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Das Haus der toten Mädchen

Das Haus der toten Mädchen

Titel: Das Haus der toten Mädchen
Autoren: Anne Stuart
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Kind.“
    „Warum?“
    „Du musst deine Sünden bereuen, um deinem Schöpfer mit reinem Herzen gegenüberzutreten.“
    „Aber wenn ich bereue, wieso muss ich dann noch sterben?“
    Doc stutzte, als hätte sie ihm eine harte theologische Nuss zu knacken gegeben. „Weil es sein muss“, befand er schließlich. „Bete mit mir, Sophie.“ Er sank auf die Knie und zog Sophie mit. Dann beugte er den Kopf und sprach mit lauter, unheimlicher Stimme ein Gebet.
    Trotz des prasselnden Feuers, trotz seines lautstarken Sermons meinte sie leise Schreie zu vernehmen: Lebenszeichen seiner beiden Gefangenen. Sie umklammerte die Stablampe ebenso fest, wie Doc sich in ihren anderen Arm verkrallt hatte.
    Die Flammen züngelten jetzt über das Treppengeländer aus unbehandeltem Holz, sie zuckten so hell und fröhlich und brachten doch den Tod.
    „Neige dein Haupt und bete mit mir, Sophie!“ schrie Doc, um das Feuer zu übertönen.
    Und Sophie schaute auf Docs gebeugten Kopf, seinen ungeschützten Nacken und ließ die Lampe mit aller Kraft darauf niedersausen.
    Das Geräusch würde sie ihr Lebtag nicht vergessen – den entsetzlichen Klang brechender Knochen. Und das Blut.
    Er brach mit einem hässlichen Röcheln zusammen. Sie kümmerte sich nicht weiter um ihn, stieg einfach über seinen Körper hinweg und lief zum Kühlraum. Mit einiger Mühe gelang es ihr schließlich, den riesigen Riegel zu bewegen, und als sie die Tür öffnete, sah sie Marty und Grace, die sich in eine Ecke gekauert hatten und einander umarmt hielten.
    „Na endlich!“ Marty rappelte sich auf und half Grace auf die Füße. „Was, zum Teufel, ist da los? Wo ist der alte Spinner?“
    „Ich glaube, ich habe ihn umgebracht“, sagte Sophie.
    „Gut. Lass uns hier verschwinden. Grace braucht Hilfe. Doc hat ihr irgendetwas gespritzt, und sie hat noch immer wacklige Knie.“
    Sophie trat in den Kühlraum und stützte Grace an der anderen Seite. Ihre Mutter warf ihr ein benommenes Lächeln zu, trotzdem wirkte sie gesünder als die letzten Monate. „Ich habe versucht, dich zu warnen“, murmelte sie. „Aber du wolltest nicht hören.“
    „Aber wie hast du …“
    „Später, Sophie“, fiel ihr Marty gereizt ins Wort. „Los jetzt!“
    Rauch hüllte sie ein; dichte Schwaden schlugen ihnen entgegen. „Bedeckt Nase und Mund und geht gebückt“, ordnete Sophie an. „Folgt mir.“
    Fast rechnete sie damit, dass Marty Widerworte gab, aber diesmal blieben sie aus. Ihre Schwester half einfach dabei, Gracey durch den wogenden Rauch in die wabernde Dunkelheit zu ziehen.
    „Wenn du uns in eine Sackgasse führst, werde ich stinksauer“, keuchte Marty zwischen zwei Hustenanfällen.
    „Ich auch“, entgegnete Sophie. Sie tastete sich mit einer Hand an der Wand entlang und suchte die Kellerluke. Sie war mit Teerpappe abgedeckt, und Sophie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie auch noch mit Brettern zu vernageln. Sie konnte nur hoffen, dass Doc das nicht nachgeholt hatte, denn dies war – außer der lichterloh brennenden Treppe – der einzige Weg nach draußen.
    Sie zerrte ihre Begleiterinnen wenige Stufen hinauf. Dann schlug sie auf die Luke über ihren Köpfen ein, ohne auf die Schmerzen in ihren Händen zu achten.
    Das Ding bewegte sich nicht: Er musste irgendetwas Schweres draufgestellt haben. Sie saßen in der Falle und würden entweder an Rauchvergiftung sterben oder verbrennen.
    Nichts dergleichen! Sie warf sich wieder gegen die Luke, und diesmal gab sie ein wenig nach.
    „Beeil dich!“ kreischte Marty.
    Die Tür öffnete sich, und draußen in der kühlen Nachtluft hob sich die Silhouette einer menschlichen Gestalt vom verqualmten Himmel ab. Eine Hand streckte sich ihnen entgegen: Griffins starke Rechte. Sophie kletterte hinaus und warf sich auf den Boden, während er den anderen beiden Frauen hinaushalf. Gerettet! Der ganze Krankenhaustrakt war eine Wand aus Flammen, und das Feuer griff schon auf das Hauptgebäude über.
    Ein Weilchen lag Sophie hustend und wie gelähmt im Gras und sah den Flammen zu, wie sie über das wunderschöne alte Haus züngelten.
    „Stehst du wohl auf und kommst mit?“ bellte Griffin, schnappte sich ihren Arm und zog sie von der sengenden Hitze fort. Als die vier über den abschüssigen Rasen zum See hinunterliefen, erklangen im Ort die Feuersirenen.
    „Das reicht wohl“, befand Griffin und ließ sie los.
    Sie ließ sich, immer noch hustend, ins Gras sinken. „Wo ist Doc?“ fragte er verbissen.
    Sie konnte ihm nicht gleich
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