Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
Vom Netzwerk:
lange das leere Papier an, das der Sturm ihm aus den Pfoten zu zerren versuchte. Er seufzte und blätterte zurück auf Seite 5, für die er eine große Schwäche hatte.

    Dort hatte er ausgerechnet, wie der Kolk in der Tiefe durch einen Tunnel mit dem Meer verbunden war, vgl. Bild, und durch diesen waren Schatztruhen, Whisky, Skelette hinabgesunken. Leider. Der rostige Kanister war aus Versehen am Rand bei A gelandet. Wenn jetzt jemand, den wir mit X benennen, unten auf dem Grund bei B stünde und blies oder das Wasser in sich hinein söge, dann müsste das Wasser ja steigen und sinken, so dass es aussah, als ob das Meer atme. Wer war X? Ein Meerungeheuer. Das jedoch ließ sich nicht beweisen. Die Erklärung über das Wasser wurde also in das Kapitel «Vermutungen» aufgenommen, das immer länger wurde.
    In dem Kapitel «Tatsachen» hatte der Vater festgestellt, dass das Wasser in der Tiefe kälter war. Das hatte er ja schon vorher gewusst, man brauchte nur die Beine ins Wasser zu stecken, doch ließ sich dies mit einer sinnreich konstruierten Flasche beweisen. Der Korken wurde durch den Druck des Wassers in den Flaschenhals gedrückt, wenn man die Flasche wieder hochzog. Weiter, das Wasser ist schwer und salzig. Weiter unten ist es schwerer, aber an der Oberfläche salziger. Beweis: die flachen Salzwasserpfützen. Sind sehr salzig. Und die Schwere spürt man beim Tauchen.
    Der Tang wird an der Leeseite angeschwemmt und nicht luvwärts. Wenn man vom Leuchtturmberg bei Sturm eine alte Planke ins Wasser wirft, treibt sie nicht an Land, sondern schwimmt ein Stück vom Ufer entfernt um die Insel herum.
    Wenn man ein Brett gegen den Horizont hält, sieht es aus, als runde sich der Horizont. Das Wasser steigt, wenn es schlechtes Wetter gibt, aber manchmal auch umgekehrt.
    Jede siebente Welle ist riesengroß, aber manchmal kann es auch die neunte sein, manchmal herrscht überhaupt keine Ordnung. Wohin fuhren die breiten Sturmwege aus weißem Schaum und wie entstehen sie? Warum? Für all das und eine Menge anderer Dinge versuchte der Vater eine Erklärung zu finden, aber das war sehr schwer. Er war müde, und er wurde unwissenschaftlich und schrieb, eine Insel hat keine Brücken und keine Zäune, man kann also weder hinausgelassen noch eingesperrt werden. Das bedeutet also, man hat das Gefühl, als ob ...
    Der Vater zog über diese Aufzeichnung einen schwarzen Strich. Er ging zu dem mageren Kapitel «Tatsachen» über. Und nun kam er wieder, der schwindelerregende Gedanke, dass das Meer überhaupt keinen Gesetzen gehorchte. Er wies ihn rasch ab. Er wollte verstehen. Er musste das Meer verstehen, damit er es lieben und vor sich selbst Respekt haben konnte.

    Während der Vater grübelte, war die Mutter immer tiefer in ihren Garten hineingegangen. Sie hatte eine Menge entdeckt, was frisch gestrichen werden musste Allmählich wurde sie beherzter und ver­steckte sich erst hinter den Baumstämmen, wenn sie die Wendeltreppe knacken hörte. Da die Mutter gemerkt hatte, dass sie nicht größer als eine Kaffeekanne wurde, wenn sie in die Wand hineinging, malte sie eine Menge kleiner Mütter hier und dort im Garten. Falls jemand von den anderen sie erblickte. Wenn sie sich ruhig verhielt, konnten sie kaum feststellen, welches die richtige Mutter war.
    Das ist der reinste Mittelpunktwahnsinn, fand die Kleine My.
    Könntest du denn nicht auch uns zeichnen, und nicht nur dich selbst.
    Ihr seid ja auf der Insel, sagte die Mutter.
    Sie hatte Mumintroll wegen des Familienfestes in seiner Lichtung gefragt, der hatte aber nur etwas gemurmelt und war wieder hinaus­gelaufen. Das ist das Seepferdmädchen, dachte die Mutter. Jaja, die Zeit rennt. Und sie malte eine neue kleine Mutter, die es sich unter einem Fliederbusch bequem gemacht hatte.
    Mumintroll ging langsam die Wendeltreppe hinab und auf den Berg hinaus. Nun gab es keine Lichtung mehr und auch keine Seepferdchen.
    Er stand da und schaute hinab auf Mutters Gartenland dort unten am Berghang. Alle wilden Rosenbüsche waren verwelkt, weil es ihnen plötzlich zu gut ging und sie nicht den sicheren Widerstand von Sand und Steinen um sich herum hatten.
    Nun hatte die Mutter mitten im Beet einen kleinen Zaun errichtet, der anscheinend etwas besonders Kostbares umgab. Sie hatte einen neuen Versuch unternommen. Was es wohl sein mochte!
    Über den Berg kam die Kleine My geweht, hej, sagte sie. Kannst du raten, was es ist? Dreimal darfst du raten.
    Sag es selbst, sagte Mumintroll.
    Ein Apfel,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher