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Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT

Titel: Das Kastler-Manuskript - Ludlum, R: Kastler-Manuskript - THE CHANCELLOR MANUSCRIPT
Autoren: Robert Ludlum
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Männer, die man bereits vergessen hatte, haben ihre Erinnerung durchforscht und flüstern jetzt angsterfüllt. Georgetown wimmelt von Gerüchten. Von einer obskuren Universität im Mittleren Westen ist ein Dokument eingegangen, das sich als Bombe erweisen wird. Ein belangloser Student hat uns plötzlich an etwas erinnert, an das sich niemand erinnern möchte. Mr. Kastler, Inver Brass kann nicht zulassen, daß Sie weitermachen.
    Peter sah, daß die Augen des alten Mannes gleichzeitig ermutigend und doch desinteressiert waren. Er konnte nichts verlieren, wenn er direkt war. »Wollen Sie damit andeuten, daß Sie vielleicht ...?«
    »Nein«, unterbrach St. Claire scharf und hob die Hand. »Nein, niemals. Ich würde mir unter keinen Umständen anmaßen, eine
solche Entscheidung in Frage zu stellen; das steht mir nicht zu. Und ich befürchte, die Ablehnung beruhte auf gewissen durchaus zulässigen Kriterien. Nein, ich würde mich da unter keinen Umständen einschalten. Aber ich möchte Ihnen gern einige Fragen stellen, vielleicht Ihnen auch ein paar Ratschläge erteilen.«
    Kastler beugte sich vor. »Was für Fragen?«
    St. Claire lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Zuerst, was Sie angeht. Ich bin bloß neugierig. Ich habe mit Ihrem Doktorvater gesprochen, aber das ist natürlich aus zweiter Hand. Ihr Vater ist Journalist, Zeitungsmann?«
    Kastler lächelte. »Er würde sagen, war. Er geht nächsten Januar in Pension.«
    »Ihre Mutter schreibt auch, oder?«
    »Ja, ein wenig. Artikel in Zeitschriften, Frauenkolumnen. Sie hat vor Jahren Kurzgeschichten geschrieben.«
    »Das geschriebene Wort enthält für Sie also keine Schrecken.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Der Sohn eines Mechanikers geht mit weniger Zittern und Zagen an einen Vergaser heran, der nicht funktioniert, als der Abkömmling eines Ballettmeisters. Ganz allgemein gesprochen natürlich. «
    »Ganz allgemein gesprochen, würde ich Ihnen recht,geben.«
    »Exakt.« St. Claire nickte.
    »Wollen Sie mir etwa sagen, meine Dissertation sei ein defekter Vergaser?«
    St. Claire lachte. »Wir wollen den Dingen nicht vorgreifen. Sie haben Ihre Diplomarbeit in Journalismus geschrieben und beabsichtigen offensichtlich auch, zur Zeitung zu gehen.«
    »Irgendeine Form der Medien jedenfalls. Ich weiß noch nicht genau, welche.«
    »Und doch haben Sie dieser Universität zugemutet, Ihnen einen Doktortitel in den Geschichtswissenschaften zu erteilen. Sie haben es sich also anders überlegt.«
    »Eigentlich nicht. Meine Überlegungen waren noch gar nicht abgeschlossen.« Wieder lächelte Peter, diesmal etwas verlegen. »Meine Eltern behaupten immer, ich sei berufsmäßiger Student. Nicht, daß es ihnen etwas ausmacht, ich hatte ein Stipendium für das Diplom. Ich habe in Vietnam gedient, also zahlt die Regierung für mein Studium hier. Außerdem gebe ich Nachhilfestunden. Offen gestanden, ich bin beinahe Dreißig und weiß immer noch nicht recht, was ich machen soll. Aber ich glaube, das ist heutzutage gar nicht mehr so selten.«

    »Ihre Arbeiten scheinen anzudeuten, daß Sie eine gewisse Vorliebe für das akademische Leben haben.«
    »Wenn sie das taten, so gilt das heute nicht mehr.«
    St. Claire warf ihm einen Blick zu. »Sagen Sie mir etwas über die Dissertation selbst. Sie haben da überraschende Andeutungen gemacht und beunruhigende Schlüsse gezogen. Im Wesen klagen Sie ja viele der Führer der freien Welt — und ihre Institutionen — an, vor vierzig Jahren die Augen gegenüber der Drohung, die Hitler darstellte, geschlossen zu haben. Oder was noch schlimmer ist, direkt und indirekt das Dritte Reich finanziert zu haben.«
    »Nicht aus ideologischen Gründen. Um des wirtschaftlichen Vorteils willen.«
    »Scylla und Charybdis?«
    »Das akzeptierte ich. Und jetzt, heute, wiederholen ...«
    »Trotz allem, was der Habilitationsausschuß sagte«, unterbrach ihn St. Claire mit leiser Stimme, »müssen Sie doch umfangreiche Recherchen angestellt haben. Wie umfangreich?«
    Was hat das in Ihnen ausgelöst? Das ist es, was wir wissen müssen, weil wir wissen, daß Sie nicht locker lassen werden. Sind Sie von Männern gelenkt worden, die nach all diesen Jahren Rache suchten? Oder war es — was viel schlimmer wäre — ein Zufall, der Ihre Empörung zum Ausbruch gebracht hatte? Gewährsleute können wir unter Kontrolle halten; wir können sie widerlegen, zeigen, daß sie unrecht haben. Aber Zufälligkeiten können wir nicht unter Kontrolle halten. Auch nicht Empörung,
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