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Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Das Herz der Savanne - Afrika-Roman

Titel: Das Herz der Savanne - Afrika-Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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stimmt, trotzdem können wir es zumindest einmal versuchen. Santos Großvater hatte auch kein Flugzeug. Und trotzdem ging es. Er hat zwei Ochsen vor einen Wagen gespannt und auf diesen ein Fass mit einem Loch und einem hohlen Köcherbaum-Ast gestellt. Wenn man will, geht alles. Und es wäre wichtig, denn Mama Elo und Mama Isa probieren Tag und Nacht an ihren Käsen herum. Aber jeder weiß, dass ein Käse nur so gut sein kann wie die Milch, aus der er gemacht ist. Und die Qualität der Milch hängt wiederum von der Nahrung des Viehs ab.«
    »Einen Heilsud für den Boden, ja?« Ruth war immer noch skeptisch. »Wie soll der aussehen?«
    »Santo sagte, sein Großvater nahm dafür verschiedene Kräuter, Gewächse und Baumrinden, die hier in der Gegend wachsen.«
    »Was für Baumrinden? Die Bäume, die hier wachsen, kannst du an einer Hand abzählen ...«
    »Das stimmt nicht ganz«, widersprach Horatio. »Wir haben Kameldornbäume und andere Akazien, dazu jede Menge Dornbüsche; außerdem wachsen hier ein Wolfsmilchgewächs und natürlich die Kaktusfeigen. Also nehmen wir die. Und als Heilkraut die Teufelskralle. Die Schwarzen bereiten aus den Knollen einen Tee zum Entgiften. Was uns guttut, tut sicherlich auch dem Boden gut!« Er sah Ruth an, lächelte sein breites, weißzahniges Lächeln, und Ruths Herz schlug ein paar Takte schneller.
    Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, sprach Horatio schnell weiter. »Außerdem sammeln wir den Mist der Kudus und Oryxe, der Gnus und der Zebras von den Wasserstellen. Die Rinden und Feigenblätter verdünnen wir, so stark es geht, und bringen sie vor der nächsten Regenzeit auf die Weiden. Dann sickert der Dünger von selbst in den Boden. Wir füllen die abgestoßenen Kuhhörner mit Mist und graben sie auf den Weiden ein, damit die Nährstoffe auch von unten in das spärliche Gewächs dringen und die Rinder und Schafe alles bekommen, was sie brauchen. Nicht alles auf einmal, verstehst du? Alles ganz langsam und allmählich. Deshalb die gefüllten Kuhhörner.«
    Ruth stülpte die Lippen vor und sah ihn prüfend an. Dann breitete sie die Arme aus. »Warum nicht? Schaden kann es ja nicht. Solange ich den Schafen keine Choräle singen muss, kann es mir egal sein. Wir müssten uns aber beeilen. Jetzt ist März. Die Regenzeit ist fast vorüber. Oder hast du noch mehr Rezepte aus der schwarzen Ahnenküche?«
    Horatio lachte und warf Ruth eine Kusshand zu. »Pass auf! Morgen früh schicken wir die Arbeiter los. Sie sollen abgestoßene Kuhhörner und Mist einsammeln. So viel sie nur können. Du und ich, wir mischen den Mist, stopfen die Hörner, und morgen Nachmittag graben die Arbeiter die Hörner in die erste Weide. Mama Elo und Mama Isa sollen Feigenblätter häckseln, Teufelskrallenknollen und Zweige von Kameldornbäumen. Dann sollen sie daraus einen Sud kochen, mit dem wir erst einmal die Lämmerweiden tränken. Für den Sommer reicht das. Und bevor der nächste Winter kommt, besorgen wir Muscheln vom Strand, mit denen wir die Böden kalken. Außerdem benötigen wir Guano für den Gemüsegarten von Mama Elo und Mama Isa. Vielleicht lohnt es sich auch, aus Guano einen Düngersud zu brauen, aber das müssen wir abwarten. Immerhin wird der Vogelmist schon als Dünger in die halbe Welt verkauft.«
    Ruth starrte Horatio mit großen Augen an und schüttelte leicht den Kopf. »Aha, und weil die halbe Welt unseren Vogelmist kauft, wirkt er auch? Wieso interessiert dich das alles auf einmal? Du hast mit Farmwirtschaft nie etwas zu tun gehabt. Du bist ein Stadtmensch, bist Wissenschaftler. Ich dachte bisher, du könntest gerade mal ein Schaf von einem Rind unterscheiden. Was ist los mit dir?«
    Lächelnd griff Horatio nach Ruths Hand. »Ich lebe hier mit dir. Deine Interessen sind auch meine. Ich habe in den letzten Wochen viel gelernt, habe Bücher über die Farmerei gelesen. Man kann beides, Ruth: eine Farm betreiben und ein Buch über die Geschichte der Nama schreiben. Außerdem ist die Viehzucht ein Teil der Namageschichte.«
    »Aber ...« Ruth konnte es noch immer nicht fassen. »Aber du hast dich nie dafür interessiert. Tiere machen dir Angst, hast du gesagt.«
    »Ich liebe dich«, erklärte Horatio. »Und weil das so ist, ist mir all das wichtig, was dir wichtig ist.« Er stand auf, beugte sich zu Ruth und küsste sie. »Ich gehe ins Haus. Ich muss noch ausrechnen, wie viele Kuhhörner und wie viel Mist wir in etwa brauchen. Außerdem muss ich mit Santo sprechen. Dein Vorarbeiter kennt
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