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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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zum Verkauf auf den Markt. Mißvergnügt sahen Quartus' Legionäre zu. Jene Sklaven stammten von einem geenterten kilikischen Piratenschiff, kräftige, trotzig dreinschauende Kerle mit Dutzenden alter und frischer Narben. Die eigene Beute hingegen...
    Man grüßte sich nicht. Marine und Heer hielten einander für feige und minderwertig, das war von alters her so üblich.
    Trotz der frischen Seeluft quälten Teto immer noch Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwäche. Vor den Augen tanzten bunte Kreise, kaum wußte er, was mit ihm geschah.
    Inzwischen war es höchste Zeit, mit dem Verkauf zu beginnen. Ein Hornsignal gab das Zeichen, die Tore für das Publikum öffneten sich. In Scharen strömten Schaulustige und Interessenten herein.
    Die wenigsten Zuschauer waren imstande, sich einen oder gar mehrere Sklaven zu halten. Auch wenn ihre Togen alt, abgetragen und mehrfach geflickt waren, gaben sich viele den Anschein, zu den Käufern zu gehören.
    Neugierige und gleichgültige Blicke glitten über die Gefangenen. Bisweilen trat jemand näher und betrachtete diesen oder jenen Angeketteten genauer. Erste Geschäfte wurden abgeschlossen, und der Marktschmied bekam zu tun. Er löste die Fesseln von der Mauer und übergab sie dem neuen Herrn - zumeist aber dem Sklavenaufseher, der diesen begleitete. Wer reich genug war, beschmutzte sich nicht mit solcher Tätigkeit die Hände.
    Niemand kümmerte sich um Teto. Hin und wieder schaute der Besitzer mit grimmiger Miene herüber, denn offensichtlich hatte er das Kupfer umsonst ausgegeben. Auch die Stimmung seiner Kameraden war schlecht. Nur wenige hatten ihre Sklaven verkauft, und zu welch niedrigen Preisen!
    Höher und höher stieg die Sonne, strahlte immer heißer, denn die Wölkchen der vergangenen Nacht hatten sich aufgelöst. Gleißendes Licht, von den weißgekalkten Wänden reflektiert, erinnerte drängend an die Essenszeit. Kein Wunder, daß sich die Käufer entfernten, um die ärgste Stunde im Kühlen zu verbringen.
    „Sieht so aus, als ob wir nicht viel losschlagen werden", sagte einer der Legionäre.
    „Nachmittags ist gewöhnlich mehr los", tröstete ihn Glabrus, der Vertreter des Decurios. „Außerdem habe ich Sibalus noch nicht gesehen. Sobald der eintrifft, kauft er gleich zwanzig, dreißig Stück ein. Er hat erstklassige Verbindungen zu den Bergwerken am Bätis."
    Bald brach sich die aufgestaute Verärgerung erneut Bahn. „Bei Jupiter! Da kommen Gauner, die sich Kaufleute nennen und uns die Sklaven zu unverschämt niedrigen Preisen abnehmen. In Rom handeln sie nachher mit dreihundert Prozent Gewinn."
    „Richtig!" Der erste Legionär kam wieder zu Wort. „Und außerdem: Was wir noch gut verkaufen könnten, haben die Vorgesetzten eingesteckt."
    „Ich bekam nichts Besonderes", wandte Glabrus ein.
    „Wer redet von dir? - Aber habt ihr das Mädchen gesehen, das Quartus für sich beiseite schaffen ließ?"
    „Habe ich." Der andere zeigte sich plötzlich von seiner wortkargen Seite. Bewies man ihm üble Nachrede gegenüber Vorgesetzten, würde das schwerwiegende Folgen für seine Laufbahn haben. Daß sich der Marktbesitzer näherte, kam ihm darum äußerst gelegen. Jedermann wußte, daß dieser und Quartus miteinander bekannt waren.
    Der Dicke kam stracks heran und zwang ein falsches Lächeln auf seine Lippen. „Nun, teure Freunde, wie war das Geschäft? Ihr seht traurig aus - sollte es nicht nach Wunsch' gegangen sein? Das würde ich sehr bedauern."
    „Man sieht dir dein Mitleid an", versetzte ein Legionär. „Was willst du von uns? Rede nicht so lange drum herum!"
    „Damit ihr nicht so hoffnungslos herumsitzt... Euch zuliebe würde ich selbst gern dem einen oder anderen die Beute abkaufen. Aber ihr macht mir gewiß ein günstiges Angebot mit reellen Preisen, einverstanden?"
    „Was verstehst du darunter?" erkundigte sich einer, ohne den Kopf zu wenden.
    „Nun, ich dachte... Achtzig Kupferstücke für ein Kind?"
    „Dann wünschen wir dir viel Erfolg", sagte Glabrus beinahe gleichgültig. „Wer ist mit Würfeln an der Reihe?"
    Der Marktbesitzer kannte seine Lieferanten und nahm die Absage als das, was sie war, als ein Manöver. Was zu erwidern war, wußte er dank langer Erfahrung. „Kein Interesse?" fragte er.
    „Doch, aber um uns ausplündern zu lassen, sind wir nicht hergekommen. Zahle anständig, und ich rede anständig mit dir!"
    Der Händler wollte einen Fluch ausstoßen, beherrschte sich jedoch. „Aber wir werden doch nicht streiten...", sagte er
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