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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür
Autoren: Gunnar Staalesen
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gezeichnete Pilze aus dem Boden. Die Häuser auf den schönsten Grundstücken hatten einen Ausblick sowohl hinunter auf die Stadt als auch hinüber nach Fana. Und den höchsten Grundstückspreis.
    Um fünf vor halb neun hielt ein Taxi vor dem Aufgang zu Mobergs Haus. Moberg kam aus dem Haus und stieg ein, und das Taxi fuhr davon. Wahrscheinlich hatte er selbst keinen Führerschein. Oder sein Wagen war in der Werkstatt. Frau Mobergs roten Opel Kadett durfte er nicht benutzen. Der stand dekorativ in der Garage. Und so verging der Vormittag.
    Es wurde ein Uhr, bevor Frau Moberg sich zeigte, gekleidet wie am Tag zuvor, zusätzlich trug sie eine grüne Umhängetasche. Sie sah kurz in den Briefkasten, fuhr den Wagen aus der Garage und dann weiter in Richtung Stadt. Ich heftete mich in gebührendem Abstand an ihre Stoßstange und sammelte Kräfte für eine neue Shoppingrunde. Aber ich wurde angenehm überrascht. Sie ging nicht in ein einziges Geschäft.
    Sie ging langsamer an diesem Tag. Sie hatte Zeit. Sie sah in Schaufenster oder hinauf zum Himmel, spiegelte sich in den Scheiben der Autos, an denen sie vorbeiging. Ich folgte ihr, und ich spiegelte mich nicht. Solche Schocks vertrage ich nicht auf nüchternen Magen.
    Sie ging die Strandgate und die Fußgängerzone entlang. Am Ende, auf der Holbergsalmenning kaufte sie an einem Kiosk ein paar Zeitschriften. Dann ging sie wieder zurück in Richtung Zentrum. Ich kaufte eine Zeitung und folgte ihr, treu wie ein Sommerschnupfen.
    Gegen halb drei ging sie in ein Café. Ich überlegte einen Moment, ob ich ihr folgen oder draußen warten sollte. Mein Magen plädierte dafür, ihr zu folgen, die Vernunft dagegen. Der Magen siegte. Ich fand einen freien Tisch in einer Ecke auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, bestellte am Tresen ein warmes Frikadellenbrötchen, setzte mich an den Tisch und breitete die Zeitung vor meinem Gesicht aus. Es war die Tageszeitung, aber ich las sie höchst oberflächlich. So oberflächlich, daß ich nicht einmal umblätterte. Ich beobachtete Frau Moberg.
    Sie hatte sich eine Mischung von Fleischklößchen und Gemüse bestellt. Sie aß gemächlich. Ich bekam mein Brötchen, schlang es hinunter und versteckte mich wieder hinter der Zeitung. Frau Moberg beendete die Mahlzeit, schob den Teller zur Seite, goß Kaffee aus einer glänzenden Kanne in eine kleine, weiße Tasse und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Ich duckte mich hinter der Zeitung. Als ich wieder aufsah, sah sie auf die Uhr.
    Eine Frau kam herein. Sie hatte dunkles Haar, war auf eine synthetische Weise puppenhaft schön und trug einen braunschwarzen Pelz. Sie ging lächelnd auf Frau Moberg zu, beugte sich vor und sagte etwas, ging zum Tresen und bestellte, kam zurück und setzte sich.
    Sie redeten. Ich saß zu weit entfernt, um auch nur ein einziges Wort zu hören, aber sie redeten. Soviel konnte ich beobachten. Sie redeten, verzehrten Kekse und tranken Kaffee. Die Dame im Pelz aß ein Napoleontörtchen. Nach einer Stunde standen sie auf und gingen. Ich ihnen nach, wie ein folgsamer Hund.
    Auf dem Weg nach draußen bemerkte ich etwas Seltsames. Die Dame im Pelz trug eine grüne Umhängetasche, die, soweit ich erkennen konnte, mit der identisch war, die Frau Moberg trug. Vielleicht ein Sonderangebot für Freundinnen: zwei zum halben Preis. Vielleicht war es aber auch nur ein Zufall.
    Die Frau mit dem dunklen Pelz hatte einen Wagen an einer Parkuhr gleich um die Ecke stehen. Als sie Frau Moberg die Tür öffnete, wurde mir kalt bis unter die Schuhsohlen. Ich hatte schon begonnen, mich nach etwas so Seltenem wie einem freien Taxi umzusehen, als Frau Moberg den Kopf schüttelte, in Richtung Korskirkealmenning zeigte und etwas sagte. Sie redeten noch ein wenig, während die Frau im Pelz sich in den Wagen setzte. Es war ein weißer Ford Escort. Ich notierte die Nummer. Als sie sich hinsetzte, streckte sie ihre hübschen Beine weit auf den Bürgersteig, so daß alle, die wollten, sie bewundern konnten. Die beiden Frauen winkten einander zu, wie Frauen einander zuwinken. Der weiße Wagen glitt auf die Straße, hupte wütend einen Fußgänger an, der zwanzig Meter vor einem Zebrastreifen die Straße überquerte, bog um die Ecke und verschwand. Frau Moberg ging zurück zur Korskirkealmenning. Ich folgte ihr.
    An diesem Tag fuhr sie nicht direkt nach Hause. Erst sammelte sie Moberg vor seinem Büro auf – und dann fuhren sie nach Hause. Es war mitten in der Hauptverkehrszeit. Wir brauchten
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