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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür
Autoren: Gunnar Staalesen
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Die drei, die hier versammelt waren, bildeten ein seltsames Dreieck. Zwei Frauen und ein Mann, und sie verursachten mir Übelkeit, alle drei. Sie gehörten in die Welt, die ich nicht mochte. Eine Welt, zu der ich nicht gehören wollte. Ich wußte nicht, woher sie kamen. Aber ich wußte, daß ich sie nicht mochte. Ich wußte, daß ich sie nicht mehr sehen wollte.
    Ich ging langsam zum Schreibtisch, ans Telefon.

48
    Es wurde wieder spät, ehe sie mich gehen ließen. Es war fast zehn Uhr, als ich draußen vor der Polizeiwache stand und unwillkürlich einen Blick zum Himmel warf. Ich war so lange nicht draußen gewesen, daß in der Zwischenzeit ein Nordwind eingesetzt hatte und die Regenwolken weggefegt hatte. Eine rauhe Kälte hatte die Stadt ergriffen, als hätte der Winter in diesem Jahr seinen ersten Frostatem ausgestoßen. Es war ein Hauch von Eis auf den Pfützen, und wenn man tief durch die Nase atmete, dann roch man nicht mehr die faulen Düfte der letzten Herbstblumen. Alles, was man spürte, war ein rauher, kalter Duft von Nichts, gemischt mit Schornsteinrauch, Abgasen und alten, nassen Zeitungen. Es war der Geruch des Winters.
    Ich ging nach Hause. Die Straßen waren so gut wie leer. Die Leute saßen zu Hause und sahen den Montagsfilm im Fernsehen. Er war zwanzig Jahre alt, und er war auch damals nicht besonders gut gewesen.
    Unten auf der Vagsalmenning stand ein Penner mit blauroter Nase und Bartstoppeln um den Mund. Er stand nach hinten gelehnt und trug einen langen schwarzen Wollmantel und auf dem Hinterkopf einen verbeulten, grauen Hut. Er starrte direkt nach oben auf die grünliche Statue von Ludvig Holberg. »Wieso zum Teufel ham se bloß wegn dir ’ne Statue aufgestellt«, sagte er, »du verdammter Sklavenhändler du?«
    Von Skuteviken her kam ein Krankenwagen mit blinkendem Blaulicht und heulenden Sirenen. Jemand lag im Sterben.
    Am Strandkai stolperte eine Novemberhure den Bürgersteig entlang. Sie war völlig betrunken und hatte an beiden Knien Löcher in den Strümpfen. Sie war ungefähr so attraktiv wie ein ausgestopfter Dinosaurier.
    Ich ging weiter. Ein kleiner Mann in grauem Mantel überquerte die Vetrlidsalmenning mit einem Kalender für das nächste Jahr unter dem Arm. In der Telefonzelle vor der Fløienbahnstation stand eine gebeugte Frau mittleren Alters und rief das Schicksal an, dieselbe Nummer, wieder und wieder. Aber es antwortete keiner. Und im Eingang eines Kolonialwarenladens in der Øvregate stand ein junges Paar, und beide schwelgten im Gesicht des anderen.
    Ich ging allein heimwärts. Ich hatte nichts mehr zu tun. Ich hatte viel Zeit. Ich hatte ein Rendezvous mit einer Flasche Aquavit, aber eine Flasche ist ein geduldiger Freund. Sie kann warten. Denn sie wartet nicht vergebens.
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