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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Autoren: Jessica Andersen
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gefangen war? Oder dachte er, sie wäre ohne ihn aufgebrochen? Sie wusste nicht, wie viel er durch ihre Verbindung spüren konnte. In ihr regte sich neue Unruhe: Würde er seiner Pflicht den Rücken kehren und nach ihr suchen, oder war ihm das Königreich wichtiger als ihre Verbindung? Sie wusste nicht, was ihr lieber wäre. Sie wusste nur, dass sie es schrecklich fand, dass er ihretwegen in einen solchen inneren Zwiespalt geriet. Er war ein ehrenhafter Mann und ihr verbundener Partner. Aber er war auch ein Prinz von Elden.
    Sie hätte gehen sollen, als sie die Chance dazu gehabt hatte, das wusste sie jetzt. Doch auch wenn das besser gewesen wäre, und ehrenhafter, konnte sie nur denken: Zur Hölle damit. Sie wollte Dayn, wollte eine Zukunft mit ihm, auch wenn sie darum kämpfen musste. Weil sie ihn liebte.
    „Liebe“, flüsterte sie leise, als der kleine Kern der Wärme zu einem Glühen anstieg und dann zu neuer Kraft wurde, die im Takt mit ihrem Herzschlag durch ihren Körper strömte. Ja, dachte sie. Genau so.
    Sie liebte ihn. Nicht, weil er der Förster war, ein Prinz oder ein Held, sondern weil er ein Vampir war und ein Wolfyn. Es ergab überhaupt keinen Sinn und widersprach allem, was ihr Verstand über Gefühle zu sagen hatte. Aberihrem Herzen war das egal. Sie liebte ihn, so einfach war das. Sie musste kein Vertrauen in dieses Gefühl haben, musste nicht daran glauben, damit es existierte, es war einfach da.
    Diese Erkenntnis spornte sie an, und sie setzte sich wieder in Bewegung. Ihre Hände hörten auf zu zittern, der Knoten in ihrem Magen löste sich, und sie streckte sich aus ihrer nutzlos gekrümmten Haltung. Die Ketten schepperten, als sie sich gegen die Liege neu in Stellung brachte, um ihre schweren Handgelenke darauf abzustützen und wieder an den Knoten zu arbeiten, dieses Mal am oberen zuerst.
    Er gab fast sofort nach, und die Augenbinde fiel von ihr ab. Na also!
    Sie blinzelte in das plötzliche gleißende Licht, bis sie sich an den schwächlichen bernsteingelben Feuerschein gewöhnt hatte, der von den Fackeln vor ihrer Zelle kam.
    Denn sie befand sich eindeutig in einer. Sie war so groß wie eine Pferdebox, und in der Ecke gab es tatsächlich eine eiserne Heuraufe und Haken für Futtereimer. Aber die Tür war nicht für ein Pferd oder einen Esel gemacht – jedenfalls keine, die sie bisher gesehen hatte. Sie war aus eisernen Stäben geschmiedet, die vom Boden bis an die Decke reichten. Kein Schloss, keine Scharniere, nichts. Nur Magie.
    Sie ließ sich zurücksinken. Ihr Herz klopfte wild, und die Galle kam ihr hoch.
    „Oh, Dayn. Hilf mir.“ Ihre Lippen formten die Worte, aber es kam kein Laut heraus. Sie hoffte – betete –, dass er durch ihre Verbindung spüren konnte, wie sehr sie ihn brauchte. Denn sie konnte auf keinen Fall allein entkommen.
    Oh, Dayn! Hilf mir!
    Als er den Klang ihrer Stimme vernahm, hob er ruckartig seinen Kopf von der schwachen Spur, der er gefolgt war. „Reda?“
    Seine Füße liefen automatisch weiter, aber er richtete seine Aufmerksamkeit nach innen, als ihre Verbindung plötzlich kräftiger wurde als vorher, verstärkt durch die Angst, die er in ihr spüren konnte, und durch ein Echo der Hoffnungslosigkeit, das ihn erschreckte. Sie war in Schwierigkeiten!
    Adrenalin raste durch seine Adern, und seine zweiten Fangzähne brachen durch sein Zahnfleisch und gaben ihm die zusätzliche Aggression seiner Blut trinkenden Vorfahren. „Halt durch. Ich komme“, sagte er laut und auch in seinem Herzen. „Halt durch. Geh nicht weg. Geh …“ Er brach ab und blieb wie angewurzelt am Rand eines aufgewühlten Waldstücks stehen, wo die Spuren mehrerer Stiefelabdrücke durcheinanderliefen und Schleifspuren auf einen menschlichen Körper von genau Redas Größe hinwiesen. „Reda!“
    Die Abdrücke waren mehrere Stunden alt, der Körper, der sie hinterlassen hatte, war lange verschwunden. „Nein!“ Bei allen Göttern, nein. Wer hatte sie entführt? Diebe, Gesetzlose, Soldaten? Alle gleich gefährlich und gleich erschreckend.
    Sein Puls hämmerte ihm in den Ohren, und er versuchte ihre Verbindung mit Magie zu verstärken. Es geschah instinktiv, weil er nicht viel wusste über ihre Verbindung und wie sie funktionierte – erst recht nicht mit jemandem aus der Welt der Menschen. Reda, wo bist du?
    Es kam keine Antwort. Nur die Angst.
    Er rannte zwei weitere Schritte in ihre Richtung, dann blieb er mit hämmerndem Herzen stehen. Das reichte nicht. Er musste schneller sein und
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