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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Gablé
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selbst, dass noch viel zu tun bleibt.«
    »Oh ja«, stimmte Tugomir zu und atmete tief durch. »Viel bleibt noch zu tun.«
    Alveradis legte ihre kühle, schmale Hand auf seine beiden. »Aber nicht heute.«
    E N D E

Historische Anmerkungen und Dank
    »Jede Geschichtsschreibung ist Fiktion«, sagt der amerikanische Historiker Hayden White. In der Welt der Geschichtswissenschaften hat er mit dieser Behauptung große Empörung ausgelöst, aber ich finde, der Mann hat in vielerlei Hinsicht recht, und selten war mir diese Erkenntnis so gegenwärtig wie bei der Entstehung dieses Romans.
    Über kaum einen anderen Herrscher in der deutschen Geschichte ist so viel Blödsinn geschrieben worden wie über Otto I. (der schon von seinen Zeitgenossen den Beinamen »der Große« bekam). Die nationalistisch geprägte Geschichtsschreibung des späten 19. Jahrhunderts pries ihn (manchmal auch seinen Vater) als den Begründer des deutschen Reiches und Stifter einer nationalen Identität.
    Das ist Unsinn.
    Wie Sie im Laufe der Lektüre dieses Romans sicher gemerkt haben, war das einzig Deutsche an dem Reich, das Otto beherrschte, die Sprache (und auch sie war alles andere als einheitlich. Rheinländer und Bayern etwa dürften größte Schwierigkeiten gehabt haben, einander zu verstehen – was sich bis heute ja nicht wesentlich geändert hat). Das Frankenreich Karls des Großen war schlichtweg in mehrere große Brocken zerfallen, und der Teil, den Otto bekam, war eben der »ostfränkische«, wo die Leute deutsch sprachen. Doch Otto verstand sich immer noch als fränkischer Herrscher, der in der Nachfolge seines Vorbilds Karls des Großen stand. Ein deutsches Nationalbewusstsein war einfach noch nicht erfunden.
    Noch wilder trieben es die Nationalsozialisten, die in Ottos angeblicher nationaler Einigung, vor allem aber in seiner Expansionspolitik nach Osten einen Vorläufer und Wegweiser zu erkennen behaupteten.
    Grotesk.
    Wir könnten hier noch eine Weile damit fortfahren, aufzuzählen, was Otto alles nicht war. Und trotzdem: Wenn man einen Roman über den Beginn des deutschen Mittelalters schreiben will, wie ich es mir vor ungefähr zwei Jahren vorgenommen habe, spricht allerhand dafür, bei Otto I. und seinem Vater anzusetzen, und ich wollte herausfinden, wer dieser Otto denn nun war, und seine Geschichte erzählen – zumindest bis zur Konsolidierung seiner Macht im Jahr 941.
    Für eine so frühe Zeit wie das 10. Jahrhundert gibt es eine erstaunliche Vielzahl an Quellen, die uns von Ottos Taten berichten, von denen die Sachsenchronik des Widukind von Corvey (der im Roman als Novize einen Gastauftritt hat) vielleicht die wichtigste ist. Aber schauen Sie noch mal an den Anfang dieses Nachworts: »Jede Geschichtsschreibung ist Fiktion.« Das gilt auch und womöglich ganz besonders für mittelalterliche Chronisten, und darum würde ich mir nie anmaßen zu sagen: »Es war so, wie ich es hier erzählt habe.« Ich sage lediglich: »So könnte es ungefähr gewesen sein.«
    Otto selbst und seine Taten sind also relativ gut dokumentiert, und darum ist nur wenig von dem, was ich hier über ihn erzählt habe, erfunden. Wir kennen sogar sein Geburtsdatum, den 23. November 912, während wir bei der Mehrzahl seiner Geschwister und fast allen anderen Figuren dieses Romans nicht einmal das Jahr ihrer Geburt wissen.
    Es spricht einiges dafür, dass Otto am Slawenfeldzug seines Vaters von 928/29 teilgenommen hat. Das ostfränkische Heer hatte zur Belagerung der Heveller tatsächlich seine Zelte auf der zugefrorenen Havel aufgeschlagen, und nach dem Fall der Brandenburg nahm Ottos Vater, König Heinrich, die Tochter des Fürsten, die ich nach ihrer berühmt-berüchtigten Tante Dragomira genannt habe, deren Name aber in Wahrheit unbekannt ist, als Geisel. Sie bekam ein Kind von Otto, Wilhelm (der 951 Erzbischof von Mainz wurde), und wurde schleunigst ins Kanonissenstift in Möllenbeck an der Weser abgeschoben, wo ihre Spur sich verliert. Der Rest ihrer Geschichte, wie sie hier erzählt wurde, ist frei erfunden.
    In Geiselhaft geriet auch ihr Bruder, dessen Namen wir in den Schreibweisen Tugomir und Tugumir finden, und als ich zum ersten Mal das Wenige las, was die Quellen über diesen Tugomir zu berichten haben, wusste ich, dass er die Hauptfigur meines Romans werden würde. Er eignete sich hervorragend dafür, weil er als Außenseiter in die deutsche (oder ostfränkische, Sie dürfen sich etwas aussuchen) Welt kam, und es ist immer gut, aus
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