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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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dass sich Gabriel an ein Kirchenrecht erinnerte, aber immer noch nicht wusste, wer ich war.
    Aber in diesem Augenblick war keine Zeit für enttäuschte Vorhaltungen. Ich dachte angestrengt nach, wie wir Jeanne befreien könnten. Sayd schien mit ihrem Schicksal abgeschlossen zu haben, wahrscheinlich wusste er schon lange, dass sie brennen würde. Aber ich wollte mich damit nicht zufriedengeben. Das Mädchen hatte dafür gesorgt, dass die Engländer sich wieder vor den Franzosen fürchteten. Auch wenn sie es nicht anführte, gewann das französische Heer an Land. Und auch wenn der König mittlerweile erwiesenermaßen ein Taugenichts war, der keinen Finger krumm machte, um Jeanne zu retten, so war er doch wichtig für die Menschen und Jeanne hatte dem Volk den Glauben an die Krone wiedergegeben. Dafür durfte sie nicht ins Feuer gehen!
    Auf einmal hatte ich wieder das brennende Bauernhaus vor Augen. Wenig später kam mir ein Einfall.
    »Was, wenn ich mich für sie verbrennen lasse?«
    Meine Kameraden, die gerade ins Gespräch vertieft waren, verstummten augenblicklich und starrten mich entsetzt an.
    »Nein!«, kam es aus Sayds Kehle. Gabriel schaute ihn erstaunt an, dann trafen beider Augenpaare mich.
    »Ich werde dich nicht den Flammen überlassen«, sagte Sayd.
    »Er hat recht«, stimmte Gabriel ihm zu. »Es ist Wahnsinn, was du vorhast.«
    Dass die anderen das genauso sahen, konnte ich mir denken, aber sie musterten mich nur besorgt.
    Mein Entschluss stand fest.
    »Wirst du mir helfen?«, fragte ich Sayd und blickte dann zu Gabriel. Der presste missbilligend die Lippen zusammen, offenbar nicht gewillt, mein Vorhaben zu unterstützen. Doch was konnte ich tun? Wenn er sich auch nur ein bisschen an mich erinnerte, würde er wissen, dass ich mich weder von Sayd noch von ihm davon abbringen lassen würde, das Leben eines Menschen zu retten. Eines Menschen, der mir wie eine Schwester, vielleicht auch wie eine Tochter ans Herz gewachsen war.
    »Natürlich helfe ich dir, sayyida . Und genauso werde ich versuchen, dich davon abzubringen.«
    Dass er das nicht schaffen würde, wusste er, doch ich wollte in dieser schweren Stunde nicht streiten.
    Kurz noch schaute ich zu Gabriel, in der Hoffnung, dass er irgendetwas sagen, irgendetwas tun würde, dass er mir vor allem seine Hilfe anbieten würde, aber er drehte sich um und setzte sich zu den anderen. Ich sah ihm traurig nach, wandte mich dann mich ab und verließ mit Sayd unser Quartier.
    An dem neuen Kerker, in den man Jeanne gebracht hatte, angekommen, kam uns das Schicksal zu Hilfe. Bei dem Aufseher handelte es sich um einen Mann, den wir alle gut kannten – der frühere Schmied Renaud. Als wir das herausfanden, hätte ich beinahe bitter aufgelacht. All die Monate kein Glück und jetzt trafen wir ihn hier? Wie war er hierhergekommen?
    Als er uns sah, verfinsterte sich seine Miene. »Ihr? Ich dachte, Ihr wärt längst zur Hölle gefahren!«
    Keine besonders freundlichen Worte für die Leute, die ihn und seine Frau vor dem Tod bewahrt hatten. Aber wahrscheinlich nahm er uns übel, dass wir sein früheres Leben zerstört hatten. Dass er Kerkerwärter der Engländer war, konnte kein gutes Zeichen sein. Damit hatte er auf alle Ewigkeit die Ehrbarkeit seines Namens verloren.
    »Erinnert Ihr Euch daran, wie Ihr früher gegen die Engländer gekämpft habt?«, sagte Sayd versöhnlich. Ich glaubte nicht, dass er Erfolg haben würde, denn der Schmied war noch immer voller Hass. »Denkt dran, nicht wir waren diejenigen, die Euer Leben zerstört haben. Hätten wir an jenem Tag nicht eingegriffen, wären Eure Knochen längst vermodert.«
    »Aber durch Euch ist alles schlimmer geworden!«, zischte der Mann hasserfüllt. »Es hat Jahre gedauert, bis ich die Stadt wieder betreten konnte. Die Engländer haben meine Schmiede an sich gerissen und sie einem anderen gegeben.«
    »Das hätten sie auch getan, wenn wir nicht dort gewesen wären«, mischte ich mich ein, denn allmählich lief uns die Zeit davon. »Bitte, hört uns an, es geht um das Mädchen, das Ihr hier bewacht. Die Jungfrau.«
    Renaud presste die Lippen zusammen. »Armes Ding«, brummte er dann. »Es war töricht von ihr, zu glauben, dass Gott auf ihrer Seite ist. Allmählich habe ich den Eindruck ich, dass Gott jene beschützt, die Schlechtes wollen.«
    »Das solltet Ihr besser nicht laut sagen«, warnte Sayd. »Wenn die Engländer Euch hören, werden sie Euch ebenfalls auf den Scheiterhaufen schicken.«
    »Als ob die uns
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