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Das Haus mit der grünen Tür

Das Haus mit der grünen Tür

Titel: Das Haus mit der grünen Tür
Autoren: Gunnar Staalesen
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unterbrach mich. »Das kann ich mir zur Not noch vorstellen, aber der ganze Quatsch von den Rauschgiftübergaben, das –«
    »Ich war selbst Zeuge einer der Übergaben – ohne es eigentlich zu sehen«, sagte ich. »Deine Frau trank Kaffee mit einer Freundin in einer Konditorei: eine Freundin, die – wie ich später herausfand – allein aus diesem Grund von Kopenhagen gekommen war. Nur um in einer Konditorei Kaffee zu trinken? Kaum. Aber die beiden Frauen trugen identische Umhängetaschen. Haben sie sie getauscht? Ziemlich sicher. Und die eine enthielt Geld – die andere Stoff, darauf wette ich. Am selben Abend hatte Margrete Moberg wieder ein Rendezvous in der mysteriösen Wohnung …«
    Ich sah von William Moberg zu Kate Kvam. Vom Anwalt zu seiner früheren Sekretärin. »Aber dann – dann geschah etwas, was das Gleichgewicht innerhalb der Dreieinigkeit störte. Ich weiß, daß die Beziehung zwischen dir und deiner Frau abkühlte, Moberg –«
    »Wieso –«
    »Ich weiß es. Und Henning Kvam und deine Frau verbrachten zwei Stunden zusammen in der Wohnung. Und vielleicht hatten sie schon in Kopenhagen ein Verhältnis gehabt. Was ist in dem Fall natürlicher, als daß es hier wieder aufflammte? Und du hast es entdeckt, Moberg. Hat sie es dir erzählt?« Ich nickte zu Frau Kvam hin.
    Sie öffnete den Mund. Er sagte: »Ich –«
    Ich unterbrach sie beide: »War das Grund genug, sie zu töten, Moberg? Eifersucht?«
    »Fängst du schon wieder an? Du hast mir immer noch nicht erzählt, wie ich sie umgebracht habe, wie du sagst …« Die Ironie klang dick aus jedem Satz, aber die ganze Äußerung brach in der Mitte auseinander. »Ich war in Stavanger, als sie – Wo Kvam war, weiß ich nicht.«
    »Er war zu Hause!« Es war Frau Kvam, die plötzlich zum Leben erwachte. Moberg und ich sahen sie an. »Wir waren zu Hause – beide. Ich weiß es noch ganz genau. Hinterher, als wir hörten, was passiert war, sagten wir: Und wir haben zu Hause gesessen und …«
    »Und wer kann das bestätigen?« fragte ich. »Henning Kvam? Teddy Lund?«
    Sie nickte eifrig. »Ja, Teddy, er kann –«
    »Sparen Sie sich all das für die Verhandlung, Frau Kvam. Jetzt hört zu. Ich wurde engagiert – durch Henning Kvam – weil ihr einen dem Anschein nach neutralen Zeugen brauchtet, einen, der Mobergs Alibi bestätigen konnte, einen, der am Tatort war – weil er Frau Moberg beschattete.«
    Ich sah sie an. Sie hörten zu. Ich fuhr fort: »Was ich am Mordabend sah, war folgendes: Eine Frau, die wie Frau Moberg aussah, fuhr zum Rendezvous in die Wohnung, eine Frau, die aussah wie Frau Moberg, verließ die Wohnung – sie saß im Auto, als ich sie sah –, fuhr ein wenig im Zentrum herum, holte Moberg ab, fuhr ihn nach Flesland, fuhr nach Hause und ging hinauf ins Haus. Später kam sie wieder zur Garage hinunter, kurz nach Mitternacht, als eine Nachbarsfrau in einem Auto vorbeifuhr – immer noch: eine Frau, die aussah wie Frau Moberg. Es muß nicht Frau Moberg gewesen sein, jedenfalls nicht, nachdem sie die Wohnung verließ. Nach Aussage des Arztes geschah der Mord zwischen 19.00 und 2.00 Uhr. Es könnte also schon passiert sein, während sie in der Wohnung war. Und genauso ist es abgelaufen. So einfach war das. Alles andere war ein abgekartetes Spiel.«
    »Das ist völlig verrückt, Veum. Du hättest doch wohl einen Unterschied sehen müssen zwischen meiner Frau und – einer eventuellen anderen.«
    »In einem Auto? Im Dunkeln? Bei dem Abstand, den ich halten mußte, um nicht entdeckt zu werden, das einzige Mal, daß sie aus dem Wagen stieg – nämlich zu Hause auf dem Natlandsfjell? Und mit einer roten Perücke auf dem Kopf?«
    »Einer roten Perücke?«
    »Da hab ich es erst wirklich begriffen, gestern. Meine – äh – Frau, sie trug eine Perücke. Und sie war eine ganz andere Frau, eine andere Person, eine Fremde. Das ist wie bei den beiden Fotos, die ich an den Wänden in einem der Zimmer in diesem Bordell von Kvam sah: Es war dieselbe Frau – und doch auf jedem Bild eine neue Frau mit einer neuen Perücke. Und da hingen die Perücken – auch eine langhaarige, rote, so leicht greifbar für Frau Kvam wie nur irgendwas, ohne daß es ihre eigene hätte sein müssen.«
    Frau Kvam sah mich mit weit aufgerissenen Augen an: »Meinen Sie – wollen Sie sagen – ich hätte …«
    Ich nickte. »Ich bin mir nicht ganz sicher, was Kvams Rolle eigentlich war. Ob er den Mord mitverübt hat, oder ob ihr ihn nur benutzt habt. Vielleicht habt ihr ihn
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