetan haben.«
    »Wie bitte?«
    »Ihre Dissertation. Ich habe sie gelesen.«
    »Das schmeichelt mir.«
    »Ich war sehr beeindruckt.«
    »Danke, Sir. Andere waren das nicht.«
    "Ja, das habe ich gehört. Man hat mir gesagt, daß der Habilitationsausschuß sie abgelehnt hat.« «
    »ja.«
    »Eine verdammte Schande. Sie haben viel harte Arbeit hineingesteckt. Und einige sehr originelle Gedanken.«
    Wer sind Sie, Peter Kastler? Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was Sie angerichtet haben?
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