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Das Kastanienhaus

Das Kastanienhaus

Titel: Das Kastanienhaus
Autoren: Liz Trenow
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mit. Irisch vielleicht.
    » Wie geht es ihr? « Ich halte es kaum aus, die Antwort zu hören.
    » Heute ein bisschen besser. Wenn die Untersuchung okay ist, darf sie vielleicht nach Hause. «
    » Miss Ryan, lassen Sie mich Ihnen rundheraus sagen, wie froh ich bin, dass wir sie gefunden haben, und ich möchte Gwen unbedingt wiedersehen. Meinen Sie, sie wäre damit einverstanden? «
    » Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht « , sagt sie. » Aber ich werde sie fragen, in Ordnung? «
    » Ich möchte sie nicht unter Druck setzen. «
    » Selbst wenn sie Ja sagt, wird sie nicht in der Lage sein zu reisen – Sie müssten also herkommen. Ist Ihnen das möglich? «
    » Ich bin mir sicher, dass mein Sohn mich fahren wird « , sage ich und kreuze die Finger. Emily nickt energisch. » Ich gebe Ihnen meine Nummer und warte darauf, wieder von Ihnen zu hören, okay? «
    » Das wäre wunderbar « , sagt sie.
    Obwohl es erst drei Tage her ist, kommt es mir vor wie Monate. Unaufhörlich jagen Fragen durch meinen Kopf. Was passiert gerade? Ist Gwen schon zu Hause? Wie geht es ihr? Hat Catherine mich erwähnt? Hat sie sie gefragt? Was, wenn sie Nein sagt?
    In der Zwischenzeit habe ich die Familie von meinen Plänen in Kenntnis gesetzt.
    » Bist du verrückt geworden, Mum? « , sagt Simon. » Du schaffst es nur mit Mühe, ohne Hilfe bis ins Bad zu gehen, und redest davon, so weit fahren zu wollen? «
    » Sei nicht so unhöflich zu deiner Mutter « , rügt ihn Louise. » Aber im Ernst, Lily, es ist wirklich ein langer Weg. Fünf Stunden Fahrt mindestens. Ich bin mir sicher, dein Arzt wird das kaum gutheißen. «
    » Wenn es für sie wichtig ist, sollte sie trotzdem fahren, Mum « , sagt meine Enkelin. Ich lächele ihr dankbar zu.
    » Es ist mir egal, was der Doktor sagt « , murmele ich entschlossen. » Wenn du mich nicht fährst, nehme ich mir ein Taxi. «
    Endlich ruft Catherine an. » Gwen ist wieder zu Hause « , sagt sie. » Sie ist sehr schwach, aber die Schmerztherapie scheint anzuschlagen. Sie würde Sie gerne sehen, Lily, sehr gerne sogar. Können Sie kommen? Bald? «
    Vor Erleichterung würde ich am liebsten weinen. » Passt Ende der Woche? Donnerstag oder Freitag? «
    » Beides. «
    » Haben Sie vielen Dank, Catherine. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen. «
    » Bitte, sagen Sie Cath zu mir « , entgegnet sie. » Bis bald. «
    Mein Sohn hat nachgegeben und wird mich fahren. Unterwegs werden wir in einem Bed & Breakfast übernachten, damit die Fahrt für mich nicht zu anstrengend wird. Emily, die es sich nicht nehmen lässt, ebenfalls mitzukommen, hat bereits etwas gebucht, für mich ein Zimmer im Erdgeschoss.
    Ich bin nervös, liege nachts wach im Bett und überlege, was ich sagen soll. Tagsüber grabe ich Kleidung aus meinem Schrank, die ich seit Jahren nicht getragen habe, und quäle mich trotz meiner eingeschränkten Beweglichkeit mit Anprobieren herum.
    » Was meinst du? Blau oder beige? « , frage ich Emily und halte die Strickjacken vor mich.
    » Blau, Gran. Ab in die Tonne mit der beigefarbenen « , antwortet sie mit der erfrischenden Absolutheit der Jugend.
    Bleibt noch die Frisur. Meine Friseurin kommt ins Haus, um meinem immer noch dichten, inzwischen natürlich grauen Haar, einen schicken Schnitt zu verpassen. Wir legen die Sachen zurecht, die wir mitnehmen wollen: das Fotoalbum und als Geschenk ein Exemplar von Vaters Geschichte der Seide – Emily packt es ein.
    Als wir auf der unbefestigten Straße vor einem kleinen Cottage aus grauem Stein anhalten – dem mittleren von drei nebeneinanderliegenden –, steht eine Frau, die ich auf etwa Ende sechzig schätze, auf der Veranda. Catherine Ryan vermutlich. Sie trägt eine Gartenschürze, darunter Jeans und T-Shirt und könnte Gwens jüngere Schwester sein mit dem stämmigen Körperbau, der blassen, sommersprossigen Haut und dem rötlichen Haar, von dem allerdings nur ein paar Strähnen in den ansonsten grauen Locken übrig sind.
    Der Vorgarten sieht verwildert aus, die Blumen sind verblüht bis auf ein paar gelbe und rote Rosenbüsche, in denen sich die letzten Blüten im Wind wiegen.
    » Sie müssen Cath sein « , sage ich aus dem offenen Wagenfenster heraus. Sie nickt. » Darf ich bekannt machen? Mein Sohn Simon und meine Enkeltochter Emily – sie ist diejenige, die Sie aufgespürt hat. «
    » Ich freue mich sehr, Sie alle zu sehen « , sagt sie. » Kommen Sie bitte herein. «
    Emily und Simon stützen mich, als ich den Kiesweg auf zwei Stöcken
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