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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür
Autoren: Gunnar Staalesen
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beiden anderen. »Und wer war es, der ein Alibi brauchte? Wer hat das sicherste Alibi in dem ganzen Fall? Wer war meilenweit vom Tatort entfernt, als Margrete Moberg ermordet wurde?«
    Ich sah William Moberg an, und er starrte zurück. Ich sah, wie seine Wangenmuskeln arbeiteten. In seinen Augen zogen Gewitterwolken auf.
    Kate Kvam saß da mit einem zu Eis erstarrten Gesicht, ohne ein Gefühl zu verraten. Ich nickte, zufrieden mit mir. »Richtig, William Moberg.«
    Es blitzte, und dann kam der Donner: »Meinst du – meinen Sie – versuchst du damit anzudeuten – zum Teufel, Veum, das wirst du –«
    »Noch bereuen?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Halt die Klappe und hör zu. Der Bericht ist nicht beendet. Noch nicht.«
    »Der wird verdammt noch mal auch nicht –«
    »Er wird. Hier und jetzt. Ich werde dir erklären, wie der Mord an deiner Frau geschah, ich werde dir erklären, warum du überhaupt kein Alibi hast, ich werde dir erklären, wer dir geholfen hat – und warum. Kurz gesagt: alles, was du schon weißt. Um dir zu zeigen, daß ich es weiß.«
    Er kaute auf seinem Zahnfleisch. Aber er sagte nichts mehr. Ich sagte: »Ich werde dir von einem Mann erzählen, der Henning Kvam hieß. Henning Kvam hatte ein paar Jahre wegen einer Drogengeschichte gesessen. Er kam raus, und nach kurzer Zeit hatte er sich mit einer anscheinend respektablen Firma unten in Møhlenpris selbständig gemacht. A/S Hjemmehjelp: Hilfe für Hilflose, Hilfe für Hungrige. Die Hilflosen bekamen Gift – wohlwollend verteilt, teilweise als Lohn für diverse Dienste. Den Hungrigen wurde – der Hunger gestillt. In Zimmern, die schwarz waren und rosa und wer weiß wie: je nach Bedarf und Geschmack. Für jeden Bedarf und jeden Geschmack etwas.«
    Kurze Pause, während ich mein Konzept ordnete. »Also. Henning Kvam betrieb ein Bordell. Henning Kvam verteilte Drogen. Aber woher bekam der den Stoff? Er war einmal wegen Rauschgiftschmuggels verurteilt worden; er würde kaum jemals die geringste Chance haben, so was noch mal zu machen. Er brauchte Hilfe von anderen. Und die bekam er. Er hatte Kontakte – aus seiner Zeit in Kopenhagen. Auch eine andere Person in dieser Geschichte hatte sich in der Drogenszene da unten aufgehalten: Margrete Moberg, damals hieß sie Veide. Und es entsteht die scheinheilige Dreieinigkeit: Henning Kvam, Margrete Veide, später Moberg – und: William Moberg. Wie die Verbindung zustande kam, weiß ich nicht. Vielleicht hatten Margrete Veide und Kvam sich da unten getroffen und beschlossen, es in der Szene in Bergen zu versuchen. Mit solchen Geschäften ist viel Geld zu machen. Dann ging Kvam in den Bau, und der Plan mußte ein paar Jahre ruhen. In der Zwischenzeit hatte Kvam Moberg getroffen, der sein Anwalt war. Vielleicht nimmt er Kontakt zu Margrete Veide auf, als er rauskommt. Vielleicht erzählt er ihr, daß er einen Typen kennt, der durchdreht, wenn er schönes Fleisch sieht: komm rauf und heirate ihn. Vielleicht lief es anders ab. Vielleicht empfindet Margrete Veide mehr für Henning Kvam als er für sie. Vielleicht kommt sie nach Bergen, sucht ihn auf, erfährt, daß er in der Zwischenzeit geheiratet hat – und dann trifft sie Moberg. Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, daß an irgendeiner Stelle Verbindungen geknüpft wurden – und die Sache kam ins Rollen …«
    Weder Moberg noch Frau Kvam hatten einen Kommentar abzugeben zu meiner Geschichte. Ich nahm es als ein gutes Zeichen und fuhr fort: »Margrete Moberg schaffte den Stoff ins Land, sie und Henning Kvam trafen sich an einem verabredeten Ort: in einer Wohnung, die Kvam durch Beziehungen unter dem falschen Namen Stein Wang gemietet hatte. In dieser Wohnung trafen sie sich fast zu regelmäßig, als daß es sich nur um Drogenlieferungen gehandelt haben könnte. Wahrscheinlich nahm sie auch Geld entgegen: einen Prozentanteil am Gewinn. Dieses Geld brachte sie danach mit nach Hause – zu dem Mann mit der Aktienmehrheit in der Firma: der Stütze der Gesellschaft, dem Rauschgiftanwalt …« Ich machte an Moberg gewandt eine abschließende Geste.
    »Das ist doch lächerlich, Veum«, sagte Moberg, aber sein Ton klang nicht überzeugend.
    »Aber Henning …«, setzte Frau Kvam an.
    Ich sah sie forschend an. »Ich bin nicht ganz sicher, wieviel du gewußt hast – am Anfang – aber später … Margrete Moberg und Henning Kvam trafen sich in dieser Wohnung, und sie waren dort über zwei Stunden. Vielleicht schliefen sie miteinander, vielleicht –«
    Moberg
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