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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
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sagte die Mutter. Es gibt
    Geschenke.
    Sie bekam ihn über die Schwelle und sie gingen langsam die Wendel­treppe hinauf. Draußen donnerte der Südwestwind um den Turm, zuweilen heulte er in einer zerbrochenen Fensterscheibe auf. Die Mut­ter fühlte die Pfote des Fischers zittern und sagte, hier ist es nicht ge­fährlich. Das hört sich nur so an. Wir sind gleich da.
    Sie öffnete die Tür zum Leuchtturmzimmer und rief, und jetzt dürfen wir die Augen aufmachen.
    Der Fischer öffnete die Augen. Die Kerzen brannten, obwohl es noch nicht dämmerte. Der Geburtstagstisch war prächtig mit einer weißen Decke und kleinen grünen Zweigen am Rand. Die Familie hatte sich aufgestellt und wartete.
    Der Fischer erblickte den Kuchen.
    Wir hatten nur drei Kerzen, entschuldigte sich die Mutter. Wie alt sind wir denn?
    Das habe ich vergessen, murmelte der Fischer. Seine Augen fuhren ängstlich von einem Fenster zum anderen und hinauf zur Dachluke.
    Wir gratulieren, sagte der Vater. Bitte, Platz nehmen.
    Doch der Fischer setzte sich nicht hin. Er rückte näher zur Tür.
    Plötzlich gab die Kleine My einen zornigen Schrei von sich. Setz dich hin und sei normal, schrie sie.

    Der Fischer erschrak so sehr, dass er zum Kaffeetisch flitzte und sich hinsetzte, und bevor er was zu sagen vermochte, goss die Mutter Kaffee ein und jemand packte den Hut für ihn aus und setzte ihn auf seinen verwirrten Kopf.
    Der Fischer saß ganz still und versuchte, den Hut von unten her zu sehen. Kaffee wollte er aber nicht haben.
    Versuch es mit einem bisschen Seegras, schlug My vor und gab ihm ein Geschenk, das in rote Blätter eingewickelt war.
    Das kannst du selbst essen, sagte der Fischer höflich, und die ganze Familie musste lachen, weil der Fischer etwas sagen konnte, was passte und richtig war. Die Kaffeegesellschaft war sogleich viel ungezwun­gener, sie ließen ihn in Ruhe und redeten unbesorgt über den Sturm und die Insel, die sich mit dem Meer versöhnt hatte und eingeschlafen war. Allmählich probierte der Fischer auch den Kaffee und grinste komisch. Er tat acht Zuckerstückchen in den Kaffee und schüttete alles auf einmal in sich hinein.
    Dann packte er das Päckchen von Mumintroll auf. Es waren die Geschenke, die das Seepferdchen am Strande liegengelassen hatte, Glasscherben, Steine, vier Kupfersenker. Der Fischer betrachtete die Senker lange und sagte «hah». Dann öffnete er das letzte Päckchen, und zum Vorschein kam die Muschel mit «Erinnerung an die West­küste», und er sagte «hah, hah».

    Das ist das schönste Geschenk, erklärte die Mutter. Das Meer hat es ans Ufer gelegt.
    So? sagte der Fischer und schielte nach der untersten Kommoden­schublade.
    Er stand auf und schritt langsam zur Kommode. Die Familie folgte mit interessierten Blicken und war sehr erstaunt, dass er sich für die Geschenke nicht bedankte.
    Die Dämmerung brach an, nur ein kleiner Fleck vom Sonnenunter­gang zitterte hoch oben im Apfelbaum. Die drei Kerzen brannten weiter. Der Fischer erblickte das Vogelnest, das auf der Kommode liegengeblieben war.
    Das sollte im Abzug des Schornsteins liegen, sagte er streng. Es hat dort viele Jahre gelegen.
    Wir wollten es vor das Fenster hängen, entschuldigte sich die Mutter, aber wir sind noch nicht dazu gekommen.
    Der Fischer stand vor der Kommode und schaute in den Spiegel. Er betrachtete den Hut des Muminvaters und dachte lange über seine eigene unbestimmte Visage nach. Dann wanderte sein Blick weiter zum Legespiel, das auf seiner Pappscheibe lag. Er nahm ein Stückchen und legte es da hin, wo es passte, und dann legte er das Legespiel mit sehr schnellen Bewegungen weiter. Die Familie war aufgestanden und trat hinter ihn, um zuzusehen.
    Das Bild war fertig: Die Vögel und der Leuchtturm. Die Vögel flogen genau auf den Leuchtturm zu. Der Fischer drehte sich um und blickte den Vater an.
    Jetzt erinnere ich mich, sagte er. Wir haben den falschen Hut auf.
    Er nahm seinen Hut ab und streckte die Pfote aus. Schweigend tauschten die beiden Herren die Hüte. Der Leuchtturmwärter war zurückgekommen.
    Er knöpfte seine Manchesterjacke zu und zog die Hosen hoch. Dann ging er zurück zu seiner Tasse und fragte, ob es noch ein bisschen Kaffee gäbe.
    Die Mutter stürzte an den Herd.
    Sie setzten sich wieder an den Tisch, aber es war schwierig, ein Ge­spräch zustandezubringen. Der Leuchtturmwärter aß seinen Kuchen, und die Familie betrachtete ihn mit einer gewissen Scheu. Ich habe hier drinnen ein bisschen gemalt,
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