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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe
Autoren: Dagmar Clemens
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ein großes Haus, Ländereien und einige Pferde gehörten. Sie konnte damals keinen Urlaub nehmen und bat ihn, nichts zu überstürzen. Aber das nächste Telefonat eine Woche später ergab, dass er den Hof bereits gekauft hatte. Die beiden kamen begeistert zurück und kündigten ihren Job, und Tim schilderte ihr den Hof in den schönsten Farben. Nina, die an seinen Lippen hing, bestätigte alles. Sie ahnte, dass die Pferde beim Kauf den Ausschlag gegeben hatten, und warf sich vor, nicht doch zu ihm geflogen zu sein. Aber sie bezweifelte, dass sie es über das Herz gebracht hätte, ihn von dem Projekt abzuhalten.
    Sie klappte das Buch zu und verstaute es wieder in der Handtasche.
    Ob noch Geld aus der Erbschaft übrig geblieben war? Tim und sie hatten von einer Tante eine große Geldsumme geerbt. Während sie ihr Geld in Wertpapieren anlegte, wollte Tim aus seinem Beruf aussteigen. Er und Nina arbeiteten beide beim Finanzamt. Sie saßen sogar in einem Büro, wollten aber etwas anderes machen. Etwas mit Pferden.
    Tim konnte eigentlich nicht mit Geld umgehen. Und Nina hatte sowieso keinen Cent.
    Sie musste gähnen. Am besten würde es sein, den Hof zu verkaufen. Und das so schnell wie möglich. Drei Wochen würden natürlich nicht reichen, aber sie konnte einen Makler beauftragen und alles auf den Weg bringen. Tim konnte zuerst bei ihr wohnen. Im Gästezimmer. Er störte sie nicht. Natürlich würde sie ihm dabei helfen, wieder einen Job zu finden. Vielleicht konnte er sogar wieder beim Finanzamt anfangen. Mal sehen.

    Die Stewardess kam mit dem Getränkewagen und bot Tee und Kaffee an. Aber sie wollte nichts trinken.
    Tim war pflegeleicht. Er würde sicher noch eine Weile trauern. Um Nina und den Hof und die Pferde. Vielleicht konnten sie einige der Pferde mit nach Deutschland nehmen, überlegte sie. Sofern die Quarantänebedingungen das zuließen.
    Der Schnarcher gab ein Grunzen von sich.
    Claire dachte an Tims Anwesen und hoffte, dass es nicht ganz so schlimm war, wie sie befürchtete. Sie sah marode Stallungen vor sich, alles dunkel und feucht und viel zu klein. Und dann die Pferde. Es würden kaum ausgebildete Turnierpferde sein, denn die waren teuer, das wusste sie. Vielleicht waren es Ponys, alte Ponys oder kranke, die keiner mehr haben wollte. Und Tim ließ sich in seiner Gutmütigkeit alles andrehen. Einmal verliebte er sich in ein Pferd, weil es immer wieherte, wenn es ihn sah. Das Tier war aber krank und wurde kurz darauf eingeschläfert. Hätte Tim damals Geld gehabt, er hätte das Tier sicherlich gekauft. Sie seufzte. So war er eben.
    Und dann das Haus. Sicher war es auch alt, vielleicht sogar baufällig mit abgeplatzter Fassade und vermodertem Reetdach. Vielleicht regnete es sogar hinein.
    Ein Arbeitskollege von Viktor hatte sich vor einigen Monaten auch für ein Haus mit Reetdach entschieden, worüber Viktor noch gelästert hatte, weil er fand, es passe nicht in die Landschaft. Und in der Tat war der Kollege alles andere als zufrieden. Das Haus stand ziemlich dicht an einigen Bäumen, wodurch sich auf dem Dach schnell Moos bildete. Und die Lage des Hauses war ungünstig, da es starken Winden ausgesetzt war. Viktor meine damals, sein Kollege habe auf niemanden hören und alles besser wissen wollen und jetzt die Rechnung bekommen.
    Wahrscheinlich waren die Wege voller Pfützen und nur mit Stiefeln zu begehen. Stiefel. Die würde sie sich unbedingt kaufen müssen. Daran hatte sie in der Eile nicht gedacht.
    Wieder gähnte sie. Die gedämpfte Beleuchtung machte sie schläfrig.
    Vielleicht konnte sie Tim mit einigen netten jungen Frauen zusammenbringen. Aber Tim war nicht der Typ, auf den junge Frauen standen. Er sah immer noch aus wie ein großer Junge. Er war hager, sommersprossig, trug eine altmodische Brille und hatte eine breite Zahnlücke. Er hatte sich noch nie für eine andere Frau als Nina interessiert und soviel sie wusste, hatte es auch nie eine andere gegeben. Sie musste an Patricia denken und grinste bei der Vorstellung, ihren Bruder mit Patricia zusammenbringen zu wollen. Patricia war auf eine gute Partie aus und würde in Tim nur einen armen Schlucker sehen. Dabei war er das nicht. Es sei denn, es war wirklich nichts mehr von dem Geld übrig geblieben.
    Dann fiel ihr ihre Arbeit ein, die ihr keinen Spaß mehr machte. Statt mit Menschen zu arbeiten, verwaltete sie nur Vorgänge und Zahlen. Und ihr Chef mochte sie nicht. Warum auch immer.
    Als Dick Rogers starb, schaffte es der stellvertretende
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