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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
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Mumintroll.
    Überhaupt nicht, antwortete der Vater und setzte sich ins Heide­kraut. Diese Geschichte mit den Bäumen macht alles zunichte. Ich ver­stehe das Meer immer weniger. Es gibt keine Ordnung in dem Ganzen.
    Er nahm den Hut des Wärters ab und zerbeulte ihn.
    Sieh mal, sagte der Vater. Die Idee des Ganzen ist, die geheimen Gesetze des Meeres zu finden. Ich muss es verstehen, wenn ich es lieben soll. Ich kann auf dieser Insel nicht glücklich sein, wenn ich das Meer nicht gern habe.
    Das ist so wie mit Trollen, sagte Mumintroll eifrig und richtete sich auf. Mit dem Gernhaben, meine ich.
    Das Meer benimmt sich ständig anders, fuhr der Vater fort.
    Irgendwie, mal so, mal so. Heute Nacht hat es der ganzen Insel einen Schrecken eingejagt. Warum? Was ist geschehen? Es ist kein System darin. Und wenn, dann kann ich es nicht erkennen.
    Er schaute Mumintroll fragend an.
    Ich glaube bestimmt, du würdest es erkennen, wenn es eines gäbe, sagte Mumintroll. Er fühlte sich ungeheuer geschmeichelt, weil der Vater mit ihm so große, wichtige Dinge besprach und strengte sich mächtig an, um zu begreifen, worum es ging.
    So, meinst du, sagte der Vater. Es gibt kein System?
    Bestimmt nicht, sagte sein Sohn und hoffte verzweifelt, dass es die richtige Antwort sein möchte.
    Auf der Landzunge erhoben sich ein paar Möwen und begannen kreischend über der Insel zu kreisen. Man spürte unter sich im Boden die Brandung, wie einen Atemzug.
    Aber dann muss das Meer ja lebendig sein, grübelte der Vater. Mög­lich. Es benimmt sich genau wie es Lust hat ... man kann es nicht ver­stehen ... Wenn der Wald sich vor dem Meer fürchtet, muss es ja be­deuten, dass das Meer lebendig ist.
    Mumintroll nickte, ganz trocken im Hals vor Aufregung.
    Der Vater schwieg eine Weile. Dann stand er auf und sagte, dann ist es das Meer, das im Kolk atmet. Das Meer zerrt an dem Lot. Alles ist klar ... Es hat meine Mole zerstört, um mich zu ärgern und hat mir Seegras in die Netze gefüllt und versucht, mir das Boot wegzunehmen ...
    Er stand da und starrte mit faltiger Schnauze zu Boden. Plötzlich glät­tete sie sich wieder, und er sagte erleichtert, dann brauche ich ja nichts zu verstehen. Das Meer hat eben nur einen schlechten Charakter ...
    Mumintroll fühlte, dass der Vater jetzt zu sich selbst redete und ant­wortete nicht. Er sah den Vater zum Leuchtturmberg gehen, das Wachstuchheft war im Heidekraut liegengeblieben.
    Nun waren neue Seevögel dazugekommen. Eine große Wolke von Vögeln flatterte über der Insel, und sie schrien wie besessen. Mumin­troll hatte noch nie so viele Vögel auf einmal gesehen. Es waren auch kleine Vögel dabei, sie flatterten in hysterischen Sturzflügen hin und her, neue Scharen kamen von den kleinen Felsinseln angeflogen.
    Mumintroll betrachtete sie und wusste, nun flohen auch die Vögel vor der Kälte der Morra. Aber er konnte nicht helfen. Und was be­deutete es schon ... Der Vater hatte mit ihm gesprochen, anders als früher, er war ungeheuer stolz.
    Am Leuchtturm standen die anderen und beobachteten die Vögel, die den ganzen Himmel mit ihrem Entsetzen bedeckten. Und mit einem Schlage flohen sie zum Meer hin. Die Vögel verschwanden, sie flogen geradenwegs aufs Meer hinaus, und einen Augenblick später waren sie verschwunden.
    Nun war nur noch die Brandung da.
    Das Tosen war sehr stark, der Schaum flog auf die Insel wie Schnee, bei der Westspitze erhoben sich die Wellen gleich weißen Drachen mit weit aufgesperrten Rachen. Jetzt ist der Fischer zufrieden, dachte Mumintroll. Er sah es, als es geschah: das Betonhaus des Fischers ken­terte. Die nächste Welle sprengte die Wände.
    Der Fischer hatte die Tür aufgestoßen und sprang wie ein hüpfender Strich durch den Schaum. Er kroch unter sein Boot, das umgekehrt auf dem Berg lag. Draußen auf der Landzunge war der Fels glatt und rein, nur die Eisenkrampen ragten wie ein paar übriggebliebene Zähne in die Höhe.
    Bei meinem ewigen Schwänzchen, dachte Mumintroll. Vater hat recht. Das Meer hat wirklich einen sehr schlechten Charakter ...
    Aber er ist ja ganz nass, rief die Mutter. Er hat womöglich Glas­scherben geschluckt, als das Fenster zerbrach ... wir müssen uns seiner annehmen, er hat ja kein Haus mehr.
    Ich werde hingehen und nachsehen, wie es steht, sagte der Vater. Ich werde meine Insel verteidigen.
    Aber die Landspitze ist beinah ganz überschwemmt, das ist gefähr­lich, rief die Mutter. Wenn die Wellen dich nun mitreißen.
    Der Vater lief nach dem
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