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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst
Autoren: Anselm Grün
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alles verwandelt. Das ist der alles entscheidende Punkt, denn diese
     Kraft ist Liebe, die mein Leben stark machen kann, heilig, unberührbar, ganz. Wer das realisiert, der kann anders leben.
    Auch wenn es keine Rezepte für ein solches Leben gibt und keine systematisch ausformulierten Anweisungen, so hat diese Sicht doch ganz praktische
     Konsequenzen für den Alltag, für den Umgang mit uns selber, für unsere Arbeit, für Beziehungen zu anderen Menschen, für unser Verständnis und unsere
     Gestaltung von Zeit. Und für unsere Einstellung zum Leben überhaupt.
    Der Kern des Glücks ist für Anselm Grün: Sei, der du bist – aber kreise nicht ständig um dein Ego. Mach dir nichts vor. Akzeptiere, dass du kein Held
     bist, und nimm dich nicht so wichtig. Arbeite an deinen Schwächen. Aber verbeiße dich nicht insie. Lass sie los. Nimm dich an mit deinen
     Ungereimtheiten, deinen Gegensätzen. Denn nur wenn du es mit dir selber aushältst, kommst du weiter. Nur dann wirst du menschlich. Wer barmherzig mit sich
     selber ist, kann auch zu anderen gut sein.
    Wer bei sich ist, kann dann auch für andere zum Segen werden. Entzieh dich also den Erwartungen, die andere an dich stellen. Lebe selbst, und lass dich
     nicht von äußerem Druck bestimmen. Pass dich nicht an, sondern suche den Einklang mit dem tiefsten Kern in dir – und du wirst die Harmonie nicht nur mit
     dir selber finden, sondern sie auch wieder ausstrahlen können. Suche tiefe Beziehungen und nimm sie als Geschenk: in der Freundschaft und in der
     Liebe. Trau jeder Liebe – und geh ihr auf den Grund. Nur mit dem Herzen siehst du gut.
    Arbeit und Kontemplation gehörten für die Mönche immer schon zusammen. Von ihnen können wir noch heute lernen. Also sei aktiv. Gib deiner Arbeit Sinn,
     aber geh nicht in ihr auf. Auf die Balance kommt es an im Leben. Nütze die Zeit, um dich und andere zu finden. Verlier dich nicht im Alltagsstress. Such
     die Stille. Wer sich wandeln will, wer reifen und wachsen möchte, der braucht den Raum der Ruhe. Gib deiner Seele Atem. Lass dich nicht von Niederlagen
     und Verwundungen nieder drücken. Alles kann zur Chance werden.
    Im Zentrum dieser Lebenskunst steht ein Urvertrauen, das sagen kann: Sorge dich nicht. Lebe jetzt. Sei ganz im gegenwärtigen Augenblick – und genieße
     ihn. Das meint nicht Hätschel-Wellness für verzärtelte Seelen. Das heißt vielmehr: Wach auf zum Leben. Sei nicht ständig woanders, sondern hier, bei dir,
     bei dem Menschen, der dir nahe steht, bei dem, was gerade wichtig ist. Klammere dich nicht an das, was einmal war. Lass gut sein.
    »Schwerer werden. Leichter sein.« Beides kann zusammengehen: das Loslassen und die Fülle, der Himmel und die Erde, Zeit und Ewigkeit,
     Menschliches und Göttliches. Die Kunst liegtdarin, offen zu sein für beides und die Balance zwischen den Polen immer wieder neu zu
     gewinnen.
    Ist diese Lebenskunst schwer? Ja und nein. Am Ende aber ist sie von einer überirdischen Heiterkeit, die die Schwebe hält zwischen Himmel und Erde. Für
     Anselm Grün kulminiert Lebenskunst nämlich in einem Augustinus-Wort. »Lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mir dir nichts anzufangen.«
    Das erinnert – über die Zeiten hinweg – an ein Wort Friedrich Nietzsches: »Das Gute ist leicht. Alles Göttliche läuft auf zarten Füssen.« Solche
     beschwingte, erlösende Leichtigkeit, hier und jetzt und im eigenen Leben, – das wäre der Himmel auf Erden.

Der Kern des Glücks –
sei, der du bist
    Nimm dich an,
sei gut zu dir

Der Kern des Glücks
    »Der Kern des Glücks: der sein zu wollen, der du bist.«
    (Erasmus von Rotterdam)
    I n meiner Jugend habe ich berühmten Vorbildern nachgeeifert. Ich wollte unbedingt so belesen und so
     scharfsinnig sein wie der große Theologe Karl Rahner, und mein Traum war, so singen zu können wie der strahlende Tenor Fritz Wunderlich. Ich weiß heute
     natürlich: Wer sich an nur den Sternen orientiert, kann leicht die Bodenhaftung verlieren. Aber es stimmt immer noch auch dies: Vorbilder haben einen
     Sinn. Sie werden zwar im Lauf eines Lebens wechseln – und sollen das auch. Aber ein motivierender Ansporn geht auf jeden Fall von ihnen aus, auch wenn im
     Verlauf der Entwicklung die Umstände sich ändern und die Ziele andere werden – und damit auch die Vorbilder. Vorbilder fordern mich immer auch dazu
     heraus, an mir zu arbeiten. Und sie helfen mir dabei, auch innerlich weiterzukommen. Aber: Wenn ich nur auf sie fixiert bin,
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