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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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sprachen. »Sie werden alles tun, um …« Ich brachte es nicht über die Lippen.
    »Ich werde freikommen«, versprach sie mir. »Dank eurer Ausbildung verstehe ich genau, was die Richter von mir wollen, und kann entsprechend antworten. Sie werden mir auf keinen Fall anhängen, dass ich mich gegen Gott versündigt habe.«
    Und offenbar schlug sie sich recht gut, denn schon bald wisperte es in den Straßen von Rouen, wie tapfer sich die Jungfrau, die man hier »la Pucelle« nannte, gegen die Richter wehrte, allen voran Pierre Cauchons, der als Hauptankläger auftrat. Wir nahmen an einer der Verhandlungen teil, zunächst mit der Absicht, sie zu entführen, doch man sperrte die Zuschauer hinter ein Gitter. Angesichts der Menschenmassen, die einen Blick auf Jeanne werfen wollten, hatten wir keine Chance, auch nur in ihre Nähe zu kommen.
    Am schlimmsten war noch, dass Karl VII . keinen Finger krumm machte zu ihrer Errettung. Sayd ritt persönlich an seinen nunmehr in Paris gelegenen Hof, doch auch Tanneguy hatte keinerlei Einfluss mehr auf den König. Sayds Gesuch, Jeanne von den Engländern freizukaufen, lehnte er – nach einiger Wartezeit, versteht sich – ab.
    »Dabei haben die Engländer kein Recht, sie vor die Inquisition zu stellen, denn sie ist Französin und untersteht der hiesigen Gerichtsbarkeit«, erregte sich Sayd bei seiner Rückkehr, während er, wie so oft in dieser Zeit, wie ein gefangenes wildes Tier durch den Raum schnürte. »Der König könnte etwas dagegen tun, doch der fürchtet um seine kostbaren Friedensverhandlungen, die ihm seine Höflinge eingeredet haben. Als ob er sich damals um so etwas geschert hätte.«
    Da hatte er recht, doch konnten wir etwas dagegen tun? Zum ersten Mal bedauerte ich, dass es von unserer Art nicht mehr gab. Liebend gern hätte ich mein Elixier dafür gegeben, Jeanne in Sicherheit zu bringen. Doch das war unmöglich und ich wollte Sayd mit solch einem Vorschlag nicht noch mehr aufbringen.
    Schließlich wurde klar, dass die Engländer beabsichtigten, sie zu verbrennen.
    »Sayd«, wandte ich mich an ihn, als wir beide allein waren. »Sei ehrlich, hast du gesehen, dass sie verbrannt werden würde?«
    Sayd, Tränen in den goldenen Augen, sah mich an. Dann nickte er.
    »Und es gibt nichts, was man tun kann?«
    »Ich habe damals gesehen, wie Saladin durch Jerusalem schritt, in einem Regen aus Rosenblättern. Genauso ist es gekommen.«
    Ich zog seinen Kopf an meine Brust. Er weinte nicht laut, aber ich spürte seine Tränen auf meiner Haut.
    »Ich werde meinen Überzeugungen abschwören«, erklärte mir Jeanne, als es mir einige Tage später erneut gelang, an ihre Zelle zu kommen. »Ich will nicht ins Feuer gehen, es wird mich derart verzehren, dass nicht einmal meine Seele übrig bleibt. Womit soll ich dann vor Gott treten?«
    »Dann schwör ab«, riet ich ihr. »Wenn sie dich in ein anderes Gefängnis bringen, können wir den Transport abfangen und dich befreien.«
    »Der König«, fragte sie daraufhin, meine Antwort übergehend, als sei es ihr egal. »Was ist mit dem König?«
    »Er will Frieden schließen mit den Burgundern und den Engländern. Er wird dir nicht helfen.«
    Jeanne nickte und konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. Wahrscheinlich hatte sie sich ein wenig Dankbarkeit von ihm erhofft, aber so war das nun einmal mit Königen. Vielleicht sollten wir uns in Zukunft überlegen, ob wir ihnen halfen oder lieber den einfachen Menschen.
    Als wir hörten, dass sie abgeschworen hatte und zur Strafe ins Gefängnis gesteckt werden sollte, begannen wir mit unseren Planungen zu ihrer Befreiung. Schlimmstenfalls würde sie nach England gebracht werden, aber selbst das sollte für uns ein Kinderspiel sein.
    Doch eines Tages kehrte Gabriel totenbleich und vollkommen erschüttert aus der Stadt zurück. »Sie wollen sie nun doch verbrennen«, berichtete er. »Sie haben sie in einen Kerker gesteckt, ihr die Frauenkleider weggenommen und gewartet, bis sie die Männerkleider, die sie als einzige in ihrer Zelle hatte, wieder anlegt.«
    »Sie haben sie betrogen«, stieß ich empört hervor und Sayd schlug mit der Faust auf den Tisch. Seinen Fluch verstand ich nicht ganz, aber ich war sicher, dass es einer der stärksten war, die er hatte.
    Gabriel sah mich traurig an und nickte dann. »Im Grunde hatten sie von Anfang an nichts anderes vor. Sie wollten sie schon beim ersten Mal in die Flammen schicken, doch das konnten sie aufgrund ihres Kirchenrechts nicht.«
    Mich erstaunte,
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