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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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mit hängendem Kopf durch
die Menge geführt. Ein paar Leute, die wohl von den Engländern bezahlt worden
waren, das zu tun, warfen etwas nach mir, doch ich kümmerte mich nicht darum.
Jeanne war jetzt sicher schon auf dem Weg gen Süden, begleitet von David, Jared
und Malik, die für ihre Sicherheit sorgen würden. Und nach einer Weile würde
auch dieses Schauspiel beendet sein.
    Am Scheiterhaufen angekommen, der enorm groß war, betete ich die
Litaneien herunter, die ich bei Jeanne gehört hatte. Ihr Verhalten hatte ich mir
sogar so gut eingeprägt, dass der Priester bei meinem Gebet selig die Augen
schloss.
    Dann endlich, nachdem noch ein paar Proklamationen verlesen worden
waren, wurde ich am Pfahl festgebunden. Jetzt johlte niemand mehr und es warf
auch niemand mehr etwas nach mir. Aller Augen waren gespannt auf mich gerichtet,
denn sie wollten die Hexe brennen sehen.
    Bevor der Henker jedoch die Fackel in den Reisighaufen stieß,
geschah etwas Seltsames. Einige Menschen knieten nieder, bekreuzigten sich und
beteten laut. Die Engländer wirkten ziemlich verwirrt darüber, doch ihre
Versuche, die Leute wieder hochzutreiben, schlugen fehl. Die Menschen schlossen
die Augen und beteten für mich. Da blieb dem Richter nichts anderes mehr zu tun,
als dem Henker das Zeichen zu geben.
    Die Flammen schossen augenblicklich in die Höhe, und nur wenige
Augenblicke später umfassten sie mich ganz. Der Henker musste auf Seiten Jeannes
gewesen sein, denn das Holz war trocken und brannte gut. Innerhalb weniger
Augenblicke wäre ihr Leiden vorbei gewesen. Meine Quelle reagierte noch besser
als in dem brennenden Haus vor ein paar Jahren, doch während sie das tat,
verspürte ich einen furchtbaren Schmerz in meiner Brust. Er strahlte um meinen
gesamten Brustkorb herum aus und fuhr mir am Rückgrat hinauf und wieder
hinunter. Noch nie hatte ich Derartiges erlebt.
    Wahrscheinlich lag es an der Plötzlichkeit, mit der mein Körper
von dem Feuer getroffen wurde. Ich wand mich einen Moment lang unter der
unbekannten Pein, versuchte, dagegen anzuatmen, aber mein Mund füllte sich mit
Hitze, die hinunter bis in meine Lungen glühte. Fühlte es sich so an, wenn man
verbrannte? War ich vielleicht doch nicht so feuerfest, wie wir dachten?
    Todesangst wallte in mir auf, ein Gefühl, dass ich seit mehr als
zweihundert Jahren nicht mehr gespürt hatte. Was, wenn ich hier in den Flammen
verging? Gerade erst war Gabriel zurückgekehrt, wir hatten gar keine Zeit
gehabt, einander neu kennenzulernen. Und Sayd? Noch immer war ich mir meiner
Gefühle für ihn nicht richtig im Klaren. Das Begehren, das ich für ihn fühlte,
war aber ungebrochen und es machte mir Angst, vielleicht nie wieder seine Haut
zu spüren.
    Dann hörte der Schmerz auf.
    Ebenso schlagartig, wie es aufgeflammt war, verschwand das Brennen
aus meinen Rippen. Nur das Pochen war noch da. Ich wusste nicht einmal, ob es
mein Herz war oder die Quelle.
    Konnte die Quelle durch Feuer abgetötet werden?
    Nein, denn sonst wäre ich in dem flammenden Inferno umgekommen.
Von meiner Haut troff noch immer die schützende Flüssigkeit und malte graue
Schlieren in den Ruß.
    Doch auch wenn die Flammen mir nichts anhaben konnten, so wartete
der schwierigere Teil noch auf mich. Die Fesseln saßen gut und ich hatte nur
noch wenige Augenblicke, bis das Feuer weniger werden und man sehen würde, dass
ich noch nicht verbrannt war.
    Während die Quelle in meiner Brust weiterhin gleichmäßig pochte,
zerrte ich meine Handgelenke aus den Fesseln.
    Nachdem auch meine Beine befreit waren, machte ich mich daran,
mich in das restliche Holz einzugraben. Über mir begannen die Holzscheite jetzt
heftig zu schwelen, und durch das Prasseln der Flammen konnte ich einige Leute
husten hören.
    Was, wenn ich jetzt aus den Flammen träte, geschwärzt, aber doch
unversehrt?
    Als ich den Boden erreicht hatte, grub ich mich weiter in die Erde
ein. Es war verwunderlich, wie wenig Kraft mich das kostete – allerdings wollte
ich nicht wissen, wie ich jetzt aussah. War in diesem Zustand, da ich meine
Quelle in höchstem Maße beansprucht hatte, noch etwas an mir menschlich? Sah ich
gar wie ein Monster aus?
    So gut es ging, schichtete ich Erde auf meinen Körper und wartete.
Wartete, bis die letzten Scheite über mir zusammenbrachen und das Feuer langsam
erlosch. In meiner Brust pochte die Quelle beinahe schmerzhaft, doch ich
versuchte, mich mit Gedanken abzulenken.
    Warteten Sayd und Gabriel auf mich? Machte Gabriel seinem
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