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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür
Autoren: Gunnar Staalesen
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könnte: der falsche Ragnar Veide – Henning Kvam. Dabei würdet ihr etwas verlieren, ein gutes Distributionsnetz, die Einnahmen aus dem Bordell. Aber das war schon so gut wie verloren, da ich ja davon Wind bekommen hatte. Und den Kontakt zu den Drogenringen hattet ihr, Frau Kvam hatte die Übersicht über das Distributionsnetz, vielleicht hattest du noch weitere Häuser mit grünen Türen in der Hinterhand, Moberg. Jedenfalls: zwei Fliegen mit einer Klappe – Henning Kvam wurde ermordet, und ich wurde – ein weiteres Mal – hineingezogen. Wie ihr Kvam dieses Mal überredetet, weiß ich auch nicht. Aber ihr schafftet es. Wahrscheinlich machtet ihr ihm vor, er müßte mir noch eins auswischen, deshalb wieder die Verkleidung als Ragnar Veide. Als er mich anrief, klang er betrunken, und die Leiche roch nach Schnaps. Aber es waren keine Flaschen im Zimmer, keine schmutzigen Gläser. Hattet ihr wieder ein Betäubungsmittel in seinem Drink? In dem Fall wäre es ein leichtes gewesen, den Selbstmord zu arrangieren. Besonders wenn man sich im gleichen Hotel aufhielt. Der weibliche Hotelgast – das warst du, Frau Kvam. Und der Mann, der kam und dich abholte – das warst du, Moberg. Jedenfalls: Als ich ankam, war alles, was ich fand – eine frische Leiche. Der falsche Ragnar Veide. Und ihr hattet dafür gesorgt, daß ein offensichtlicher Hinweis auf seine wirkliche Identität bei ihm gefunden wurde: die Brille in der Jackentasche. Aber das war zuviel des Guten. Das war unwahrscheinlich. Er hatte sich die Mühe gemacht, alles, was auf seine eigentliche Identität hinweisen könnte, zu entfernen, aber er hatte nicht an die Brille gedacht? Obwohl er doch Kontaktlinsen trug? Das – zusammen mit den fehlenden Flaschen oder Gläsern – sagte mir, daß es sich nicht notwendigerweise um einen Selbstmord handelte – sondern um Mord. Allzuviel deutete darauf hin, daß Henning Kvam ermordet wurde. Von wem? Die Antwort ergab sich von selbst.«
    Ich hob die Arme. »Wie gesagt: zwei Fliegen mit einer Klappe. Kvams sogenannter Selbstmord war soviel wie ein Geständnis. Durch meine Einmischung würde die Polizei von der Beziehung zwischen Kvam und Frau Moberg erfahren, oder sie könnte schlimmstenfalls dazu führen, daß ich mich weiter verdächtig machte. Aber ihr pokertet hoch: Ihr mußtet damit rechnen, eine gewisse Zeitlang überwacht zu werden, und ihr mußtet annehmen, daß die Polizei herausfand, wer die Aktienmehrheit hatte in –«
    »Das läßt sich leicht erklären, Veum«, hakte Moberg ein. »Daran ist nichts Verdächtiges. Die Polizei weiß, daß ich das schon früher gemacht habe, um Leuten zu helfen, an die ich glaubte. Ich hatte einige glückliche Investitionen getätigt, ich hatte eine Menge Kapital, und ich brauchte Anlageobjekte für dieses Kapital. Ich helfe Leuten, an die ich glaube, wieder auf den rechten Weg zu kommen, helfe ihnen bei der Existenzgründung und lasse sie selbst die Aktien zurückkaufen, wenn sie dazu imstande sind – wenn alles gutgeht. Und das tut es meistens. Es ist unglaublich, was Leute leisten können, wenn man nur ein bißchen Vertrauen in sie setzt. Sie werden wie neue Menschen. Daran ist nichts Kriminelles, Veum.«
    Ich überhörte ihn. »Die perfekte Tarnkappe: der Samariter der Unterwelt. Der Rauschgiftanwalt und Wohltäter – und seine ehemals süchtige Ehefrau: Wem würde einfallen, sie zu verdächtigen, hinter dem Drogenhandel in der Stadt zu stehen? Und wer hatte leichteren Überblick über potentielle Kunden? Das einzige, was ihr brauchtet, war ein Verbindungsmann: Henning Kvam. Einer, der den Verkauf arrangieren konnte: Aber hinter Henning Kvam stand Margrete Moberg. Und hinter Margrete Moberg standst du – du, Moberg. Perfekt. Fast.«
    »Sie war am Ende«, sagte Frau Kvam, leise, und fast erschreckend ruhig.
    »Was zum Teufel redest du da?« bellte Moberg.
    »Schnauze, Moberg«, sagte ich.
    »Sie war am Ende … Henning hat es erzählt. Es stimmt, daß sie, ich weiß nicht, ob sie ein Verhältnis hatten, das glaub ich nicht, aber sie vermittelte – den Verkauf des Stoffs – und sie wurde selbst wieder abhängig. Sie hatte einen gigantischen Verbrauch. Henning hat mir erzählt –«
    »Gelogen! Das ist gelogen, Veum! Hör nicht auf sie.« Moberg hatte sich halb von seinem Stuhl erhoben. Und ich mich halb von meinem.
    Sie fuhr fort: »Aber sie wollte wieder weg von der Nadel. Sie hatte schon mal einen Entzug gemacht – und sie wußte, wie das ist. Sie konnte ohne das Zeug
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