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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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einen Reifekeller für den Käse zu graben.«
    »Du sprichst von der weißen Pampe, die Mama Elo und Mama Isa bisher produziert haben?« Rose verzog angewidert das Gesicht.
    Ruth reichte es. Sie stemmte die Arme in die Hüften, beugte sich ein wenig nach vorn und sagte scharf: »Hast du nicht endlich bekommen, was du wolltest, Mutter? Immer hast du gejammert und geklagt, weil wir nicht genügend Geld für Nachmittagstees hatten. Immer hast du mir Corinne als Vorbild hingestellt. Als Vorbild für Eleganz und Lebensart. Und jetzt? Jetzt hast du sie den lieben langen Tag in deiner Nähe und kannst ihr beibringen, wie man diese hässlichen Knubbel von den Pullovern pult, die vom langen Tragen kommen. Du hast deine Nachmittagstees, und du hast Wedgwood-Geschirr und Chanel-Kostüme und Vorhänge aus Chintz und Silberbesteck. Die Farmersgattinnen der Gegend haben dich zur Vorsitzenden des Festkomitees für den Farmerwettbewerb gewählt, und du bist Kassiererin der Waisenhausstiftung geworden. WAS WILLST DU ALSO NOCH?«
    Rose schaffte es, so unschuldig dreinzublicken wie ein Lämmchen. »Ach, das Komitee und die Stiftung. So wichtig sind mir diese Dinge gar nicht.«
    »Immerhin wirst du nächste Woche einmal wieder eine Teeparty geben. Die Einladungen sind raus, die Zusagen trudeln langsam ein. Was willst du also noch?«, fragte Ruth noch einmal, nun eine Spur sanfter.
    Rose räusperte sich und schaute auf das Diamantarmband, das seit Kurzem ihr Handgelenk zierte. »Was ich will? Nichts weiter. Nicht viel. Eigentlich nur das Beste für uns, aber das weißt du.«
    »Also?«
    Als Rose aufblickte, sah Ruth die Verachtung in ihren Augen. »Bring den Schwarzen hier weg. Schaff ihn weg, und heirate einen Weißen. Ganz egal, wen. Aber weiß muss er sein.«
    »Sonst?« Ruth stemmte erneut die Arme in die Hüften.
    Rose erhob sich bedächtig, zuckte geziert mit den Schultern und stöhnte: »Sonst bleibt auf Salden’s Hill nichts mehr, wie es jetzt ist.«

Drittes Kapitel
    » I ch mache da nicht mit. Ich habe zu tun. Außerdem weiß ich sowieso nicht, was ich denen sagen soll.« Ruth funkelte ihre Mutter erbost an. »Wer ist überhaupt auf den Blödsinn gekommen, der Zeitung ein Interview zu geben?«
    »Keiner von uns natürlich.« Mit einem Ruck schob Rose ihre Kaffeetasse zurück. Ihr Blick schweifte durch den Raum, prüfte den Fall der Vorhänge, streifte das Blumenarrangement auf dem Beistelltisch, die Sofakissen aus bestickter Seide. Sie nickte zufrieden. »Die Allgemeine Zeitung ist auf uns zugekommen. Die Redaktion hat vorhin angerufen. Die Suche nach dem ›Feuer der Wüste‹, der Mord an deinem Großvater, die Verhaftung der Kramers und der Tod deiner Großmutter vor ein paar Wochen haben große Wellen geschlagen. Sogar im Ausland. Nun, und jetzt wollen die Leser wissen, wie es den Beteiligten an diesem Drama ergangen ist.«
    Ruth sah auf die versilberte Uhr, die neuerdings den Kaminssims schmückte: »Wann kommen diese Menschen hierher?«
    »Oh, in einer Stunde schon.« Corinne sprang erschrocken auf und griff sich ins Haar. »Ich muss mich noch zurechtmachen. Bestimmt bringen sie einen Fotografen mit.« Mit einem Satz stob sie aus dem Salon.
    Ruth sah ihr kopfschüttelnd nach. »Dann braucht ihr mich ja ohnehin nicht. Horatio und ich müssen Viehmist mischen und abfüllen.«
    Ein Knall ließ Ruth zusammenzucken. Rose hatte mit der flachen Hand auf den Esstisch geschlagen. »Das wirst du nicht tun! Die Journalisten kommen in erster Linie deinetwegen. Und ich erlaube nicht, dass man dich mit Kuhkacke an den Händen fotografiert. Es war schon schwer genug, sie auf den späten Vormittag zu vertrösten – was im Übrigen nur nötig war, weil meine Töchter für diese Art von Auftritten Stunden brauchen, um sich zurechtzumachen.«
    »Ach, und wer soll die Arbeit machen? Kommst du danach mit raus und hilfst mir?« Ruths Miene ließ keinen Zweifel daran, wie ungelegen ihr die Zeitungsleute kamen. »Und Aufrüschen wie Corinne werde ich mich ganz bestimmt nicht. Ich bin schließlich Farmerin.«
    Stöhnend sandte Rose einen Blick zum Himmel. »Nimm meinetwegen Mama Elo und Mama Isa mit aufs Feld. Sie brauchen dafür heute Abend nichts Aufwendiges zu kochen.«
    Mit ihrem Taschentuch polierte Rose das glänzende Mahagoni des Esstischs, während Ruth überlegte, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, hierzubleiben. Schließlich stand sie auf. Wer wusste schon, was die beiden sonst erzählten. »Ich hole Horatio.«
    »Wieso denn
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