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Das Intercom-Komplott

Das Intercom-Komplott

Titel: Das Intercom-Komplott
Autoren: Eric Ambler
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geknüpft war, mußte ich den Köder auslegen. Wenn er erst einmal gemerkt hatte, daß er mir besser aus dem Wege ging, konnte nichts ihn daran hindern, die erste Maschine zum Festland zu nehmen und mir aus dem Wege zu gehen. Und selbst wenn ich ihm auf der Spur bleiben konnte – was allerdings sehr zu bezweifeln war –, war ich doch nicht in der Lage, ihn kreuz und quer durch Spanien zu verfolgen. Dazu fehlte mir einfach das Geld.
    Ich bestellte noch einen Coñac und beobachtete sie, wie sie ihren Hummer verspeisten. Mit größtem Appetit, wie deutlich zu sehen war. Um mir die Zeit zu vertreiben, versuchte ich, mich in Wut auf die beiden hineinzusteigern, oder doch zumindest auf ihn. Jost-Siepen war immerhin einer von denen, die mir das Leben ziemlich sauer gemacht hatten – es war die böseste Zeit, an die ich mich erinnern kann –, und das zu keinem anderen Zweck, als genug Geld auf der Bank zu haben, um mit einem verführerischen Mädchen auf einer Terrasse sitzen und sich den Wanst mit Hummer vollstopfen zu können. Und ich war nicht der einzige Verlierer in diesem ›Spiel für zwei‹. Auch Latimer war auf dem Schlachtfeld geblieben. Über Umfang und Schwere seiner Blessuren war zwar noch nichts bekannt, aber daß sie unbedeutend waren, konnte man nicht annehmen. Und hier war Jost-Siepen, einer der Gewinner, führte sich auf wie ein Pascha und …
    Aber das nutzte nichts. Ich konnte ihm nicht böse sein. Die einzige Regung, der ich fähig war – wenn man das überhaupt als Regung bezeichnen kann –, war Neugier. Ich wollte nichts anderes, als alles erfahren.
    Nach einiger Zeit zahlte Siepen, die beiden erhoben sich, um zu gehen. Ich sah, wie er dem Mädchen etwas sagte und mit dem Kopf in meine Richtung wies. Sie lächelte, warf mir einen kurzen Blick zu und verließ die Terrasse. Oberst Jost (so will ich ihn von nun an wieder nennen) kam zu mir herüber. Ich erhob mich.
    »Ich glaube, wir kennen uns«, sagte er auf spanisch. »Señor Carter?«
    Spanisch zu sprechen gehört nicht zu meinen starken Seiten. Da ich wußte, daß er Englisch verstand, antwortete ich ihm in dieser Sprache.
    »Ja. Wir lernten uns in Genf kennen, Herr Oberst.«
    Bei diesem Wort flackerten seine Augen ein wenig, aber er lächelte noch immer. »Mein Name ist Siepen.«
    »Ja«, erwiderte ich, »ich kann mich noch erinnern. Aber wir haben gemeinsame Freunde, Herr Oberst, die Sie besser kennen als ich.«
    »Haben wir?« Sein Blick war nun wachsam.
    »Charles Latimer, Ihr ehemaliger Nachbar.«
    »O ja. Und Sie waren mit ihm befreundet?«
    »Eigentlich kannte ich Herrn Bloch aus München besser, Herr Oberst. Tatsächlich war er es, der mich bat, hierher zu fahren und mit Ihnen zu sprechen.«
    Diese ungeheuerliche Lüge schluckte er gelassen. »Geht es um finanzielle Fragen?«
    »Nein, um Informationen. Er sagte, Sie hätten etwas zu verkaufen.«
    »Welchen Preis haben Sie im Auge, Mr. Carter?« Er sprach jetzt sehr leise.
    »Anonymität, Herr Oberst. Ihre ungestörte Ruhe.«
    Er nickte. »Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht wenigstens darüber sprechen sollten. Paßt es Ihnen morgen? Oder vielleicht übermorgen?«
    »Das ist leider nicht möglich.«
    Er machte eine Bewegung, als wolle er gehen, darum fuhr ich schnell fort: »Herr Oberst, als wir uns zum letztenmal sahen, gaben Sie mir einen guten Rat. Wenn jemand unter Druck gesetzt wird, sagten Sie, soll er sich gefügig zeigen. Wenn Sie also aus irgendeinem Grund morgen oder übermorgen keine Zeit für mich haben, wenn Ihre Geschäfte Sie plötzlich zu einer Reise zwingen, müßte ich also annehmen, daß Ihnen an Anonymität und ungestörter Ruhe nicht allzu viel gelegen ist.«
    Er zuckte die Achseln. »Kein vernünftiger Mensch läßt sich gern in seiner Ruhe stören. Draußen steht mein Wagen, und eine Dame wartet. Wenn Sie wollen, können Sie uns begleiten.«
    Seine Ruhe brachte mich aus dem Konzept. »Jetzt, heute abend?«
    »Warum nicht, wenn es Ihnen doch so eilig ist?« Er wandte sich zum Gehen. An der Tür zur Küche holte ich ihn wieder ein.
    »Nur einen Augenblick noch, Herr Oberst«, sagte ich. »Wo gehen Sie hin?«
    Er hielt an und warf mir einen amüsierten Blick zu. »Sorgen Sie sich nicht, Mr. Carter. Sie kommen sicher wieder nach Hause.« Er steckte seinen Kopf durch die Tür und rief die Wirtin. »Señor Carter ist ein alter Freund. Er kommt noch auf ein Glas Wein zu mir. Schließen Sie ihn bitte nicht aus, Señora.«
    Sie kam heraus und versicherte ihm mit
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