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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe
Autoren: Dagmar Clemens
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mich das an Marisa erinnert. An den ganzen Stress mit ihr. Alles das, was ich nicht mehr haben wollte. Aber ich hatte mich trotzdem in dich verliebt.«
    Sie schluckte.
    »Und dann tauchte dein Verlobter auf.«
    »Wir waren nicht verlobt«, sagte sie mit heiserer Stimme.
    »Ja, das hatte mir Nina wohl sagen wollen, als sie zu mir kam. Aber sie kam im denkbar schlechtesten Moment. Ich hatte gerade mit Marisa telefoniert und war wütend. Nina hat ziemlich konfuses Zeug geredet. Von Zoe, die immer nur rumjammere und Scabri verritten habe, und dann von Samira, die du einreitest, und von einem Pferd namens Teufel, das sie boshaft nannte, und was weiß ich.«
    Er lächelte und sie sah Nina vor sich, die auf ihn einredete.
    »Sie sagte, Tim habe ihr geraten, sie solle sich nicht einmischen, aber das könne sie nicht. Dein Freund sei endgültig gegangen und du wolltest ihn nicht wiedersehen. Und dann sagte sie tatsächlich, ich hätte keine Ahnung von Frauen. Und dann ging das Telefon und Marisa war wieder am Apparat und wollte den Termin bei der Anwältin verschieben. Und da platzte mir der Kragen und ich sagte zu Nina, ich hätte die Nase voll von allen Frauen. Und da ging sie sofort.«
    Er griff nach ihren Händen.
    »Claire«, begann er. »Ich habe dir so viel zu sagen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hör auf damit.«
    »Doch, Claire«, er zog sie an sich, aber sie sperrte sich.
    »Ben, lass uns nicht davon reden. Ich verstehe dich schon.«
    »Nein, tust du nicht«, sagte er heftig. »Du irrst dich. Ich liebe dich.«
    Einen Moment hatte sie das Gefühl zu schweben, aber dann wurde sie zornig.
    »Du irrst dich in meiner Person«, fauchte sie ihn an. »Was immer man mir vorwerfen kann, ich bin nicht inkonsequent. Ich habe mich von Viktor getrennt und dabei bleibt es. Ich wusste nicht, dass er einfach hier aufkreuzt und so tut, als sei alles beim Alten. Ich bin nicht wie deine Frau. Bei mir gibt es kein Hin und Her. Und ich will auch keinen Kontakt mehr zu ihm haben.«
    Er versuchte sie zu unterbrechen, aber sie fuhr fort: »Ihr könnt nicht voneinander lassen, das sagte mir Alex schon. Für eine andere Frau ist da kein Platz. Aber ich könnte nie mit einem Mann zusammen sein, für den es immer noch eine andere gibt.«
    »Marisa und ich haben uns scheiden lassen«, unterbrach er sie rüde. »Deshalb waren wir zusammen in Deutschland.«
    Sie schwieg betroffen und hatte schlagartig den Eindruck, betrunken zu sein.
    »Vielleicht hätte ich weiter um sie gekämpft. Das weiß ich nicht.«
    Die Farbe seiner Augen war grau, nicht blau.
    »Aber dann bist du hier aufgetaucht. Und das hat alles verändert.«
    Sie sagte nichts. Ein leises Wiehern drang zu ihr. Coras Fohlen, wie sie deutlich erkannte. Das Kleine wollte auf die Weide, wo es am Vortag zum ersten Mal gewesen war und in anfänglich unsicherem, dann immer schnellerem Tempo weite Kreise um seine Mutter drehte. Es war lustig anzuschauen gewesen, Nina hatte begeistert in die Hände geklatscht und war auf der Stelle gesprungen.
    »Claire, ich meine es ernst. Ich bin fertig mit Marisa. Und ich habe es als große Erleichterung empfunden, endlich einen Schlussstrich gezogen zu haben. Meine Anwältin, die ich noch aus der Schulzeit kenne, hat mir schon seit Jahren zugeredet, endlich Schluss zu machen. Sie wollte meinen Entschluss gebührend feiern und hat mich sogar zum Essen eingeladen. Sie kennt Marisa und mag sie nicht.«
    Seine Anwältin war das also gewesen.
    »Claire, ich hätte mich jetzt sowieso von ihr getrennt.«
    Sie schwieg immer noch.
    »Claire«, er zog sie an sich und diesmal wehrte sie sich nicht. »Wenn du nicht mich oder dich glücklich machen willst, dann denk wenigstens an Nina. Als ich eben zu euch kam und du nicht da warst, hätte Nina mich am liebsten im Wohnzimmer eingesperrt, damit ich nicht wieder fahre, ohne mit dir gesprochen zu haben. Sie machte tatsächlich den unsinnigen Vorschlag, ich solle mich neben den Weihnachtsbaum setzen. Als dein Geschenk sozusagen.«
    Sie lächelte unsicher.
    »Du machst sie todunglücklich, wenn du mich wieder fortschickst.«
    Sie sah ihn an. Seine Gesichtszüge waren ihr so vertraut, als kenne sie ihn schon seit Jahrzehnten. Sie musste an Maureen denken, die ihre Liebe nicht gefunden hatte und einsam gestorben war. Sie dachte an Viktor, den sie nicht liebte, und an Nina, die Tim schon als Kind liebte und wieder zu ihm zurückgefunden hatte.
    »Du hast recht. Nina hat es nicht verdient, unglücklich zu
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