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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe
Autoren: Dagmar Clemens
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annahm. Dann bat sie sie, für sie einen Flug zu reservieren, was sie ebenso widerwillig tat. Kurz nach Mittag verließ sie das Büro. Sie hatte sich von Pessoa noch verabschieden wollen, aber er saß bei einem der Abteilungsleiter und wollte nicht gestört werden.
    Als sie auf die Straße trat, musste sie an ihren früheren Chef denken. Dick Rogers war so ganz anders gewesen. Er hatte sie gemocht und ihr das auch gesagt. Als sie einmal nach längerer Krankheit wieder ihren Dienst antrat, hatte er sie herzlich begrüßt und gesagt, sie solle es langsam angehen. Er war charismatisch und stets über alle Vorgänge informiert. Er ließ ihr viele Freiheiten und verstand es trotz seines stressigen Jobs, das Leben zu genießen. Am meisten schätzte sie seine lockere und manchmal sehr witzige Art. Er war ein fröhlicher Mensch, in dessen Gegenwart sich jeder wohlfühlte. Sie vermisste ihn.
    Auf dem Weg nach Hause ließ sie sich Zeit. Die Sonne lugte kurz hinter einem Wolkenberg hervor. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und begann, sich auf die Zeit in Irland zu freuen.
    Claire starrte auf ihre geöffnete Reisetasche und dann auf den Stapel, der noch auf dem Bett lag. Vielleicht war ein Koffer doch besser. Aber Koffer waren so sperrig. Sie packte die Tasche wieder aus und legte ein Kleid, einen schwarzen Hosenanzug und zwei Kostüme weg. Die Sachen würde sie vielleicht gar nicht brauchen, außerdem waren sie zu elegant. Dafür packte sie einen sportlichen Hosenanzug aus knitterfreiem Stoff, zwei Jeans, einige T-Shirts und drei Pullover ein.
    Das war schon besser. Was sonst noch? Dicke Socken, am besten mehrere Paare. Wahrscheinlich war es im Wohnhaus kalt und zugig. Und eine Regenjacke, schließlich regnete es in Irland bekanntermaßen oft.
    Reichte das? Sie blickte in den geöffneten Kleiderschrank. Das pflegeleichte schwarze Kleid mit halbem Ärmel, das konnte auch mit. Es war extra für Urlaubsreisen gedacht.
    Nur mit Mühe konnte sie alles verstauen und war froh, als die Reisetasche verschlossen vor ihr stand.
    Viktor hatte noch nicht angerufen. Psychologisch geschickt, wie er wahrscheinlich meinte. Erst ein- oder zweimal darüber schlafen, damit alle Beteiligten wieder ruhig wurden. In der Zwischenzeit sich die richtigen Argumente zurechtlegen. Und dann erst das Gespräch, in dem er ganz souverän auftrat und sie wieder beruhigt war. Weil sie doch eingesehen hatte, dass er nur das Beste wollte.
    Aber diesmal hatte er Pech gehabt. Seine Argumente nutzten ihm nichts. Er würde sie so schnell nicht finden.

    Sie verbrühte sich fast an dem Kaffee und balancierte den Becher vorsichtig zu ihrem Platz. Noch eine halbe Stunde. Eine Familie mit zwei kleinen Kindern, die ausgelassen herumtollten, wartete ebenfalls. Und ein älteres Ehepaar, das ein wenig ängstlich wirkte. Der Mann sah immer wieder auf seine Uhr und nickte dann seiner Frau beruhigend zu. Der junge Mann ihr gegenüber war sicherlich geschäftlich unterwegs. Zumindest wirkte er so. Er trug eine Aktentasche, den obligatorischen dunklen Anzug und eine Wirtschaftszeitung, die er nun schon dreimal weggelegt hatte, als langweile ihn die Lektüre, die zu lesen er sich zwang.
    Eine Frau, ungefähr in ihrem Alter, in einem extravaganten roten Kostüm, erwartete offensichtlich jemanden. Sicher den Ehemann oder Freund. Sie zog jetzt zum zweiten Mal schon ihren Taschenspiegel hervor. Ein älterer Mann mit Bierbauch schien zu schlafen. Seine Augen waren geschlossen und er gab leise Schnarchgeräusche von sich.
    Sie nippte wieder an ihrem Kaffee, der bitter und immer noch heiß war. Die Frau im Kostüm stand plötzlich auf, ihr Gesicht erhellte sich. Claire drehte den Kopf und sah statt eines Mannes eine schlanke attraktive Blondine, die mit großen Schritten auf die Frau im Kostüm zueilte und sie auf den Mund küsste und umarmte.
    Der Schnarcher wachte mit einem Laut auf, sah sich um und setzte sich auf. Und dann ertönte die Lautsprecherstimme, die den Flug aufrief. Sie reihte sich in die Warteschlange ein und ärgerte sich, als sie neben den Schnarcher zu sitzen kam.
    Dieser schlief nach dem Start sofort wieder ein und schnarchte weiter. Unruhig blätterte sie in einem Buch, konnte sich aber nicht konzentrieren. Nina wollte ihr nicht aus dem Kopf. Was mochte passiert sein?
    Als die beiden damals in Irland den Hof fanden, rief Tim an und bat sie, zu kommen und sich alles anzusehen. Die Verbindung war schlecht, sie verstand nicht alles, was er sagte. Nur dass zu dem Anwesen
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