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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen
Autoren: Rolf Krohn
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wieder füllte. Nach reiflichen Erwägungen hatten sich Kaufleute zu Entschlüssen durchgerungen, die Agenten kannten ihre Aufträge, und die Vornehmen verließen ohnehin erst in der Abendkühle ihre Prunkvillen. Noch lange aber wurde dies und das über den merkwürdigen Einkauf des Fulvius Flaccus geredet. Niemand begriff diesen Handel, zuallerletzt der zufriedene Verkäufer. Immer wieder schaute der Legionär in den Geldbeutel. Waren die Silbermünzen nicht doch ein Spuk? Mit dem zehnten Teil des Preises hatte er gerechnet! Bei Pluto, was fand der Senator an einem kranken Barbarenbengel?
    Einige Tage später verließ Lucius Fulvius Flaccus die Provinzhauptstadt Tarraco. Sein Auftrag war erledigt, nichts hielt ihn in Iberien. Daß sich sein Arzt um den jungen Teto kümmern mußte, verstand sich bei dessen schwerer Gehirnerschütterung von selbst.
    Welche Bewandtnis es mit dem Kauf des Jungen hatte, wußten ohnehin nur der Senator und seine vertrautesten Sklaven, und die schwiegen. Im Übrigen hatte sich der Hausherr noch nicht endgültig entschieden. Vorher mußte er mit dem Priester des Jupitertempels in Rom sprechen, denn allzu merkwürdig erschien ihm das Erlebte. Außerdem gab es rechtliche Probleme zu bedenken, und seine Verwandten würden sich bestimmt nicht über den Plan freuen, geriet doch ihre Erbschaft in Gefahr.
    Am allerwenigsten wußte der kleine Iberer, was sein Dasein derart tiefgreifend verändert hatte. Immer noch peinigten ihn die Kopfschmerzen, Nachwirkungen jenes wuchtigen Speerhiebes; und der Arzt behauptete, nie mehr würde sich Teto an alles erinnern, was er zuvor gesehen, gehört, erlebt hatte.

DER CENTURIO

...im Jahre 611 römischer Zeitrechnung
In Rom
    Die zwei Männer verbeugten sich devot vor der monumentalen Jupiterstatue, als sie die Curia verließen. Mit Ehrfurcht oder gar Glaube hatte dies nichts zu tun - Gewohnheit und das Begehren, damit guten Eindruck zu erwecken, bewogen sie dazu. Offensichtlich gehörten die beiden zu den vornehmen Kreisen. Der eine, noch junge, trug sogar die rotgestreifte Toga und die Abzeichen des Censors ; das Kleid des anderen war ebenfalls aus teuerstem Stoff und glänzte fleckenlos.
    Sie sagten wenig, schienen in den Anblick der Gebäude und Statuen versunken. Nur wenn niemand sie hören konnte, sprachen sie miteinander.
    „Mein lieber Cajus Menetius!" Der Censor lächelte liebenswürdig, als wollte er etwas verschenken. „Wir beide wissen doch, daß da eine Sache offen ist, nicht wahr? Ich sehe, du verstehst mich. - Im übrigen ist die Angelegenheit in Tarraco völlig ungefährlich und für uns sogar dringend. Du würdest dir den Senat zu Dank verpflichten. Das ist viel, nur wenige können dies von sich behaupten.“
    Die Drohung war überflüssig, lange vorher hatte der Zuhörer begriffen. Aber er kannte seinen Wert und also auch seinen Preis. Zu verhindern war die Reise sowieso nicht mehr; es galt, das Leben so teuer wie irgend möglich zu verkaufen. „Wenn deine Legionen außerstande sind zu siegen, Herr, wie soll ich einzelner das ausgleichen?" fragte er und registrierte befriedigt den wütenden Seitenblick des anderen. Sollte doch der großmächtige Censor spüren, daß man andere nicht ungestraft demütigte. „Möglich ist es, und ich erbiete mich freiwillig dazu", fuhr er fort, „doch eine solche Aufgabe erfordert... Wie drücke ich das zweckmäßig aus?"
    „Reicht es dir nicht, wenn wir dich aufnehmen und dich nicht abschieben nach irgendwohin oder gar nach Samos? Soweit man mir sagte, warten dort Richter auf dich."
    Cajus Menetius wußte das ebensogut und besser. Dennoch zuckte er die Achseln. „Herr, wir wollen uns gegenseitig nicht für dümmer als die Statue da drüben halten. Du schickst mich in ein Unternehmen, bei dem ich euch Senatoren vielleicht eine ganze Provinz einbringe. Mein Teil dabei ist das Risiko, gegebenenfalls den Kopf zu verlieren. Du weißt selbst, wie schlecht die Chancen stehen. Glaubst du nicht, ich könnte es bei solchen Aussichten vorziehen, meinen Hals freiwillig in die Schlinge eines samischen Gerichts zu stecken? Das Ergebnis wäre dasselbe, aber ich sparte mir Mühe - und ihr könntet die Iberer nicht unterwerfen. Censor, du verstehst viel vom Handel: Dieser Preis ist zu gering."
    „Ich kann dir das römische Bürgerrecht anbieten."
    „Publius Cornelius Scipio!" Der Erpreßte wurde förmlich. „Mich solltest du nicht mit Brosamen abspeisen. Ich bin keiner deiner Sklaven, ich bin Grieche und dem Meßbaren
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