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Das Herz der Wueste

Das Herz der Wueste

Titel: Das Herz der Wueste
Autoren: Meredith Webber
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Kapital zu schlagen.“
    Jenny nickte. Sie verstand, dass er gute Gründe für seine Täuschung hatte, fühlte sich aber dennoch betrogen. Oder hatte diese seltsame Mischung aus Kummer, Schmerz und Zorn andere Ursachen? Hatte sie sich doch Hoffnung gemacht und musste jetzt erkennen, dass Kamid tatsächlich unerreichbar für sie war?
    „Lass uns etwas zu essen machen“, schlug er vor, stand auf und hielt ihr die Hand hin.
    Jenny ignorierte die Geste. Sie war zu aufgewühlt, konnte ihn nicht berühren. Also erhob sie sich und reihte die Konserven neben der Lampe auf.
    „Hier, das ist Rindfleisch, dem Bild auf der Banderole nach zu urteilen.“ Sie zeigte ihm die größte Dose. „Und da sind Erbsen, Karotten und sogar Kartoffeln. Schade, dass wir keine Zwiebeln haben. Zutaten für einen Gemüse- oder Bratenfonds wären auch nicht schlecht.“
    Kamid inspizierte die anderen Büchsen, las die Aufschriften, aber Jenny verstand kein Wort.
    „Das hier ist Suppe, meinst du, das könnten wir nehmen?“, fragte er. „Man soll Wasser hinzufügen, aber wenn wir es weglassen und den Inhalt so in den Topf schütten …“
    Dieser starke, selbstbewusste Mann, dem Gefühle wie Unsicherheit bestimmt fremd waren, wirkte auf einmal unschlüssig, und Jenny hätte ihn am liebsten in die Arme genommen. Ihm versichert, sie hätte Verständnis dafür, dass er ihr etwas vorgemacht hatte.
    Sie tat es nicht. Zu frisch war die Enttäuschung, und außerdem hatte sie Angst, dass die geringste Berührung genügen würde, ihr Verlangen wieder zu entfachen. Also dankte sie ihm und bat ihn, die Dosen zu öffnen, während sie den Spirituskocher entzündete.
    „Gar nicht mal so schlecht“, befand Kamid, nachdem er den ersten Bissen probiert hatte. Auch das Fladenbrot, das Jenny aus Mehl und Wasser geknetet und in der Pfanne gebacken hatte, ließ sich essen.
    „Sie werden uns hier doch nicht vergessen?“ Wenn sie versuchte, eine einigermaßen normale Unterhaltung zu führen, könnte sie vielleicht ignorieren, wie wundervoll die erste Zeit in der Höhle gewesen war.
    „Bestimmt nicht, aber bei dem starken Wind traut sich niemand nach draußen. Er kann einen Mann umwerfen, ihn sogar blind machen, sodass die Menschen sich in ihren Zelten oder Häusern verschanzen und einfach abwarten, bis es vorbei ist. Es dauert nicht mehr lange. Findest du nicht auch, dass der Sturm nachgelassen hat?“
    Jenny antwortete nicht. Sie war den Tränen nahe, erinnerte sich, wie sie zusammen gelacht hatten, an geflüsterte Liebesworte, während sie einander zärtlich erkundeten, daran, wie unbeschwert sie miteinander umgegangen waren.
    Und nun redeten sie über das Wetter!
    Sie brauchte nur die Hand auszustrecken, und sie wären in Minutenschnelle wieder im Bett. Der Graben würde sich schließen. Aber wollte sie das wirklich? Wäre es nicht besser, ihn zu verbreitern, bis sich eine unüberwindliche Schlucht zwischen ihnen auftat?
    Die Sehnsucht, ihn zu berühren, wurde stärker, aber Jenny wusste, dass die Trennung dann umso bitterer sein würde. Und die war unausweichlich.
    „Es war wie ein Traum“, sagte sie leise. „Ein wundervoller, ein ganz besonderer Traum, doch wie alle Träume ist auch dieser einmal zu Ende.“
    Kamid sagte nichts, wusste nicht, was …
    Ihm wurde klar, dass er Jenny verloren hatte. Die Nähe, diese unbeschreibliche Nähe war verschwunden, als hätte sie nie existiert.
    Natürlich wären sie nicht für immer in dieser Höhle geblieben oder drüben im Flüchtlingslager. Er musste weiter, sie war an ihr Hilfsprojekt gebunden. Abgesehen davon hatte er sich um die Missstände im Scheichtum zu kümmern, die Nachfolge musste geregelt werden. Und Jenny führte ein anderes Leben. Sie liebte das Abenteuer und die Herausforderung, die ihr die Auslandseinsätze boten.
    Abenteuer, Herausforderungen, Vergnügen – das kann ich ihr auch in meinem Land bieten!
    Kamid erstarrte.
    Was sollte das heißen? Dass er sie heiraten würde?
    Natürlich! Weniger kam für eine Frau wie Jenny nicht infrage.
    Er kannte andere arabische Staaten, in denen der Herrscher eine Ausländerin geheiratet hatte, und in der Regel waren daraus glückliche, erfolgreiche Ehen geworden.
    „Willst du mich heiraten?“
    Jenny warf ihm einen ungläubigen Blick zu, ja, sie sah geradezu schockiert aus. Damit hatte er nicht gerechnet.
    „Was ist?“ Ihre Reaktion war ihm unverständlich.
    „Wie kannst du jemandem, den du kaum kennst, die Ehe anbieten? Nur weil wir guten Sex
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