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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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heuchlerisch. „Falls ich auf jegliche Gewinnspanne verzichte, könnte ich vielleicht bis auf hundert Kupferstücke..."



„Du machst dich lächerlich! Hundertzwanzig wäre bereits ein großmütiges Geschenk an dich. Kein bißchen weniger!" erklärte Glabrus als Wortführer der Legionäre. „Uns kannst du nichts erzählen... Wir kennen dich zu gut. - Zahlst du nun hundertzwanzig je Kind oder nicht?"
    „Ja..., ja doch. Wenn ihr mich, den guten Bekannten, unbedingt ausrauben wollt..."
    „Was für Kinder brauchst du?"
    „Mädchen. Geprüft makelloses Material, versteht sich. Ein Freund von mir sucht sie. - Haltet den Mund deswegen, ja?"
    Alle hätten bei Jupiter beschworen, daß jener Freund der Händler selbst sei. Doch was scherte sie das? Man ging die Reihen durch, etliche Sklaven wechselten den Besitzer und wurden unverzüglich fortgebracht. Die verzweifelten Schreie beachtete niemand.
    Nebel lag vor Tetos Augen. Fast betäubte die mittägliche Hitze den Jungen. Er sah so gut wie nichts mehr, und seine Kopfschmerzen kehrten in Abständen wieder.
    Überraschend tauchte ein Gesicht in seinem Blickfeld auf, scharf geschnitten und eckig in seiner Magerkeit. Es gehörte einem hochgewachsenen Römer, dessen Toga ein roter Streifen zierte. Der Mann hatte die Sklaven nur eines flüchtigen Blickes gewürdigt und schickte sich an, dem Marktbesitzer den Gruß zu entbieten, als er plötzlich zusammenschrak und den iberischen Jungen wie ein Wunder anstarrte.
    Teto sah stumpf vor sich hin; nur schlafen wollte er, tief und lange schlafen. Wer da vor ihm stand, war ihm gleichgültig.
    Desto größere Aufmerksamkeit schenkten die Legionäre dem vornehmen Römer. Sie grüßten ehrerbietig. Ein richtiger Senator erschien auf dem Markt von Tarraco! Zwar hatte dieser und jener gehört, daß Lucius Fulvius Flaccus mit einem Sonderauftrag des Senats in die Provinz gekommen war; aber ihm Auge in Auge gegenüberzustehen, hätte sich niemand träumen lassen. Adlige mieden gewöhnlich einfache Legionäre.
    Dicht hinter dem Senator hielten sich zwei Diener. Auch sie warfen scheue Blicke auf den Jungen.
    Halblaut klangen fremde Worte an Tetos Ohr. Sie weckten kein Verständnis. Auch als sich der Adlige mit einem Diener entfernte, reagierte Teto nicht. Ihm entging sogar, daß Fulvius Flaccus jenen Legionär aufsuchte, dessen Name auf dem Zettel am Hals zu lesen war.
    Teto nahm ebenfalls nicht wahr, wie sich ihm eine reichgekleidete, bildschöne Dame zuwandte und ihn eingehend betrachtete. Als sie näher trat, um die körperliche Beschaffenheit des Knaben zu prüfen, kam es zu einem Wortwechsel mit Flaccus' Diener. Zunächst behandelte die Römerin den Sklaven verächtlich und wollte ihn einfach beiseite schieben, doch dann kehrte der Senator zurück und scheuchte sie mit einer befehlenden Geste und einigen unmißverständlichen Worten davon. Unterdrücktes Kichern breitete sich ringsum aus. Die Gaffer, die Agenten der Handelshäuser und einige Legionäre grinsten. Viele kannten die Dame; durch wenige geflüsterte Erklärungen erfuhren die anderen, daß selbst die in dergleichen Dingen nachsichtige Provinzverwaltung empört war, was in ihrer Villa geschah. Nun gut, sie war reich; aber Flaccus hatte ihr trotzdem die Meinung gesagt...



Hier und da beeilten sich eifrige Bettler, den großzügigen Senator zu preisen. Das aber schien dieser zu überhören, jedenfalls griff er nicht in den Geldbeutel. Daher erlosch der Jubel alsbald wieder.
    Der Marktschmied kam herbei und durchtrennte die Kette des Jungen. Teto blieb gleichgültig. Erst als einer der beiden Diener ihm die Hand auf die Schulter legte und ihn mit sanfter Gewalt emporzog, öffnete er wieder die Augen.
    „Wie heißt du?" fragte der Senator. Das Iberische sprach er unvollkommen aus, aber man verstand ihn.
    „Ich..., ich weiß nicht", stammelte Teto und preßte die Hände gegen die Schläfen.
    „Hm. - Hast du vielleicht Verwandte hier?"
    Verständnislos schaute der Junge den hageren Römer an. Hatte er Verwandte? Wo? Wen? Wer war er? Nicht einmal darauf konnte er Antwort geben.
    „Ich weiß nicht... Oh, mein Kopf!" Eine neue Welle des Schmerzes brandete heran, und wieder quollen Tränen aus den Augen. Es wurde dunkel um Teto, und er schwankte.
    Ein lateinischer Befehl des Senators, und einer der Diener führte Teto davon. Fast mußte er ihn tragen, so wenig gehorchten dem Jungen die Füße.
    Erstauntes Getuschel blieb auf dem Markt zurück, der sich in den abendlichen Stunden
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