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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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verstehen würden, wenn wir unsere Muttersprache sprechen!« Er blickte prüfend zwischen mir und Sayd hin und her. »Nun sagt schon, weshalb seid Ihr hier. Wenn Ihr versuchen wollt, das Mädchen zu befreien, das gelingt Euch nicht. Sie wird in drei Tagen auf den Scheiterhaufen geführt. Die Bewachung ist einfach zu groß, auch Ihr könnt nicht mit denen fertig werden.«
    Konnten wir wohl, doch was würde es bringen? Jeanne würde ihr Lebtag eine Gejagte sein.
    »Wir wollen, dass Ihr mich gegen sie austauscht.«
    Renaud riss die Augen auf, als hätte der Blitz gerade eine Handbreit neben seinem Stiefel eingeschlagen.
    »Das ist absoluter Wahnsinn! Ihr wollt Euch verbrennen lassen?«
    Ich lächelte grimmig. »Warum denn nicht?«
    »Aber Ihr … Und abgesehen davon, es wird nicht gelingen. Die Wachen werden es merken.«
    »Wenn ich meinen Kopf geschoren habe wie Jeanne?« Ich schlug meine Kapuze zurück. Der Anblick meines kurzen Haars versetzte dem ehemaligen Schmied noch einen weiteren Schreck. Ich hoffte inständig, dass sich das Opfer gelohnt hatte.
    »Was habt Ihr …?«
    »Das ist meine Sache. Die Haare des Mädchens sind ähnlich kurz, oder?«
    »Ja, aber …«
    »Ich beschmutze meine Wangen, trage ein Büßerhemd, gehe gebeugt. Das Mädchen ähnelt mir, das hat mir der König persönlich bestätigt.« Und auch Gabriel, setzte ich im Stillen hinzu, aber das würde ihn sicher nicht interessieren. »Was ist nun, helft Ihr uns?«
    Renaud wirkte immer noch wie vom Schlag gerührt. »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Indem Ihr den Wachposten das hier gebt.« Sayd zog aus seinem Ärmel eine kleine Phiole hervor. Es handelte sich um ein Gift, das er schon vor einiger Zeit erfunden hatte. Es setzte Menschen innerhalb weniger Augenblicke außer Gefecht, richtete aber keine Schäden an. Wenn man Wächter damit betäubte, dauerte es gut eine halbe Stunde, bis sie ohne Erinnerung wieder zu sich kamen. Unter den langweiligen Umständen der Kerkerwache war es schon möglich, dass alle gleichzeitig entschlummerten und dann wieder wach wurden.
    »Ist das Gift? Aber ich kann doch nicht …«
    »Das ist ein Schlaftrunk«, beruhigte ich ihn. »Den Wachposten wird nichts geschehen und Ihr werdet auch nicht in die Klemme geraten. Wir tauschen Jeanne gegen mich aus und führen sie weg, das ist alles. Wenn die Wächter wach werden, sehen sie, dass die Gefangene immer noch da ist und machen weiter wie bisher.«
    »Und wenn sie doch etwas merken? Aufschlitzen wie einen reifen Kürbis werden sie mich!«
    »Nichts dergleichen wird geschehen«, versicherte ihm Sayd. »Selbst wenn die Richter etwas merken, werden sie glauben, dass ihre Augen sie täuschen. Helft Ihr uns, das Leben dieses unschuldigen Mädchens zu retten oder nicht?«
    Renauds Lippen zuckten, dann nickte er.
    »Also gut, gebt mir das Teufelszeug. Und seid morgen Abend bei mir. Ansonsten gebe ich das Mittel dem Mädchen kurz bevor sie zum Scheiterhaufen geführt wird, damit sie wenigstens die Schmerzen nicht mehr mitbekommt.«
    »Das wird nicht nötig sein.« Dankbar legte ich ihm die Hand auf den Arm. »Ich werde da sein.«
    Damit wandten wir uns um und wurden wieder eins mit der Nacht.
    »Nun, wenn man es genau nimmt, hat er recht. Ich mag Jeanne ähneln, aber ich bin nicht sie«, bemerkte ich, als wir zu unserer Unterkunft zurückeilten.
    »Glaubst du wirklich, dass sie das mitbekommen?« Sayd schüttelte den Kopf. »Nein, die Richter haben damit zu tun, ihrem Herrn einen Gefallen zu tun. Immerhin hat er viel Geld dafür ausgegeben, die Jungfrau zu vernichten.«
    Er überlegte eine Weile, sah mich dann an. »Die Frage ist nur, willst du dich wirklich für sie ins Feuer begeben? Oder ihnen vielleicht eine nette Vorstellung liefern, die sie nie vergessen.«
    »Du meinst, in Rage geraten, die Engländer allesamt töten und so weiter?«
    Sayd lächelte breit. »Etwas in der Art.«
    »Ich glaube kaum, dass das etwas bringen würde. Es ist schon besser, wenn sie glauben, dass Jeanne verbrannt wird. So ist sie schlagartig frei und kann tun, was sie möchte.«
    »Allerdings scheint sie sich damit abgefunden zu haben, zu sterben.«
    »Kein Mensch findet sich damit ab«, hielt ich dagegen. »Sie ist nur der Meinung, dass sie zu ihrem Gott kommen wird. Dass er ihr ewiges Leben schenkt. Das mag vielleicht sein, aber in vierzig, fünfzig Jahren tut er das auch noch.«
    »Es gibt noch einen anderen Grund, warum die Menschen glauben müssen, dass sie tot ist«, sagte er dann zu meiner
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