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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Autoren: Jessica Andersen
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immer wieder vor ihren Augen, aber sie hielt störrisch an ihrem Bewusstsein fest und klammerte sich an die eiskalte Wut, die in ihr aufgestiegen war, als die Wachen ihre Zellentür geöffnet hatten. Sie hatte versucht zu fliehen, aber man hatte sie niedergeschlagen und an ihren Bestimmungsort gezerrt.
    Sie hatte Angst und Schrecken überwunden und tief insich ein neues Ich gefunden, eine harte und entschlossene Soldatin, die nichts lieber tun wollte, als Moragh an den Haaren zu packen und ihren Kopf in den Kessel zu tauchen, in dem sie so aufmerksam am Feuer inmitten des riesigen Steinraumes rührte. Oder Reda könnte sich eine der vielen Waffen greifen, die an den Wänden aufgereiht standen; sie war da nicht wählerisch. Nur leider war sie eine Gefangene inmitten eines seltsamen Symbols, das mit glitzerndem Puder auf den Steinboden gemalt war. Es errichtete eine Art magisches Feld, eine unsichtbare Mauer, die sie einschloss. Sie legte ihre flache Hand dagegen. „Ich weiß nicht, wo du gewesen bist“, beantwortete sie die Frage der Hexe, „aber ich muss gerade an eine Geschichte denken, in der die böse Hexe bekommt, was sie verdient, und ich frage mich, ob der Vortex ein Haus auf dich fallen lassen kann.“
    Sie ließ nicht zu, dass diese Schlampe die Angst unter ihrem aufgesetzten Mut entdeckte, und sie weigerte sich, an etwas anderes zu denken als daran, Zeit zu schinden. Dayn war auf der Insel – sie konnte seine Nähe durch ihre Verbindung spüren –, und er würde kommen, so schnell er konnte. Das wusste sie so sicher, wie sie wusste, dass sie ihn liebte.
    Und dass sie am Leben und unversehrt bleiben musste, bis er kam.
    Moragh verzog spöttisch das Gesicht. „Du hast eine ganz schön große Klappe. Muss an deinem königlichen Blut liegen.“ Sie kniff die Augen zusammen. „Was bist du, ein Viertel Medinian? Sieht man an den Augen.“ Sie bleckte ihre Fangzähne und strich mit den Fingerspitzen über den ledernen Einband des Buches, das sie offen anihre Brust gedrückt hielt. „Mehr Macht für mich. Wenn ich mit dir fertig bin, werde ich so gut wie unbesiegbar sein. Reisen zwischen den Welten, Magie, Wissenschaft – das alles ist mein.“
    „Du …“ Reda verstummte. Ihr Großvater, Medina, war ein wahrer Bär von einem Mann gewesen. Er war ebenso vergnügt wie launisch gewesen, und alle sagten, sie hatte seine Augen geerbt.
    Draußen kreischte etwas, ein hoher kehliger Ruf, der die feinen Haare auf Redas Armen aufrichtete.
    Moragh warf einen kurzen Blick in Richtung Bestiarium. „Ich weiß nicht, was mit denen los ist.“
    „Die verlorenen Kinder sind hier“, sagte Reda trocken. „Sie werden den Magier umbringen.“ Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Beeil dich, Dayn!
    „Sollen sie doch. Bald brauche ich den Blutmagier nicht mehr.“ Sie ließ das Buch sinken, überflog einen Abschnitt und legte es dann zur Seite. Sie griff nach einem juwelenbesetzten Messer, das höllisch scharf aussah. Dann bewegte sie sich auf Reda zu und sang dabei eine Reihe Silben in tiefen zischenden Tönen vor sich hin.
    „Nicht …“, presste Reda heraus, ehe ihr der Atem geraubt wurde. Ihr wurde alles geraubt, als die Magie, die sie gefangen hielt, sich plötzlich um sie herum zusammenzog und sich auf ihre Haut legte. Panik stieg in ihr auf – sie wollte kämpfen, angreifen, sich zurückziehen, irgendetwas , verdammt – aber die Magie hielt sie gefesselt, kontrollierte sie.
    Auf eine Geste der Hexe hin zwang die Magie Reda in die Knie, mit ausgebreiteten Armen, den Kopf in den Nacken gelegt, sodass ihr Hals ergeben freilag.
    Nein , brüllte Reda innerlich. Neeiiiiin!
    Ihr Mund wurde staubtrocken, als Moragh näher kam und immer weiter die fremdartigen Silben aufsagte, die für Reda keinen Sinn ergaben, die aber ihr Inneres sich eng und schmerzhaft zusammenziehen ließen.
    Und plötzlich war sie nicht mehr kühl und kontrolliert, nicht mehr selbstbewusst. Zum ersten Mal, seit sie ihr feiges Selbst abgeschüttelt hatte, wurde ihr schmerzlich und unumstößlich bewusst, dass Mut allein nicht immer ausreichte.
    Benz war mutig gewesen, und es hatte ihn nicht gerettet. Er hätte seinen Partner gebraucht, um ihm den Rücken zu decken.
    Dayn, beeil dich! Aber sie wusste nicht, ob die Worte durch die Magie dringen konnten, ob überhaupt irgendetwas hindurchdrang. Panik stieg in ihr auf, und Tränen der Schwäche traten ihr in die Augen.
    Moraghs Gesang wurde lauter. Die Hexe blieb direkt vor Reda stehen. In ihren Augen
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