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Das Herz der Kriegerin

Das Herz der Kriegerin

Titel: Das Herz der Kriegerin
Autoren: Corina Bomann
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wiedersehen, aber sie hatte immerhin ihr Leben und die Möglichkeit, neu
zu beginnen. Wahrscheinlich würde sie das anders sehen und uns vielleicht
zürnen, dass wir nicht zugelassen hatten, dass sie zu ihrem Gott ging. Aber die
Zeit würde sie vielleicht lehren, dass wir die richtige Entscheidung gefällt
hatten.
    Mein Blick schweifte weiter zu Gabriel. Auch er schlief, doch seit
dem Augenblick, als er mich erleichtert angesehen hatte, keimte in mir die
Hoffnung, dass er eines Tages wieder so werden würde, wie es früher war. Ich
hatte Aufschub bekommen, was meine Entscheidung für einen der beiden Männer
anging, und so lehnte ich mich an Sayds Schulter und blickte in die Flammen, die
prasselnde Funken in die Luft schossen.

    Das dunkelhaarige Mädchen schmiegte sich an Malkuths Rücken,
während dieser sein Pferd in Richtung Süden trieb. Darüber, dass Aisha aus ihrem
Körper vertrieben worden war, hätte er frohlocken können, doch irgendwie wollte
keine Freude aufkommen. Die Lamie hinter ihm war noch sehr jung, aus ihrem
Elixier würde er keine Krieger machen können. Ich hätte Azhar mitnehmen sollen,
dachte er, zu meiner Unterhaltung und damit er Sayd eine Lehre erteilt. Was
würde der ach so tapfere Krieger dumm aus der Wäsche gucken, wenn sein eigener
Nachfahre, sein Fleisch und Blut, sich erneut gegen ihn stellte! Aber die
Inszenierung dieses Schauspiels würde er später in Angriff nehmen. Dann, wenn er
die Lamie reif war und ihm Dutzende neue Krieger schenken konnte. Fürs Erste
trieb er sein Pferd weiter, in Richtung Süden, seiner Heimat zu. Und dort würde
er weitersehen.

    Als er sicher war, dass alle schliefen, seine Freunde und auch
das Menschenmädchen, richtete sich Ashar auf seinem Lager auf. In den
vergangenen Tagen war es ihm immer schwerer gefallen, zu verbergen, was in ihm
vor sich ging. Fast schien es ihm, als hätte er eine zweite Seele in der Brust,
eine Seele, die mit seiner eigenen stritt und versuchte, die Oberhand zu
gewinnen. Erklären konnte er sich dieses Treiben nicht, doch er fürchtete sich
auch, einen seiner Freunde um Rat zu fragen. Er hatte ihnen verschwiegen, dass
er sehr wohl um den Inhalt der Träume wusste, die ihn auf seinem Krankenlager
heimgesucht hatten. Er hatte Bilder von Ruinen gesehen, er hatte die entsetzten
Mienen von Menschen gesehen, denen er die Kehlen aufgerissen hatte. Er oder die
Kreatur, deren Seele er in sich spürte, musste all diese Gräueltaten vollbracht
haben. War es die Lamie, deren Rippe sich in sein Fleisch gebohrt hatte? Aber
wie konnte er dann ihre Erinnerungen sehen? Das letzte Mal, als er die Taten
einer anderen Lamie sah, war bei Ashala gewesen, in der Zeit seiner Umwandlung.
Aber er konnte doch unmöglich …
    Während ihrer Reise hatte die Angst ihn fest im Griff gehabt.
Angst, dass sein Unfall Auswirkungen auf ihn haben könnte. Angst, dass es eine
Krankheit war, die er sich eingefangen hatte. Woher sonst sollte seine
Verwirrung kommen? Die furchtbaren Träume, die seltsamen Gefühle, die ihn
übermannten. Der Durst nach Blut, der sich immer häufiger in seine Gedanken
schlich, obwohl er doch unverletzt war und eigentlich keinen Lebenssaft
benötigte.
    Hin und wieder hatte es Momente gegeben, in denen er kurz davor
war, sich zumindest Jared zu offenbaren, denn er würde vielleicht derjenige
sein, der ihm helfen konnte. Aber etwas, vielleicht die merkwürdige zweite Seele
in ihm, hielt ihn zurück und brachte ihn schließlich dazu, so zu tun, als wäre
nichts. Er verschleierte seine Angst hinter Fröhlichkeit, seine seltsamen
Gedanken hinter grobem Gelächter. Dann trafen sie auf ihre alten Freunde, und
auch Gabriel war wieder da. Gabriel, wegen dem Laurina so lange getrauert hatte.
Er hatte mitbekommen, dass die beiden sich fremd geworden waren, doch es hatte
ihn seltsamerweise nicht bekümmert. Hatte die zweite Seele die Herrschaft über
ihn gewonnen? Möglicherweise, denn auch andere Gefühle waren weniger geworden.
Während die Freunde sich um Laurina sorgten, konnte er nur an das Blut des
Mädchens bei ihnen denken, des Mädchens, das sie mitnehmen wollten auf die
Wüstenburg. Natürlich würde er sie nicht angreifen, doch wenn er mit ihr allein
wäre …
    Gequält aufstöhnend, schüttelte er diesen Gedanken wieder ab. Was
war nur los mit ihm? Und woher kam auf einmal dieses glühende Unwohlsein?
    Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand sein Erwachen
bemerkt hatte, erhob er sich von der Schlafstätte und wandte er sich
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