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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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zu stürzen, und er war nie wählerisch bei der Wahl seiner Mittel oder Komplizen. Warum Otto ihm wieder und wieder verziehen hat, bleibt schleierhaft. Mir persönlich ist diese ständig wiederkehrende Milde irgendwann ein bisschen auf den Wecker gegangen, muss ich gestehen, aber so ist es nun einmal gewesen. Die sonderbaren Umstände von Hennings Geburt, die im Roman »enthüllt« werden, also die verbotene Zeugung am Gründonnerstag und der Teufelsfluch nach seiner Taufe, finden sich in der Chronik des Thietmar von Merseburg. Ich will damit nicht behaupten, es sei so gewesen. Aber ich finde es bemerkenswert, dass ein Chronist, der doch der Aufzählung von Fakten verpflichtet ist, diese Geschichte für glaubwürdig genug hielt, um sie niederzuschreiben und als Erklärung für Hennings Charakter heranzuziehen. (Und da haben wir’s schon wieder: »Jede Geschichtsschreibung ist Fiktion.«) Ob auch Otto diese Geschichte vom Teufelsfluch kannte und seinem Bruder deswegen immer verzieh? Wir wissen es nicht.
    Nach dem missglückten Mordanschlag Ostern 941 blieb Henning jedenfalls bis kurz vor Weihnachten in Ingelheim in Haft, flüchtete dann und warf sich Otto wieder einmal zu Füßen. Und danach war er tatsächlich zahm. Er wurde kein netter Kerl, aber er war Otto fortan treu ergeben. Zur Belohnung wurde er 948 dann doch noch Herzog von Bayern, und sein Enkel, Heinrich  II ., wurde der letzte Kaiser aus dem Geschlecht der Ottonen.
    Der jüngste Bruder, Brun, hat Otto wohl für so manchen Kummer mit seinen anderen Brüdern entschädigt. Er war ein enorm gebildeter und hochintelligenter Mann, wurde 940 mit nicht einmal sechzehn Jahren Kanzler und erlangte großen politischen Einfluss. Ottos Vertrauen in ihn war berechtigt und offenbar grenzenlos: 953 wurde Brun Erzbischof von Köln und fast zeitgleich Herzog des ewig rastlosen Lothringen.
    Ottos Schwestern, Gerberga und Hadwig, waren mit den beiden Männern verheiratet, die um die Vorherrschaft im Westfrankenreich rangen. Gerberga bekam 941 einen Sohn, Lothar, und weil Ludwig »der Überseeische« schon 954 das Zeitliche segnete, bekam Gerberga Gelegenheit, als Regentin für ihren Sohn selbst die Königsmacht auszuüben.
    Auch Hadwig griff aktiv ins politische Geschehen ein. Ihr Mann, Hugo von Franzien (übrigens genau wie Otto »der Große« genannt), hatte im Machtkampf mit König Ludwig meist die Nase vorn, aber 956 starb auch er. Ihr 940 oder 941 geborener Sohn Hugo (genannt Hugo Capet) übernahm nach einigen Startschwierigkeiten 960 das Herzogtum Franzien, wurde 987 König und begründete die Dynastie der Kapetinger, die bis 1328, sage und schreibe 341 Jahre lang, über das westliche Frankenreich bzw. über Frankreich herrschte.
    Noch ein Wort zu den Namen: Brandenburg an der Havel hieß im 10. Jahrhundert Brennaburg, Magdeburg hieß Magadoburg (was vielleicht »mächtige Burg« bedeutet), die Heveller nannten sich selbst Stodorani, die Daleminzer Glomaci. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Wie fast immer in der Vergangenheit habe ich auch in diesem Roman darauf verzichtet, alte Schreibweisen oder zwei verschiedene Namen für dieselbe Person oder Volksgruppe zu verwenden, denn einen Roman mit so einer Vielzahl an Personen und Namen sollte man nicht komplizierter als nötig machen. Schlimm genug, dass es hier Westfranken und Ostfranken und obendrein ein Herzogtum Franken und ein Herzogtum Franzien gibt. Das reicht ja völlig, um den Durchblick zu trüben. Wie schon in der Vergangenheit müssen wir auch hier wieder festhalten: Bei der Vergabe von Eigennamen für Personen und Orte haben die verantwortlichen Parteien des Mittelalters leider wenig Rücksicht auf die Nachwelt genommen …
    Wie immer hat es auch dieses Mal Menschen gegeben, ohne deren Hilfe dieser Roman in seiner jetzigen Form nicht möglich gewesen wäre. Mein herzlicher Dank gilt deswegen meinem Kollegen Titus Müller für zwei hilfreiche Literaturtipps, meiner Kollegin Ilka Stitz – einer Frau mit ottonischer Vergangenheit – für spannende Gespräche und einige kluge Hinweise bei der Recherche, meiner Kollegin Susanne Goga für die Beschreibung des faszinierenden Verfahrens zur Feststellung einer Lebensmittelallergie, Frank Brekow, der sich viel Zeit genommen hat, meinen Mann und mich durch das historische Slawendorf in Brandenburg zu führen und uns interessantes Material zur Verfügung gestellt hat, Johannes Ruf für fachmännischen Rat zum Starstich und Nicole Ochs für
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