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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst
Autoren: Anselm Grün
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im Chaos des Diskutierens. Und es gibt Menschen, die gar nicht
     aufhören, zu argumentieren. Und vor lauter Argumentieren versteht man gar nichts mehr. Sie benutzen ihre Intelligenz, um alles komplizierter werden zu
     lassen. Solche Diskussionsteilnehmer können uns manchmal auf die Nerven gehen. Wir haben den Eindruck, dass sie so kompliziert reden, um sich über die
     anderen zu stellen und um ihr Wissen herauszustellen. Aber zugleich ahnen wir, dass hinter ihren komplizierten Reden gar nicht so viel wirkliches Wissen
     steckt.
Wenig Worte
    V ielredner schaffen mit ihrem vielen Reden keine Verbindung zu den anderen. Im Gegenteil: Sie spalten die
     Menschen. Sie halten sich die anderen mit ihren vielen Worten vom Leib: »Um einander zu verstehen, brauchen die Menschen nur wenige Worte. Viele Worte
     brauchen sie nur, um sich nicht zu verstehen.« So eine indianische Weisheit, die universal gültig ist. Wenige Worte, die der andere versteht, schaffen
     eine tiefe Beziehung zum anderen. Worte sind Träger der Kommunikation. In Worten kommen wir uns näher. Aber wenn einer gar nicht aufhört zu reden, haben
     wir den Eindruck, dass wir keinen Fuß in die Tür zum anderen bringen. Wir finden keinen Kontakt zu ihm. Er hält uns mit seinen vielen Worten auf
     Distanz. Seine Worte schaffen keine Kommunikation. Sie wollen vielmehr verwirren, damit ich mich im Nebel der Worte verliere und dem anderen nicht zu nahe
     komme.
Seligste Tage
    E in wichtiges Thema der Einfachheit ist das einfache Leben, der einfache Lebensstil. Der ist heute für
     viele Menschen, die bewusst leben, selbstverständlich geworden. Es ist kein Zeichen von Armut oder Einfallslosigkeit. Vielmehr hat ihr einfaches Leben
     eine eigene Qualität. Anspruchslose Schlichtheit führt zur Zufriedenheit und zu einer Schönheit und Klarheit des Lebens. Von diesem einfachen Leben sagt
     Jean Paul: »Man kann die seligsten Tage haben, ohne etwas anderes dazu zu gebrauchen als blauen Himmel und grüne Frühlingserde.« Einfachheit hat für Jean
     Paul mit Seligkeit zu tun. Wer den blauen Himmel und die grüne Frühlingserde genießen kann, für den ist die einfache Lebensweise ein Weg zum wahren
     Glück.
Alles geschenkt
    L ao-Tse, der große chinesische Weise, hat die einfache Lebensweise als Anspruchslosigkeit und
     Genügsamkeit im Blick, wenn er schreibt: »Wenn du erkennst, dass es dir an nichts fehlt, gehört dir die ganze Welt.« Wenn ich genug habe an dem, was mir
     Gott geschenkt hat, an meinem Leib und meiner Seele, an den Menschen, mit denen ich lebe, und an den Dingen, die ich besitze, dann gehört mir die ganze
     Welt. Ich bin einverstanden mit der Welt und so bin ich auch eins mit ihr. Und wenn ich eins mit der Welt bin, dann gehört sie mir. Ich fühle mich zur
     Welt zugehörig. In dem einen Augenblick, in dem ich achtsam durch den Wald gehe und den Duft der Bäume rieche, bin ich eins mit der ganzen Welt und
     letztlich eins mit dem Schöpfer des Alls. Und in diesem Augenblick habe ich das Gefühl: Alles gehört mir. Alles ist auch für mich da, mir gegeben von
     Gott, der auch mich geschaffen und mich mit seinem Geist erfüllt hat.
Der wahre Meister
    M anche beschreiben die Spiritualität als komplizierten Weg. In einer Zen-Geschichte wird deutlich, dass
     Spiritualität darin besteht, einfach das zu tun, was gerade stimmt: »Drei Zenschüler waren in Sorge, welcher ihrer Meister der frömmste sei. ,Meiner ist
     so fromm, dass er tagelang fasten kann‘, sagte der Erste. ,Nicht schlecht‘, sagte der Zweite. ,Meiner ist so fromm, dass er nächtelang in der Meditation
     durchwacht.‘ ,Mag ja sein‘, sagte der Dritte. ,Mein Meister ist so fromm, dass er isst, wenn er hungrig ist, und schläft, wenn er müde ist.‘«
    Die wahre Frömmigkeit – so sagt uns diese Zen-Geschichte – besteht darin, einfach das zu tun, was gerade stimmt. Es geht nicht darum, aus seiner
     Spiritualität etwas Besonderes zu machen. Sie drückt sich vielmehr darin aus, einfach zu tun, was gerade dran ist.
Ruh in dir
    D ag Hammarskjöld hat als Uno-Generalsekretär viele Gedanken aufgeschrieben, die sein Leben prägten. Die
     Welt war erstaunt, als sein Tagebuch nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Da zeigte sich der Politiker als spirituell suchender Mensch, ja als
     Mystiker. In einer komplizierten, von gegensätzlichen Interessen und Motiven geschüttelten und schwer durchschaubaren Welt hat er immer wieder auch über
     das Thema der Einfachheit nachgedacht. Eines
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