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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste
Autoren: Meredith Webber
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verursacht hatten, noch immer in ihrem Kopf widerhallten.
    Kamid ist bereit, die Nachfolge anzutreten.
    Ihre letzte geheime Hoffnung zerstob wie Funken im Wind.
    „Es tut mir leid, ich …“ Mehr brachte sie nicht heraus. Wie sollte sie auch Worte für diese trostlose innere Leere finden?
    „Erzählen Sie.“
    Die ruhige Aufforderung half ihr. „Was wollen Sie hören? Dass ich Kamid liebe? Oh ja, das tue ich, Arun, mit Leib und Seele und aus vollem Herzen. Ich hatte nicht erwartet, jemals wieder Liebe zu empfinden, und dann war sie plötzlich da, haute mich förmlich um. Nichts war mehr wie vorher. Ich hatte mich bis über beide Ohren in Kamid Rahman verliebt, und bald regte sich in mir die Hoffnung, dass er meine Gefühle erwiderte. Aber auf einmal war er nicht mehr nur Kamid Rahman, sondern er hatte noch andere Namen. Namen, die mit dem Erbe eines Scheichthrons verknüpft waren, und von dem Moment an wusste ich, dass eine gemeinsame Zukunft unmöglich sein würde.“
    Jenny schwieg, weil sie fürchtete, mehr gesagt zu haben, als gut für sie war. Arun würde es bestimmt seinem Bruder erzählen.
    Andererseits … Kamid musste doch wissen, dass sie ihn liebte, auch wenn sie es ihm nicht gesagt hatte …
    „Und?“
    Jenny blickte ihn verständnislos an. Was sollte sie noch sagen?
    „Warum unmöglich?“, hakte er nach. „Erzählen Sie mir nicht, weil Sie Ausländerin sind. Seit Jahrhunderten heiraten Fremde in unsere Familie ein, was glauben Sie, woher Kamid und ich die grünen Augen haben?“
    „Es ist nicht der einzige Grund. Als mein Mann starb, saß ich neben ihm auf dem Beifahrersitz, im achten Monat schwanger. Ich verlor auch das Baby, und meine inneren Verletzungen waren so schwer, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann.“
    Ihr Lächeln fiel zittrig aus. „Eine Ausländerin mag ja noch gehen, aber eine, die kinderlos bleiben wird? Ausgeschlossen, das könnte ich ihm nicht antun. Ich kann ihn nicht heiraten und ihm ein weiteres Problem aufbürden zusätzlich zu denen, die er bereits hat. Kamid und Sie wollen ein Land, das jahrelang vernachlässigt wurde, wieder voranbringen. Das kostet Kraft, und dazu braucht er eine Frau seines Standes, seines Volkes, die weiß, was zu tun ist, die ihm hilft und ihn unterstützt. Eine, die seine Sprache spricht.“
    Sie schwieg einen Augenblick, ehe sie schwach hinzufügte: „Und vor allem eine, die ihm Söhne schenkt.“
    Sie schüttelte den Kopf, hoffte, die Tränen noch zurückhalten zu können, aber als Arun sie in die Arme nahm, hatte sie das Gefühl, Kamid umarme sie ein letztes Mal, und die Dämme brachen. Leise schluchzend ergab sie sich ihrem Kummer.
    Aber nicht lange. Es war ihr peinlich, dass sie sich so gehen ließ, und sie rang um Fassung. Sie richtete sich auf, putzte sich die Nase und holte einmal tief Luft, ehe sie fragte, ob Arun das Lager sehen oder sich über das TB-Programm informieren wollte. Bald würde sie sich mit ihrem Führer treffen, um über die Grenze zu gehen.
    „Ich möchte mich viel lieber mit Ihnen unterhalten.“
    „Im Grunde habe ich schon zu viel gesagt, viel zu viel. Mit der Zeit werde ich über Kamid hinwegkommen und er auch über mich, zumal er als Herrscher dieses Landes genug zu tun haben wird. Mir wurde bereits die Leitung eines Aids-Bekämpfungsprogramms in Afrika angeboten, und ich werde ich mich wohl dafür verpflichten.“
    „Sie laufen davon.“ Das kam so scharf heraus, dass Jenny ihn verblüfft anstarrte.
    „Tue ich nicht“, widersprach sie. „Mein Leben geht weiter, so, wie ich es mir vorgestellt habe.“
    „Nein, Sie flüchten. Sie flüchten vor der Liebe, weil Sie verletzt worden sind. Sie sagen, Sie dürfen ihn nicht heiraten, weil Sie Ausländerin sind und keine Kinder bekommen können, aber eigentlich sind Sie feige.“
    „Was fällt Ihnen ein!“ Das ging nun wirklich zu weit. „Sie kennen mich überhaupt nicht.“
    „Stimmt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie besser kennenlerne möchte. Ich hätte gedacht, dass die Frau – endlich eine, in die mein Bruder sich richtig verliebt hat – mehr Mumm in den Knochen hätte.“
    „Mumm?“, wiederholte sie schwach.
    „Ja, den Mut, um ihn zu kämpfen … für euer gemeinsames Glück zu kämpfen. Ihr könnt keine Kinder bekommen, und wenn schon? In fünfzig, vielleicht schon in dreißig Jahren kann die ererbte Nachfolge abgeschafft sein.“
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Hatte er recht? War sie tatsächlich ein Feigling?
    Nein! Wenn Kamid sie aus
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