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Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Das Herz des Werwolfs (German Edition)

Titel: Das Herz des Werwolfs (German Edition)
Autoren: Jessica Andersen
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glasig. Die Kreaturen schienen leblos und uninteressiert … als hätte man ihnen die Lebenskraft ausgesaugt, bemerkte Dayn mit einem kalten Schaudern.
    Der Magier nährte sich anscheinend von allem.
    Dann ertönte vor ihm ein wildes Knurren, eines, dasDayn instinktiv die Nackenhaare aufstellte. Er näherte sich einer Tür, hinter der ein kleiner männlicher Wolfyn sich gegen die Eisenstäbe presste. Der Wolfyn, den Dayn nicht kannte, hatte die Ohren flach an den Kopf gelegt, und seine bernsteinfarbenen Augen stierten ins Leere, wahnsinnig vor Hass.
    „Ich bin ein Freund“, sagte Dayn in der vereinfachten Wolfssprache, die Candida ihm heimlich beigebracht hatte. „Ich kann helfen.“
    Der Wolfyn schien ihn nicht zu verstehen. Stattdessen fauchte er ihn an und wich dann zurück, um nach den Eisenstangen zu schnappen und an ihnen zu graben. Dann kam er wieder vor und versuchte, Dayn anzugreifen. Das kleine Männchen schien jegliche Menschlichkeit verloren zu haben. Vielleicht war das ein Segen.
    Allerdings hatte sein Fauchen die anderen Kreaturen geweckt, die anfingen zu scharren und rastlos umherzugehen, zu schnauben und zu knurren.
    „Ruhe“, fauchte Dayn. „Sie werden euch hören.“ Er ging weiter und nahm einen leichten Duft nach Blumen und Gewürzen wahr. Mit rasendem Herzen hastete er ans Ende der Reihe. „Reda?“ Das Wort war ein zweisilbiges Schnaufen, das sehr an das Wolfyn-Wort für „Herz“ erinnerte. Wie passend, da sie ihm seins gestohlen hatte.
    Er kam schlitternd vor einer Zelle zum Stehen, die ihren Duft trug. Und erstarrte.
    Sie war leer, die Eisenstangen auf magische Weise ganz in Boden und Decke versunken. Reda war fort.
    Und die Luft, die sie zurückließ, stank nach Angst und Schmerz. Der Geruch warf ihn fast um und raubte ihm die Sinne. Ab hier konnte er sie nicht mehr riechen und alsoauch nicht mehr ihrer Spur folgen.
    „Nein.“ Sein Magen zog sich zusammen. Wie von Sinnen suchte er nach ihrer Bindung. Er fand sie auch, aber ihm gefiel nicht, was er fühlte. Da war Wut, die ihm sagte, dass sie ankämpfte gegen das, was ihr gerade zustieß, und das war gut. Aber da waren auch Angst und Verzweiflung, und das war alles andere als gut.
    „Die haben sie mitgenommen.“ Eine tiefe dröhnende Stimme kam aus der Zelle gegenüber. Es war eine Sprache, die er verstand, aber nie selbst erfolgreich gesprochen hatte.
    Sein Herz galoppierte wie eine kohlenschwarze Herde über eine grüne Lichtung. Dayn wirbelte herum und rannte an die Zelle, die so tief in den Schatten lag, dass er nur eine riesige undeutliche Gestalt in einer Ecke erkennen konnte. Er drückte sich gegen die Eisenstangen und fragte in der gleichen Sprache: „Wohin?“
    Und seine Wolfszunge meisterte die Sprache auf eine Weise, zu der seine menschliche Zunge nie fähig gewesen war.
    Die riesige Gestalt regte sich, drehte sich um und kam auf ihn zu. Hufe hallten auf dem Boden und sprühten Funken wie Metall auf Stein. Das Licht der Fackeln auf dem Gang spiegelte sich in einer langen metallischen Spirale und ließ feurig orangefarbene Augen funkeln, die fast völlig unter einer langen wallenden Stirnlocke verborgen waren.
    Es war das größte verdammte Einhorn, das Dayn je gesehen hatte.
    „Lass mich frei, und ich zeige es dir.“ Die Augen des Hengstes nahmen einen harten boshaften Glanz an, der ihndaran erinnerte, dass die Kreaturen die Wolfyn bestenfalls tolerierten, aber sicherlich nicht mochten.
    Andererseits mochten sie eigentlich nichts und niemanden. Und Gefangenschaft am allerwenigsten. „Ich habe eine bessere Idee“, sagte Dayn. Und hoffte bei allem, was ihm wichtig war, dass er nicht gerade dabei war, einen tödlichen Fehler zu begehen.
    „Sieh nach, was der Aufruhr auf der Burg zu bedeuten hat“, blaffte Moragh ihren Diener an. „Die Biester werden unruhig.“
    „Ja, Herrin.“ Der Gnom verbeugte sich auf dem Weg nach draußen.
    In der Übungshalle – Reda nahm zumindest an, dass sie sich in einer solchen befanden, aufgrund der vielen freien Flächen und der Regale voller Waffen – hallte das Knallen der Doppeltüren wider, als sie hinter ihm ins Schloss fielen und das ferne Klingen der Hörner und das nicht ganz so ferne Schnaufen und Scharren der gefangenen Biester wieder aussperrten.
    Die Hexe drehte sich zu ihr um. In ihren Augen glitzerte es gefährlich. „Also. Wo waren wir gerade?“
    Reda funkelte sie nur wütend an. Ihr Kopf tat weh, und die riesige Steinkammer, in der sie sich befand, verschwamm
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