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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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großen Überraschung.
    »Und der wäre?«
    »Sie wird zu einer Märtyrerin werden. Die Christen haben etwas übrig für Menschen, die für ihren Glauben sterben. Jeanne wird zur Heiligen erklärt, da bin ich sicher. Und das Volk wird dadurch den Mut finden, die Invasoren aus dem Land zu jagen.«
    »Dann müssen wir aber dafür sorgen, dass die andere Geschichte nie ans Licht kommt.«
    »Das liegt bei dir«, entgegnete er, blieb vor mir stehen und schloss mich in die Arme, um mich zu küssen. »Du bist die Chronistin«, setzte er hinzu, als sich unsere Lippen wieder trennten. »Was schreibst du auf und was nicht?«
    »Die Wahrheit«, antwortete ich. »In unsere Chroniken kommt nichts als die Wahrheit. Doch das heißt noch lange nicht, dass die Menschen sie zu sehen bekommen müssen, oder? Unser Versteck für die Bücher ist sicher, und es wird noch sicherer, wenn sich Jared persönlich um ein paar neue Fallen gekümmert hat.«
    Wieder zog mich Sayd an sich. »Du hast recht, sayyida . Und sollte jemand irgendwann diese Chronik finden, so wird er sich vielleicht über das Wissen freuen, das andere nicht haben.«
    Am Abend vor unserer Mission herrschte große Unruhe unter meinen Freunden. Jared lief nervös herum und wirkte, als würde er seine Gedankenbibliothek durchforsten nach einem Schriftstück, auf dem stand, dass Feuer Lamien nicht töten konnte. Dass ich schon zweimal inmitten eines brennenden Hauses gestanden hatte, schien für ihn nicht zu gelten.
    »Du wirst von Flammen umgeben sein«, sagte er.
    »Besser ich als sie!«, entgegnete ich. »Außerdem kann ich mich losmachen und mich in die Erde eingraben. Dort werde ich warten, bis sie die Asche verstreut haben, und dann stoße ich zu euch.«
    Sayd hatte einen Treffpunkt neben der Stadtmauer bestimmt, und wenn man es genau besah, war alles nicht so schlimm – vorausgesetzt, ich überlebte die Flammen …
    Meine Zweifel beiseite drängend, verabschiedete ich mich von allen und bat sie, Jeanne ja gut zu behandeln. Dann verschwand ich mit Sayd und David in die Nacht.
    Der Austausch verlief leichter, als wir gedacht hätten. Nachdem Renaud die Soldaten mit dem präparierten Wein betäubt hatte, eilten wir zu der Kerkerzelle.
    Jeanne hockte zusammengesunken auf der Pritsche und bemerkte uns zunächst gar nicht. Erst als das Rasseln des Schlüssels ertönte, schreckte sie auf.
    Von der einstigen kleinen Feldherrin war nicht viel geblieben, sie war jetzt einfach nur ein Bauernmädchen in einem Büßerhemd, in den letzten Stunden ihres Lebens.
    Als sie uns sah, erhielten ihre Augen aber wieder etwas von ihrem Glanz zurück.
    »Was sucht ihr hier?«
    »Wir bringen dich fort. Aber wir müssen uns beeilen.«
    »Aber ich …«
    »Keine Widerrede«, sagte Sayd und reichte ihr ein Fläschchen. Es war dasselbe Mittel, das auch die Soldaten bekommen hatten. Wir hatten beschlossen, sie bewusstlos aus dem Kerker zu tragen, damit sie nicht auf die Idee kam, auch noch verbrannt werden zu wollen. »Trink das, es wird dir guttun.«
    Jeanne, die bisher keinen Grund gehabt hatte, uns zu misstrauen, trank das Mittel – und sank nur wenig später ohnmächtig in seine Arme.
    »Das wird sie uns übelnehmen«, sagte David, während er sie in eine Decke wickelte.
    »Warum flieht Ihr nicht auch?«, fragte Renaud, als ich mich zu der Pritsche begab. »Ihr hättet die Gelegenheit dazu.«
    »Weil die Jungfrau sterben muss, damit sie weiterleben kann. Die Engländer würden sie nie in Ruhe lassen. So lassen wir sie zu einer Legende werden. Vorausgesetzt, Ihr schweigt.«
    »Darauf könnt Ihr Euch verlassen. Nur sage ich Euch, Ihr seid verrückt.«
    »Nein, wir sind etwas, das Ihr besser vergessen solltet. Zu Eurem eigenen Wohl.«
    Sayd klopfte ihm dankbar auf die Schulter, blickte sich noch einmal nach mir um und verließ dann die Zelle.
    Ich sah ihnen nach, bis die Dunkelheit sie verschlungen hatte, dann zog ich die Knie an die Brust und wurde zu Jeanne. So wartete ich, bis sie kamen …

32
    D ie Engländer wollten
ihre Gefangene natürlich zur Schau stellen, aber sie genau anzuschauen wagten
sie nicht, weil sie tatsächlich glaubten, dass sie eine Hexe wäre. Der Herzog
von Bedford betrachtete das Treiben von einer sicheren Tribüne aus, mit dem
Weinkelch in der Hand. Wahrscheinlich winkten ihm große Ehren seitens seines
Königs. Doch mir war das egal, denn ich bereitete mich auf das Feuer vor. Wie
lange würde es dauern? Würde ich aushalten?
    Unbehelligt von irgendwem wurde ich also
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