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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch
Autoren: Tove Jansson
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da , sie war so gut wie fertig - und sie sollte besser werden als alle anderen, die er je gemacht hatte. Wenn er ins Mumintal käme, wollte er sie über dem Fluss spielen, am Brückengeländer, und Mumintroll würde sofort sagen: Die ist aber fein! Wirklich sehr fein!
    Der Mumrik blieb im Moos stehen, eine kleine Unlust überkam ihn. Mumintroll, der so schrecklich wartete und sich so sehnte! Der zu Hause saß und wartete und bewunderte und sagte: Natürlich musst du frei sein! Aber gewiss musst du loswandern! Und ob ich verstehe, dass du manch­mal allein sein musst!
    Und gleichzeitig waren die Augen des Mumintroll schwarz vor Ent­täuschung und hilfloser Sehnsucht.
    Oje, sagte Mumrik und ging weiter. Oje, oje! Er hat so viel Ge­fühl, dieser Mumintroll! Ich will nicht an ihn denken. Er ist ein guter Troll, aber ich brauche nicht gerade jetzt an ihn zu denken. Heute Abend bin ich allein mit mir und meiner Melodie, und heute Abend ist nicht morgen.
    Nach einer kleinen Weile war es dem Mumrik gelungen, Mumin­troll ganz und gar zu vergessen. Er hielt Ausschau nach einem schönen Lagerplatz, und als er im Wald einen Quell plätschern hörte, machte er sich sofort dahin auf.
    Zwischen den Stämmen war das letzte rote Sonnenlicht erloschen. Langsam und blau kam nun die Dämmerung. Der ganze Wald war blau, und die Birken wanderten wie weiße Säulen tiefer und tiefer hinein in das Dämmerlicht.
    Der Quell war gut. .
    Klar und braun tanzte er über alte Laubreste aus dem vergangenen Jahr oder durch vergessene Eistunnel, er machte einen kleinen Abstecher ins Moos und stürzte dann kopfüber in einem kleinen Wasserfall auf weißen Sandboden. Manchmal summte er wie eine Mücke, und manch­mal versuchte er groß und drohend zu klingen. Schließlich aber gurgelte er mit ein wenig Schneewasser und lachte über alles. Der Mumrik stand da und horchte ins feuchte Moos hinein. Der Quell muss mit hinein in mein Lied, dachte er. Als Refrain vielleicht. Im gleichen Augenblick löste sich am Rand ein Stein und veränderte die Melodie des Wassers um eine Oktave.
    Gar nicht schlecht, dachte der Mumrik bewundernd. So soll es klin­gen! Mitten drin ganz einfach eine neue Tonart. - Ob ich für den Bach nicht lieber ein eigenes Lied machen sollte?
    Er kramte seinen alten Kochtopf hervor und füllte ihn an dem kleinen Wasserfall. Dann ging er unter die Tannen, um Brennholz zu sammeln. Der Wald war nass von der Schneeschmelze und dem Frühlingsregen, und der Mumrik musste in einen dichten Windbruch kriechen, um trockenes Holz zu finden.
    Gerade streckte er die Pfote aus, da schrie jemand auf, flitzte unter den Tannen hindurch und wimmerte noch lange in den Wald hinein.
    Mh, mhm, murmelte Mumrik vor sich hin, überall Geziefer und Ge­tier, unter jedem Busch! Immer dasselbe! Merkwürdig, dass alle immer so aufgeregt sein müssen. Je kleiner, desto wuseliger!
    Er grub eine trockene Baumwurzel aus, sammelte etwas Kleinholz und baute dort, wo der Bach einen Bogen machte, in aller Ruhe ein La­gerfeuer. Das Feuer brannte sofort, denn der Mumrik war daran ge­wöhnt, sein Essen selbst zu kochen. Er tat es nie für andere, außer wenn er dazu gezwungen war. Aus dem Essen der anderen machte er sich auch nichts. Die anderen wollten beim Essen immer reden. Außerdem hatten sie eine Schwäche für Tische und Stühle und benutzten womöglich Servietten. Von einem Hemul hatte man ihm sogar erzählt, dass er sich zum Essen umziehe! Aber das war wohl eine Verleumdung.
    Der Mumrik verzehrte seine dünne Suppe, und dabei ruhten seine Augen auf dem grünen Moos unter den Birken aus. Nun war die Melo­die ganz nah, man brauchte sie nur am Schwanz zu haschen. Aber er hatte Zeit, er konnte warten, denn sie war eingekreist und konnte nicht mehr entschlüpfen. Erst abwaschen und dann die Pfeife, und dann, wenn das Feuer nur noch glühte und die Nachttiere im Walde einander riefen - dann war es Zeit, ein Lied zu machen.
    Der Mumrik war beim Ab waschen, er spülte den Kochtopf im Bach aus. Da erblickte er das Tierchen. Es saß auf der anderen Seite des Baches unter einer Wurzel und äugte unter den zerzausten Stirnfransen hervor. Die Augen waren furchtsam, folgten aber aufmerksam jeder Bewegung des Mumrik. Zwei schüchterne Augen unter einem Haarwuschel! Un­gefähr so, wie die Leute aussehen, wenn man mit ihnen nicht rechnen kann.
    Der Mumrik tat, als habe er das Tierchen nicht gesehen. Er scharrte die Glut zusammen und schnitt etwas Reisig für einen Sitz zurecht.
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