Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
zu trinken kriegten, weil wir uns nicht vom Schalter entfernen durften. Es könnte immerhin sein, daß doch noch ein Wunder geschähe. Allzuweit vom Vatikan waren wir ja nicht weg.
    Um Frau Marquardt sammelten sich bereits höhere Chargen, aber auch die standen angeblich vor einem Rätsel. Keiner konnte sich erklären, wie es zu dieser Überbuchung gekommen war. So ein Computer ist doch eine großartige Erfindung: Es passieren genauso viele Fehler wie früher, aber jetzt ist niemand mehr daran schuld.
    Schließlich fiel die Entscheidung: Acht Mitglieder unserer Gruppe würden zurückbleiben müssen und zwei Stunden später mit einer anderen Maschine nach Mailand fliegen. Dort werde man weitersehen. Die Frage war nur, wen es treffen würde.
    »Frauen und Kinder zuerst«, sagte der Bürgermeister, worauf sich Mutter Quadriga nebst Anhang sofort nach vorne schob.
    »Lassen Sie das Los entscheiden!« empfahl Hannelore.
    Die Damen Moll und Klinger traten freiwillig zurück, wahrscheinlich erhofften sie sich von der unerwarteten Panne einen weiteren Höhepunkt der Reise. Der mit dem Grafen war ja etwas enttäuschend gewesen.
    Otto und Trudchen hatten auch nichts zu versäumen.
    Ihnen war es egal, ob sie um sechs oder um zehn Uhr wieder in Deutschland landeten. »Sollen mal die mit Familie sehen, daß sie wegkommen«, sagte Otto, »auf uns wartet keiner. Wir übernachten im Hotel und fahren erst morgen wieder nach Hause.«
    Nun waren es schon vier Freiwillige. Frau Marquardt war von Berufs wegen zum Bleiben verdonnert, und ich hatte mir inzwischen überlegt, daß Rolf ein späterer Ankunftstermin vermutlich auch ganz recht war. Er kriecht höchst ungern abends um sechs über die Autobahn am Frankfurter Kreuz.
    Jetzt fehlten noch zwei.
    »Ich trete auch zurück«, sagte der Bürgermeister zum allgemeinen Erstaunen. Besonders Frau Marquardt wunderte sich, reiste der Herr doch mit dem VIP-Status und hatte somit das Vorrecht, als allererster berücksichtigt zu werden. Später verriet er uns, daß er diese Romfahrt nur deshalb angetreten habe, weil seine Schwiegermutter gekommen sei, und die könne er nun mal gar nicht ab. »Bis Mittwoch bleibt sie noch, und jede Stunde ohne sie ist eine geschenkte Stunde.«
    Schließlich fand sich noch der männliche Teil eines Ehepaares, der seiner anderen Hälfte empfahl, »doch inzwischen Klaus und Erika zu besuchen, die wohnen ja ganz dicht am Flugplatz. Kannst auch deinen Koffer hierlassen.«
    »Und wenn das Flugzeug nun abstürzt?«
    »Welches? Meins oder deins?«
    Die Auserwählten begaben sich in den Warteraum, wir Zurückgebliebenen stürmten die Telefonzellen. Zwei waren kaputt, die dritte nur für Ortsgespräche programmiert. Lediglich der vierte Apparat funktionierte, deshalb dauerte es auch fast eine Stunde, bis wir unsere zum Teil schon im Aufbruch begriffenen Lieben daheim von der veränderten Situation verständigt hatten. Aus den bereits erwähnten Gründen begrüßte Rolf meine verspätete Ankunft, die Zwillinge dagegen meckerten. Wann sie denn jetzt das Wasser für die Nudeln aufsetzen sollten, und ob ich nachts um elf überhaupt noch Appetit auf Spaghetti Bolognese hätte? Wirklich eine großartige Idee!
    Der Flug nach Mailand dauerte nur eine Stunde, deshalb gab es auch nichts zu essen, obwohl uns allen allmählich der Magen knurrte. In Rom hatten wir unsere letzten Lire zusammengekratzt fürs Telefon und einen lauwarmen Kaffee, jetzt waren wir mehr oder weniger pleite und setzten unsere Hoffnung auf Frau Marquardt. Sie hatte uns ein lukullisches Abendessen in Aussicht gestellt, das sei ja wohl das mindeste, was uns die Alitalia bieten müsse.
    Die dachte aber gar nicht daran. Als wir in Mailand die Paßkontrolle passiert hatten und uns vergebens nach einem Bevollmächtigten der Fluggesellschaft umsahen, mußten wir feststellen, daß uns niemand erwartete. Weder war unser versprengtes Häuflein avisiert worden, noch wußte jemand, was mit uns zu geschehen habe. Frau Marquardt wurde zunehmend lauter, die Uniformierten wurden zunehmend leiser. Die Telefone liefen heiß. Endlich erschien ein höherer Abgesandter, der sich, zwar für nicht zuständig erklärte, uns aber wenigstens Gutscheine für einen Imbiß in die Hand drückte. Ein Sandwich pro Person und eine Tasse Kaffee. Von ihm erfuhren wir auch, daß wir in anderthalb Stunden weiterfliegen würden. Zum Glück sei die Maschine nicht ausgebucht gewesen.
    Ob wir denn auf Kosten der Alitalia telefonieren dürften, wollte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher