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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen
Autoren: Anne Stuart
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geschlossen. Sie knickte auf den hohen Absätzen um, wobei sie sich fast den Knöchel verstauchte, und schleuderte die Schuhe fluchend fort. Okay, barfuß ging es auch. So konnte sie leichter wegrennen, wenn er sie nicht wollte.
    Sie klopfte, aber er reagierte nicht. Also war er nicht zu Hause. Sie konnte ein anderes Mal wiederkommen.
    Aber sie ahnte, dass sie das nicht tun würde. Die Tür war nicht abgeschlossen, und sie öffnete sie und tauchte in die Wärme und Helligkeit des Cottage ein.
    Sie warf einen Blick auf den Teppich und erinnerte sich genau, was sie vor wenigen Wochen darauf getan hatten. Sie war ja verrückt, hierher zu kommen, nachdem sie ihn so lange erfolgreich ignoriert hatte. Aber solange sie sich dieser Geschichte nicht stellte, solange sie ihm nicht gegenübertrat, konnte sie ihr Leben nicht wieder aufnehmen. Sie durchquerte das Zimmer und setzte sich in den Sessel am Kamin. Den Mantel zog sie nicht aus.
    Sie vernahm seine Schritte auf der Veranda. Sie hatte keinen Zweifel, dass er es war: Seinen Gang hätte sie überall herausgehört. Er musste das Auto gesehen haben und rechnete folglich mit ihr – vorausgesetzt, er hatte den Mietwagen erkannt, den sie fuhr, bis der Subaru aus der Werkstatt kam.
    Er öffnete die Tür und betrat den Raum, die Arme voll mit Holzscheiten für den Kamin. Er schenkte ihr kaum einen Blick, trat die Tür hinter sich zu, um die kalte Dunkelheit auszusperren, und ließ das Holz auf den steinernen Kaminsims fallen. Er kauerte sich vor das Feuer und legte ein paar Scheite nach; dann drehte er den Kopf und schaute sie an, wie sie sich in ihrem geborgten Regenmantel zu verstecken versuchte.
    „Das wurde auch Zeit“, sagte er gelassen.
    „Du warst nicht da.“
    „Ich war genau zwei Tage weg. Und guck mich nicht an, als wäre ich Jack the Ripper. Ich bin kein Mörder, weißt du noch?“
    Er wirkte geradezu vergnügt, was sie erboste. Wie konnte er nur so heiter klingen, während sie vor Elend und Unsicherheit weder ein noch aus wusste?
    „Ich finde nicht, dass man darüber Witze reißen sollte.“
    „Das war mein voller Ernst.“
    Er blieb in der Hocke und betrachtete sie. Sie hatte ganz vergessen, wie umwerfend er aussah mit seinen grau melierten Locken, der dünnen Brille auf der Nase, den starken Händen und diesem verführerischen Mund …
    Ihr wurde heiß, aber sie wollte den Regenmantel nicht ausziehen.
    „Warum bist du hier? Nur um dich zu verabschieden, oder möchtest du etwas Besonderes?“
    „Ich kann auch wieder gehen …“ erklärte sie und machte Anstalten, sich zu erheben.
    Das war ein Fehler, denn jetzt legte er seine Hände auf ihren Körper, nur ganz kurz, um sie wieder in den Sessel zu drücken. Sie hatte vergessen, wie kraftvoll diese Hände sich anfühlten.
    „Nein, das wirst du nicht“, erwiderte er. „Nicht, bis wir geklärt haben, wie es weitergeht.“
    „Wie meinst du das?“
    „Wollen wir uns weiterstreiten, oder gehen wir nach oben? Wir haben das Bett noch immer nicht ausprobiert. Es könnte unserem faden Sexleben eine abenteuerliche Note geben.“
    „Denkst du eigentlich
nur
an Sex?“
    „Wenn ich dich anschaue, drängt sich mir dieses Thema einfach auf. Wenn ich dich
nicht
ansehe, wenn du dich einigelst und dich weigerst, mich zu treffen, denke ich eher daran, wie unausstehlich du bist, was für ein entsetzlicher Quälgeist und wie sehr ich dich vermisse.“
    „Das reicht nicht.“
    „Du möchtest von mir hören, dass ich wahnsinnig in dich verliebt bin, oder, Sophie? Hey, ich bin Anwalt. Ich bluffe wie ein Weltmeister.“
    Sie blinzelte. Jetzt war es also raus, lag offen im kalten Licht. Nur dass das Licht keineswegs kalt war, sondern der warme, weiche Schein des Feuers und der alten Lampen.
    „Dann haben wir ein Problem“, antwortete sie sanft.
    „Ja?“
    „Denn ich bin in dich verliebt.“
    Das zu hören schien ihn nicht gerade zu beglücken. „Es ist bloß Sex, Sophie.“
    „Warum bist du dann zurückgekommen?“
    Er zögerte. „Ich will dich.“
    „Ja?“ ermutigte sie ihn zart.
    „Ich will dich in meinem Bett. Ich will dich in meinem Haus. Verdammt, Sophie, ich will dich in meinem Leben. Ich will dich nach oben in dieses schöne große Bett tragen und dich vögeln, ganz, ganz langsam, und dann will ich neben dir einschlafen, was mir ziemlich spanisch vorkommt, weil ich normalerweise nicht neben den Frauen schlafe, mit denen ich Sex habe. Ich will morgens mit dir gemeinsam aufwachen, ich will am Nachmittag mit dir
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